Session in Zypern

Papsttum trennt Katholiken und Orthodoxe

Die orthodoxen Kirchen und die römisch-katholische Kirche sehen vieles gleich. Doch der Anspruch des Bischofs von Rom, über allen Bischöfen zu stehen, trennt sie weiterhin.
Kuppel der orthodoxen Kirche von Mystras auf dem Peloponnes.
Paphos

Die vom 16. bis 23. Oktober in Paphos auf Zypern abgehaltene elfte Session der Internationalen Theologischen Kommission für den Dialog zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Kirche ist ohne vorzeigbare Ergebnisse vertagt worden. Sie soll im September 2010 in Wien fortgesetzt werden.

Am einwöchigen Glaubensgespräch zwischen Vertretern der abendländischen Westkirche und der Ostkirchen, die sich von der byzantinischen Reichskirche herleiten, nahmen 30 orthodoxe und 20 katholische Theologen teil (10 erschienen nicht). Moderiert wurde das Treffen von Kardinal Walter Kasper, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und Metropolit Ioannis Zizioulas von Pergamon, dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel.

Strittige Kernfrage

Bei der Begegnung wollte man in der strittigen Kernfrage der besonderen Rolle des Bischofs von Rom weiterkommen. Doch dieses Thema von päpstlichem Primat und Unfehlbarkeit erwies sich - nach mangelnder Vorbereitung - als zu schwierig, um in der einen Sitzungswoche einvernehmlich behandelt zu werden. Dank dem Geschick der beiden Moderatoren habe man einen möglichen oberflächlichen Kompromiss in dieser heiklen Frage vermieden, verlautete aus Beobachterkreisen.

Römischer Vorrang im 1. Jahrtausend?

Das gleiche Thema war bereits Gegenstand des letzten Treffens im Herbst 2007 in Ravenna. Am 13. Oktober 2007 hatten die Vertreter von Orthodoxie und römisch-katholischer Kirche ein Papier verabschiedet, in dem sie übereinstimmen, dass Rom in der Ordnung der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends (1054 kam es zur Trennung) "die erste Stellung einnahm und dass der Bischof von Rom deshalb der Erste unter den Patriarchen war". Er rangierte an erster Stelle der fünf grossen Sitze von Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem.

Annäherung

Allerdings bleibt in dem Dokument weiter offen, wie dieser Primat auf kirchlicher Universal-Ebene ausgeübt werden sollte. Man sei "uneinig in der Interpretation der historischen Belege aus dieser Zeit über die Vorrechte des Bischofs von Rom als Erster". Trotzdem wurde das Dokument als beachtliches Ergebnis der Annäherung zwischen West- und Ostkirche gewertet, allerdings mit dem nicht unwesentlichen Schönheitsfehler, dass die russisch-orthodoxe Kirche es nicht unterzeichnete.

Antipäpstliche Demos

In der Paulusstadt Paphos gab es während der Versammlung wüste Szenen von antipäpstlichen Demonstranten, an ihrer Spitze bärtige Priester und orthodoxe Nonnen, die in das kirchliche Tagungshaus einbrachen. Sowohl die zypriotischen Gastgeber der Session wie die Teilnehmer aus Griechenland, wo die antikatholische Stimmung am virulentesten ist, zeigten sich erleichtert, darauf hinweisen zu können, dass sie in Paphos nicht vor Rom kapituliert hätten.
Bearbeitung: Livenet

Datum: 27.10.2009
Quelle: APD

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