Ägypten

Islamisten vertreiben koptische Familien

Ägyptische Islamisten haben die Vertreibung von 62 christlichen Familien aus einem Dorf im Nildelta gefordert. Nach Brandanschlägen gab der reichste Vertreter der Minderheit am Ort klein bei und stimmte dem Weggang von acht Familien zu.
Koptische Häuser in Ameriya wurden von Muslimen in Brand gesetzt.

Ein Mob von 3‘000 Muslimen griff am 27. Januar Häuser der Kopten im Dorf Kobry-el-Sharbat bei Alexandria an. Geschäfte wurden geplündert und dann in Brand gesetzt. Vorwand für die Attacke war das «Gerücht», ein Kopte habe unziemliche Fotos einer muslimischen Frau auf seinem Mobiltelefon. Der Beschuldigte, der Schneider Murad Samy Girgis, verneinte dies und stellte sich aus Angst um sein Leben der Polizei. Darauf zündeten Islamisten seinen Laden und sein Haus an. Die Familie wurde verjagt.

Es folgten drei sogenannte «Versöhnungstreffen» in der lokalen Polizeistation. In ihnen forderten Vertreter der Salafisten und der Muslimbrüder schliesslich die Wegweisung aller koptischen Bewohner des Dorfs, da «muslimische Ehre verletzt» worden sei. Die Entschädigungsforderungen der von den Plünderungen und Feuern betroffenen Christen wiesen die Islamisten ab. Dass die Anschuldigungen offensichtlich fabriziert waren, scheint sie nicht zu kümmern. Die genannte Frau habe gegenüber der Polizei die Anschuldigung als haltlos bezeichnet und auf dem Mobiltelefon gebe es keine Fotos, sagte ein koptischer Aktivist laut der Assyrischen Nachrichtenagentur (AINA).

Gegen den reichen Kaufmann

Am 30. Januar 2012 schlugen die Fanatiker wieder zu und zündeten drei Häuser von Kopten an, während Sicherheitskräfte untätig zusahen, wie ein christlicher Rechtsanwalt bestätigte. Die Islamisten forderten die Vertreibung des reichen Kaufmanns Abeskhairun Soliman. Der Kopte müsse mit den Familien seiner vier Söhne den Ort verlassen. Soliman wurde beschuldigt, er habe bei der Attacke auf das Haus, in dem sich die Familie befand, in die Luft geschossen und so Aufruhr verursacht. Die Solimans konnten aus dem brennenden Haus entkommen und sich bei einer befreundeten muslimischen Familie verstecken.

Darauf forderten die Islamisten, acht Familien (Murad und Soliman und ihre Söhne) müssten bis zum 3. Februar 2012 gehen, sonst würden nach dem Freitagsgebet die restlichen 54 Familien auch vertrieben. Angesichts dieser Drohung erklärte sich Soliman dazu bereit und unterschrieb eine Vereinbarung, wonach der Besitz der Familie von einem Komitee unter Leitung eines Salafisten-Scheichs verkauft wird, ohne Solimans Mitwirkung.

Vertreibungsstrategie?

Die Vereinbarung wurde von Kopten und Bürgerrechtlern harsch kritisiert. Es gebe keine Rechtsgrundlage für solche «Versöhnungstreffen». Der Sprecher eines Freiheitsforums sagte, wenn die Behörden die Vereinbarung nicht aufheben sollten, werde es zu einer Flut von Vertreibungen kommen. Radikale Muslime verfolgten offenbar das Ziel, durch Terror Kopten aus Gebieten, wo sie in hoher Dichte lebten, zu vertreiben, ihren Besitz zu übernehmen und sie so wirtschaftlich zu schwächen.

Webseite:
Muslimrat in Ägypten vertreibt acht christliche Familien (in englischer Sprache)

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Datum: 13.02.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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