Nicht unnötig Zeit vergeuden

Wenn Perfektion zur Falle wird

Es gibt sie in allen Unternehmen: Die besonders kompetenten Mitarbeiter. Ohne sie wäre die Firma kaum so erfolgreich. Ihre hohen Anforderungen an die eigene Arbeit und die der anderen sind wichtig. Doch der Hang zur Perfektion ist zugleich die grösste Gefahr.
Perfektion

Darauf weist der Schweizer Laufbahnberater Urs R. Bärtschi hin. Er hinterfragt das ungebremste Streben nach Perfektion, das «zum kategorischen Imperativ des 21. Jahrhunderts» geworden sei (hier zitiert er Klaus Wehrle). Denn die überhöhten Anforderungen vergeudeten viel Kraft und Zeit.

Es geht um Kontrolle

Urs R. Bärtschi, Theologe und Inhaber der Firma «Coachingplus GmbH» (8424 Embrach, Schweiz) beschreibt den an Perfektion orientierten Arbeitstypen so: «Er hat alles im Griff und unter Kontrolle, sowohl sich selbst als auch seine Umgebung. Er arbeitet methodisch und fühlt sich gestört durch Abweichungen. Er liebt die Ordnung und Übersicht.»

Zugleich zeigt Bärtschi, dass solche Menschen mit ihrer Arbeit «nie ganz zufrieden» seien, «da es immer eine noch höhere Stufe der Vollkommenheit» gebe. Dadurch komme es bei der Arbeit immer wieder zu Verzögerungen: «Die gewissenhafte und vorbildliche Zeitplanung wird über den Haufen geworfen, wenn der Konsequente mit der eben fertig gestellten Arbeit nicht zufrieden ist. Immer und immer wieder wird an Details gefeilt, wodurch viel Zeit und vor allem Energie ,verloren‘ geht.»

Grenzen anerkennen

Aus der Falle der Perfektion finde nur der heraus, der Grenzen anerkenne. «Ein bisschen Unvollkommenheit ist gut. So bleibt der Mensch mit den Füssen auf dem Boden und kann andere sein lassen, wie sie sind». Denn: «Der Mensch kann in seiner Unvollkommenheit nicht eine vollkommene Wirklichkeit schaffen. Sie wird daher immer mit Irrtümern und Fehlern durchsetzt sein.» Menschen mit dem Hang zur Perfektion müssten trainieren ihr Denken zu verändern. Bärtschi nennt dazu folgende Haltungen:

  • Ich darf zu meinen Fehlern stehen. Es braucht Mut nicht perfekt sein zu wollen.
  • Durch ständige Fehlerorientierung, Selbstkritik und durch Vergleichen mit anderen werden wir nicht besser.

Es geht auch leichter

Wer lerne in dieser Haltung zu arbeiten, entgehe unnötigem Stress: «Mit etwas Unvollkommenheit lässt es sich leichter leben, und jeder wird besser vorwärts kommen. Mit etwas Unvollkommenheit können Sie sich geben, wie Sie sind, spontan und kreativ. Sie brauchen sich nicht zu verstecken. Sie werden Fehler machen und zeigen, dass Sie menschlich und unvollkommen sind. ,Es ist wie es ist.‘ Das gibt Gelassenheit. Diese Besonnenheit verändert die Anspruchshaltung an das Leben. Auch das zweit- oder viertbeste ist gut.»

80-20-Prozent-Regel 

Bärtschi schlägt vor, die meiste Zeit für die Bewältigung einer Aufgabe und nicht für Perfektion einzusetzen. Er nennt hier das «Pareto-Prinzip». Demnach sei nachgewiesen, dass 80 Prozent einer Aufgabe zumeist in 20 Prozent der Zeit geleistet würden. Die restlichen 20 Prozent der Aufgabe, die oft aus einer übersteigerten Erwartung resultierten, brauchten demgegenüber den grössten Teil der Zeit, also 80 Prozent.

Im Klartext bedeute das: «100-Prozent-Ansprüche brauchen ganz schön viel Zeit und Einsatz!», so Bärtschi. Das Problem verschärfe sich bei Menschen mit dem Wunsch nach Perfektion. «Das Pareto-Prinzip – richtig angewendet – führt zu einer Unmenge von Zeit, resümiert er. «In kurzer Zeit ist Effektivität und Effizienz möglich. Wo könnten auch mal Abstriche gemacht werden? Denken Sie nach und finden Sie die Abkürzungen. Wenden Sie das Prinzip so oft wie möglich richtig an!»

Datum: 14.04.2012
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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