«Jeder hat ein spirituelles Bedürfnis!»

Bis zu 400 Trucker, Biker und Countrygirls besuchen jeweils den Gottesdienst. Die «Jungfrau Zeitung» erinnert sich an die letztjährige Ausgabe, in der Hämmerly von einem Mann erzählte, der von seinem Onkel ein altes, ramponiertes Motorrad erbt. «Als er es repariert und eine Testfahrt unternimmt, stellt er plötzlich fest, dass das Bike keinen Sprit mehr braucht.» Dies sei eine Metapher für das Übernatürliche gewesen, für das Göttliche. Hämmerly damals: «Das Wort Religion bedeutet eben gerade Wiederverbindung. Die Beziehung zu Gott muss gepflegt werden, wie ein altes Motorrad. Dafür kann man daraus auch viel Kraft tanken.»

Kirche muss zu den Menschen

Hämmerly sei selber Biker, in seiner Garage in Habkern (BE) stehe eine alte BMW R 80 GS, die er liebevoll restauriert hat. Vor seiner Pfarrerlaufbahn war er unter anderem «Motfahrer» und Feldprediger in der Armee (820 Diensttage). Auch leitete er jahrelang Jägergottesdienste in Frutigen.

Als Pfarrer solle man nicht auf die Leute herabpredigen, bilanziert er in der «Jungfrau Zeitung»: «Von mir aus müssen nicht die Leute in die Kirche, sondern die Kirche zu den Leuten. Wichtig ist, dass sie sich in ihren Anliegen ernst genommen fühlen.» Er sei überzeugt, dass jeder Mensch ein spirituelles Bedürfnis hat und sich die Frage nach einem übergeordneten Lebenssinn stellt.

Publikum kann mitbestimmen

Sein Truckergottesdienst dauert rund eine Viertelstunde. Das Ende seiner fantastischen Geschichten kann das Publikum mitbestimmen, weiss die «Jungfrau Zeitung»: «Ich lasse sie aus drei verschiedenen Enden wählen», sagt Hämmerly. Auch das sei eine Metapher. «Das Schicksal ist ein Produkt aus eigener Anstrengung und Vorbestimmung. Wie es genau ausgeht, ist eben diese Frage, die wir uns alle stellen.»

Der Trucker-Gottesdienst findet am Sonntag, 30. Juni ab 10 Uhr im Westerndorf auf der Bühne 1 statt.