Christen unter Schock

Christlicher Buchhändler in Gaza entführt und ermordet

Rami Ajjad, der den christlichen Buchladen im Gazastreifen führte, ist am Samstag, 6. Oktober, von Unbekannten entführt und ermordet worden. Der 26-jährige Buchhändler hatte mehrfach Morddrohungen erhalten. Ajjad hinterlässt seine schwangere Frau Pauline und zwei kleine Töchter.
Christen schildern Christen die Geschehnisse des Anschlags auf den christlichen Buchladen in Gaza.
Die Verwüstung im christlichen Buchladen von Rami Ajjad ist gross.

Ajjad hatte am Samstag bemerkt, dass unbekannte Männer in einem Auto wiederholt vor dem Laden durchfuhren und ihn beobachteten. Als er den Shop um vier Uhr schloss und zu einem Treffen mit dem Pastor der Baptistengemeinde wegging, wurde er entführt.

Hingerichtet

Nach einem Bericht rief er, bereits in der Hand seiner Kidnapper, seine Familie an und sagte, wenn er nicht in einigen Stunden heimkehre, werde er für sehr lange Zeit wegbleiben. Die Leiche wurde am frühen Sonntagmorgen in der Nähe des Teacher’s Bookshop im Zentrum von Gaza Stadt gefunden; sie wies Messerstiche und Einschüsse auf.

Dem Terror widerstanden

Ajjad, der nebenbei den Awana-Club der Baptistengemeinde leitete und ihr Kinder-Sommercamp durchführte, war zuvor mehrfach mit dem Tode bedroht worden. Der Buchladen, das einzige Schaufenster mit evangelischer Literatur für die 1,4 Millionen Bewohner des Gaza-Streifens, wurde Anfang 2006 zur Zielscheibe des Terrors. Am 3. Februar demolierten zwei kleine Sprengsätze die Türe. Die Betreiber fanden darauf die schriftliche Aufforderung, den Laden unverzüglich zu schliessen.

Populärer Laden

Darauf demonstrierten zahlreiche Anwohner für den 1998 eröffneten Laden. Als sich die Betreiber der Drohung nicht fügten, schritten die Terroristen zur Tat und verwüsteten den Shop am 15. April 2006 mit einer Bombe. Verletzt wurde niemand. Die Instandstellung nahm fünf Wochen in Anspruch. In den Lokalitäten gibt es Bibeln und christliche Literatur zu kaufen; Bibelstudien und Computerkurse werden angeboten. Die Palästinensische Bibelgesellschaft hilft seit 2003 den verarmten Einwohnern des Gazastreifens mit humanitären Projekten.

Witwe mit dem dritten Kind schwanger

Laut einem Christen, der Rami Ajjad kannte, war er ein freundlicher junger Mann, der durch seinen Glauben an Christus vielen ein Beispiel grossen Muts abgab. Nahestehende rufen dazu auf, für Pauline, die Töchter und seine hinterbliebenen Angehörigen zu beten und für die Christen in Gaza, die „dunklen Zeiten entgegensehen“, Kraft und Schutz zu erbitten. Die Minderheit steht unter Schock.

Christen unter Schock

Gemäss der Nachrichtenagentur AP hat das Innenministerium der Hamas, die seit Juni im Gazastreifen allein herrscht, den Mord verurteilt und eine Untersuchung eingeleitet. Die Täter sind unbekannt. Eine mysteriöse Gruppe „Schwert des Islam“ hat ähnliche Bombenanschläge auf Internet-Cafés in Gaza verübt. Die Zahl der Christen im von Armut und Gewalt gezeichneten Gebiet ist unter 5000 gesunken; manche Quellen gehen von noch 3000 aus. Dabei wird unterstrichen, dass Christen und Muslime hier über Jahrhunderte friedlich zusammenlebten.

Fremde Täter?

Rami Ajjad ist laut einem Insider der erste christliche Märtyrer (das Wort bedeutet Blutzeuge) im Gazastreifen seit vielen Jahren. Im Gespräch mit der amerikanischen Zeitschrift ‚Christianity Today‘ äusserte der Christ die Vermutung, der Anschlag sei nicht von Palästinensern, sondern von Extremisten mit Kaida-Verbindungen verübt worden. Sie seien darauf aus, muslimische Gebiete von allen Ungläubigen zu säubern, Christen wie Juden.

Rami Ajjad wurde am Sonntag beerdigt. Ein Freund sagte: „Er hat sein Leben gegeben für seinen Glauben, seine Würde und die Würde der Bibel und von Jesus Christus.“

Kommentar

Hamas schützt die Christen nicht

von Peter Schmid

Aktive Christen in Gaza müssen offensichtlich ohne den Schutz von Sicherheitskräften leben, dies obwohl sie seit eineinhalb Jahren terrorisiert werden.

Die Untat stellt der seit Juni allein herrschenden Hamas ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Sie hat den Kult der Gewalt gepflegt – und offenbar kann sie Auswüchse nicht verhindern. Will sie es? Mit der Aufklärung des Verbrechens ist es nicht getan. Wird die Lage der verbliebenen Christen in Gaza so unerträglich wie in grossen Teilen des Irak?

Die Christen weltweit sind aufgerufen zum ernsten, anhaltenden Gebet für die Brüder und Schwestern, die im finsteren Schatten der Gewalt leben, um ihren Mitmenschen Hoffnung anzubieten.

Website der palästinensischen Bibelgesellschaft

Mehr zu Gaza: blog.christianitytoday.com
und www.biblesociety.org

Datum: 09.10.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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