Pfarrer Peter Schulthess

«Gott schickt seine Engel, um uns zu begleiten»

Engel spielen in der Weihnachtsgeschichte und vielen anderen Berichten der Bibel eine zentrale Rolle im Leben der Menschen. Und sie spielen sie auch heute noch, glaubt Peter Schulthess, Pfarrer in Pfäffikon ZH. Er schreibt in seinen Büchern über ausserordentliche Erfahrungen mit Engeln.
Peter Schulthess
«Es gibt mehr – Erfahrungen mit einer unsichtbaren Wirklichkeit» – Peter Schulthess
Pfarrer und Autor Peter Schulthess

idea Spektrum: Seit rund 20 Jahren sammeln Sie Berichte von Menschen, die von übernatürlichen Erfahrungen erzählen. Wie viele sind es genau?
Peter Schulthess:
Leider kann ich keine genauen Zahlen nennen. Manche Berichte wurden mir auch in seelsorgerlichen Gesprächen erzählt und nicht für die Öffentlichkeit freigegeben.

Ist Ihnen persönlich schon ein Engel begegnet?
1987 sah ich während eines Gebets und mit geschlossenen Augen in einer Art Vision Engel. Es würde zu weit führen, die speziellen, mich damals existentiell erschütternden Umstände hier zu schildern. Im Buch «Wie Engel begleiten» habe ich in Kapitel zwei mit dem Titel «Wendepunkt im Lebenslauf» ausführlich darüber geschrieben.

Was motiviert Sie, sich auf Spurensuche nach Engelwesen zu begeben?
Am Anfang stand – wie gesagt – ein eigenes Erlebnis. Danach las ich die Bibel, um zu erfahren, welche Bedeutung in ihren Schriften die Engel haben. Und siehe da: An wichtigen Wegmarken in der Geschichte von Menschen mit Gott waren Engel involviert. Dies gilt besonders für das Leben von Jesus. Engel erklärten, dass er der Messias sei. Engel informierten als Erste über seine Auferstehung.

Wenn Ihnen Menschen solche Geschichten erzählen, hören Sie dann einfach zu oder kommt es da auch mal zu tieferen Gesprächen über den Glauben an Gott?
Man kann kaum über Engel reden, ohne dass man auf Gott zu sprechen kommt. Die gemachten Erfahrungen sind oft derart tiefschürfend, dass sie tiefe Spuren im Leben hinterlassen, gerade auch was die Beziehung zu Gott betrifft.

Engel seien «dienstbare Geister» steht in der Bibel. Viele Berichte in Ihrem Buch «Es gibt mehr» bestätigen dies. Trotzdem – Engel helfen nicht immer. Haben Sie eine Antwort auf dieses Dilemma?
Warum sie einmal schützen und ein andermal nicht, darauf habe ich keine Antwort. Die Engel führen den Willen Gottes aus. Sie handeln nicht nach eigenem Gutdünken und auch nicht nach unserem Willen. Ob sie eingreifen oder nicht, sie tun es immer auf höhere Anweisung.

Der Engel-Hype in der Esoterik führte bei Christen zu Skepsis. Sie beschäftigten sich kaum noch mit dem Thema und überlassen das Feld den anderen. Sie scheinen das zu bedauern, warum?
Weil Jesus sehr mit Engeln in Verbindung gestanden ist. Er erklärte in Johannes Kapitel 1, Vers 51: «Ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen über dem Menschensohn.» Diese Aussage lässt den Schluss zu, dass da ein regelmässiger Kontakt stattgefunden hat. Zu erinnern wäre auch an seinen Aufenthalt in der Wüste, wo zu lesen ist, dass am Ende der Versuchungszeit Engel ihm dienten. In der Nacht vor seiner Verhaftung stand ihm ein Engel zur Seite und stärkte ihn. Auch in der Apostelgeschichte gibt es Schlüsselstellen in Bezug auf das Wirken der Engel. In einem Psalm heisst es in etwa: Gott hat seine Engel ausgeschickt, uns zu begleiten auf all unseren Wegen.

Soll man Engel anrufen, zu Engeln beten?
Man darf mit ihnen sprechen wie mit einem Freund, ihnen auch danken, dass sie da sind. Ich bete zu Gott und zu Jesus und zum Heiligen Geist.

Gemäss Bibel haben Engel keine Mittlerfunktion zwischen Mensch und Gott. Jesus ist der Weg zu Gott. Das heisst, die Boten Gottes müssten an sich auf Jesus hinweisen. Können Engel einen Menschen auf einen falschen Weg – an Jesus vorbei – führen?
Den Hirten auf dem Feld erscheint die ganze Engelschar, sie beten Gott an mit den Worten: Ehre sei Gott in der Höhe. Sie singen und jubeln, weil sie die Ankunft des Messias, des Erlösers auf Erden ankündigen konnten. Wer sich so über dieses Geschehnis freut und Gott in dieser lautstarken Weise ehrt, kann kaum ein Interesse daran haben, dass Menschen Jesus und seinen Vater nicht kennenlernen.

In der Bibel finden wir Engel, die sich von Gott abgewandt haben und als Dämonen – oder in verführerischer Gestalt als «Engel des  Lichts» – auftreten und widergöttliche Botschaften verbreiten. Haben Sie auch von solchen Erfahrungen vernommen?
In dieser Art wie Sie es schildern nicht. Aber es gab Begegnungen, wo es unheilvolle Beziehungen zu Gestalten in der unsichtbaren Welt gab und Personen wünschten, davon loszukommen. Wo immer die Würde und Autonomie des Menschen angetastet wird, sie getrieben und versklavt werden, ist Ungutes am Werk.

In Ihrem neuen Buch lassen Sie die Menschen ihre erstaunlichen Erlebnisse erzählen. Sie hinterfragen deren Interpretation nicht und bringen keine biblische Definition der Engel. Warum nicht?
Zunächst ist es kein dogmatisches Buch, in dem eine Lehre von den Engeln entwickelt wird. Sodann wollte ich aufzeigen, dass die Kommunikationsweise des Himmels mit uns Menschen sehr vielfältig ist und nicht einfach katalogisiert werden kann. Der Geist weht nicht nur wo er will, sondern auch wie er will. Will Gott einen Menschen ansprechen, wird er das auf eine Weise tun, wie dieser es verstehen kann. Manche Menschen haben den Eindruck, dass Gott noch nie zu ihnen gesprochen hat, weil sie nach biblischen Mustern suchen. Aber die Bibel enthält nicht alle Kontaktmöglichkeiten Gottes, weil sich ja auch die Zeitumstände verändert haben. Heute kann er zum Beispiel auch von einer Plakatwand durch ein nicht religiöses Inserat sprechen. Das gab es aber in biblischen Zeiten noch nicht. Zudem masse ich mir nicht an, alles verstehen und deuten zu können. Für Leserinnen und Leser gilt: Prüfet alles, das Gute behaltet.

Zum Buch: «Es gibt mehr» – Peter Schulthess
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Zum Thema:
Es gibt mehr ...: Pfarrer schreibt Buch über wundersame Erlebnisse

Datum: 12.12.2014
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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