Versöhnung

Ein Weg zur Konfliktlösung?

Konflikte kommen meist von aussen und beeinflussen unser Leben massgeblich. Familien werden heute mehr denn je durch solche Konflikte zerrissen. Anders ist die Situation am Arbeitsplatz. In grösseren Betrieben hat man gewisse Regelungen vorgesehen, Konflikte zwischen Mitarbeitern vorzubeugen. Der Erfolg ist jedoch oft nur vordergründig.
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Wer kennt sie nicht – die Konflikte in der Familie und im Beruf?! Erfahrungsgemäss gibt es drei verschiedene Konfliktsituationen im Leben: der Konflikt mit anderen Menschen, der Konflikt mit sich selbst und der Konflikt mit Gott.

Konflikte in der frühen Kindheit

Ein erster gravierender Konflikt geschieht oft schon in früher Kindheit. Ein Beispiel: Ein Spielkamerad schlägt die Fensterscheibe des Kinderzimmers mit einem Stein ein und verkündet anschliessend überall, sein Kollege sei es gewesen. Dieser streitet es natürlich zu Recht ab, wird aber von seinen Eltern trotzdem bestraft, weil er kurz zuvor bei einem ähnlichen Vorfall ertappt wurde. Zurück bleibt eine tiefsitzende Bitterkeit und ordentliche Portion Selbstmitleid.

So entsteht eine typische Konfliktsituation, an der der Betroffene lange zu kauen hat und die das Verhältnis sowohl zu seinem Spielkameraden als auch zu seinen Eltern nachhaltig trübt.

Konflikte werden meist von aussen in unser Leben hinein getragen. Diese Art von Konflikten kommt oft unerwartet, gelegentlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie können einen geradezu umwerfen und aus der Fassung bringen.

Der Konflikt mit anderen Menschen

Bei Erwachsenen kann eine solche Konfliktsituation zwar etwas beherrschter und dennoch mit ähnlicher Wirkung ablaufen. Ein zunächst kleiner Ärger wird gesteigert zur Wut, bis es schliesslich zum Überkochen des aufgestauten Zorns kommt. Die Wirkung ist ähnlich der eines überkochenden Milchtopfs.

Da hört man zuerst ein Zischen. Ausrufe wie: «Jetzt reicht’s mir aber! Mir stinkt’s schon lange! Scheiss-Familie! Ich hau ab!» führen dazu, dass es tatsächlich stinkt wie bei übergekochter Milch. Familien werden heute mehr denn je durch solche Konflikte zerrissen. Aber gerade hier kann sich der Einzelne einer solchen Gemeinschaft nicht ganz entziehen, weil auch durch heftigste Konflikte die Familienzugehörigkeit niemals völlig ausgelöscht werden kann.

Konflikte am Arbeitsplatz

Anders ist die Situation am Arbeitsplatz. In grösseren Betrieben hat man gewisse Regelungen vorgesehen, Konflikte zwischen Mitarbeitern vorzubeugen. Der Erfolg ist jedoch oft nur vordergründig. Wie leicht schwelen die persönlichen Beziehungsprobleme lange nach und versauern das Betriebsklima.

Die Betroffenen spüren das wie eine Krankheit und bemühen sich um Heilung. Die einen versuchen es mit entsprechenden «Einreibungen» beziehungsweise Einreden: «Take it easy!», sagt der eine. «Ich bin ja nicht schuld», sagt der andere und der dritte setzt sich die «James Bond»-Maske auf – er steht eben über dieser miesen Sache.

Gerade im politischen Bereich und in entsprechenden Führungspositionen ist ein solches Maskenspiel sehr beliebt. Hat man sich eben noch im Parlament beschimpft, so drückt man sich an der Pressekonferenz in edler Friedenspose wieder die Hand.

Das kann lange Zeit ganz gut funktionieren, ist aber doch mühsam. Die Angst, irgendwie aus der einstudierten Rolle zu fallen, begleitet einen. Vor allem schafft man dadurch keinen Frieden, sondern gegenseitiges Misstrauen.

Der Konflikt mit mir selbst

Was aber tun, wenn bekanntlich «Der Frömmste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.»? Grösste Probleme hat man meist mit Menschen, die meinen, immer recht zu haben. Das Höchste, was sie zugestehen, ist ein «Ja, aber...» Das klingt etwa so: «Nun ja, ich sehe ein, dass ich nicht in allem ganz korrekt gehandelt habe, a b e r...» Mit diesem «Aber» drehen sie den Spiess um und machen deutlich, dass der Andere eigentlich der Schuldige ist.

Nach Auseinandersetzungen hilft es kaum weiter, Zorn erfüllt seines Weges zu gehen. Auch Resignation bringt nichts und schlägt letztlich auf einen selbst zurück. Das trifft besonders dann zu, wenn man wirklich Unrecht erleiden musste.

Mit Rachegefühlen, die oftmals nach frustrierenden Erlebnissen anschwellen, blockiert man nicht nur seine Beziehung zu eben diesen Menschen, sondern verlagert den Konflikt nach innen und hat diesen schliesslich mit sich selbst. Im Selbstmitleid gerät der Mensch in einen seelischen «Schmollwinkel» und beginnt sich selbst zu isolieren.

Man grollt der ganzen Welt, in der einen niemand zu mögen scheint. Selbstmitleid zeigt sich oft bei ich-schwachen Typen. Sie haben kein gesundes Selbstwertgefühl und eine entsprechend negative Selbstbewertung.

Heute bieten sich viele Möglichkeiten, den persönlichen Konflikten (mit sich selber) auszuweichen. Alkohol, Psychopharmaka, übermässiges Fernsehen bis hin zu harten Drogen.

Die Identitätskrise des modernen Menschen

Immer mehr spricht man von der «Identitätskrise des modernen Menschen», die meist dadurch ausgelöst wird, dass die innere Einheit der Seele gestört ist. Der Mensch braucht ein letztgültiges Fundament als zentrale Instanz, an die er sich in Krisen und Konfliktsituationen halten kann. Die Frage ist nur: Wer oder was verhilft mir zu einem solchen Fundament, das bis ans Lebensende trägt?

Mir scheint, dass immer mehr Menschen mit einem «inneren Vakuum» leben, das im seelischen Bereich eine ähnliche Funktion hat wie im physikalischen: Es sucht nach einer Füllung. Ein luftleerer Raum kann nicht leer bleiben, es sei denn, man verhindert künstlich die Auffüllung.

Für den seelischen Bereich gibt es ein grosses Angebot an Ersatzfüllungen. Sie reichen von Ideologien über verschiedene Sekten bis zu New Age. Früher oder später erweisen sie sich aber als Utopien, Enttäuschungen oder als gefährliche Irrwege.

Die Bibel sagt zu diesem Problem: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.»Matthäus-Evangelium Kapitel 4, Vers 4).

Der Konflikt mit Gott

Hier taucht die Frage auf: Ist dieser Konflikt nicht ausschliesslich ein Konflikt der religiösen Leute? Man dreht auch gerne den Spiess um und sagt: «Die Christen fliehen nur in den Glauben, weil sie mit der Welt nicht fertig werden.»

Aber eines Tages – manchmal erst in der letzten und schwersten Stunden des Lebens, im Sterben, – kommen für jeden Menschen diese grosse Lebensfragen hoch: War das alles? Geht es womöglich nach dem Tod weiter?

Es kann der Moment kommen, dass das "bisschen" angelernte religiöse Wissen und Verhalten nicht mehr als tragfähige Basis durch Krisen und Konflikte des Lebens hilft. Man fragt sich, ob es nicht mehr gibt als das blosse «Ja und Amen sagen» in der Kirche.

Oft liegt ein Konflikt mit Gott auch in dem falschen Gottesbild begründet, das man seit der Kindheit mit sich herumträgt. Gott wird zum gestrengen Vater im Himmel, der einem ordentlich auf die Finger klopft, wenn man ungehorsam war. Und man sagt sich: «Diesen vielen Geboten wirst du eh nicht entsprechen.»

Ein junger Mann beschrieb einmal sein Gottesbild folgendermassen: «Ich sehe immer wieder dieses riesige Auge Gottes in unserer Kirche, das mich überall hin verfolgt.» Nicht umsonst sagt uns die Bibel: «Du sollst dir kein Gottesbild machen.» Es würde immer schief hängen, denn Gott ist keine Figur oder Gestalt. Er steht weit über unserem Vorstellungsvermögen.

Aber er hat uns seinen Sohn Jesus Christus gesandt. Von ihm und durch das Wort Gottes in der Bibel können wir erfahren, wer Gott wirklich ist. Leider wecken solche Aussagen bei vielen Zweifel. Auch Zweifel sind meist Konflikte mit sich selbst. Sie sind auch nicht einfach so vom Tisch zu wischen. Schliesslich haben wir alle ein inneres Bedürfnis nach Wahrheit mitbekommen.

Wie Zweifel überwinden

Nun kann man sich, trotz allem Zweifel, auf ein Experiment einlassen und sagen: «Gott, wenn du lebst und wenn die Worte der Bibel wahr sind, dann müsste doch auch ich erfahren können, ob damit eine praktische Hilfe für mein Leben verbunden ist.»

Dazu ist es allerdings nötig, wirklich Ernst zu machen mit dem göttlichen Anruf, indem man sein Leben ohne Wenn und Aber dem unterstellt, den Gott zur Versöhnung in diese Welt gesandt: Jesus Christus. Ein einfaches, ehrliches Gebet genügt: «Herr Jesus Christus, leite du von nun an mein Leben!»

Man muss es erlebt haben, wie aus einem solchen Richtungswechsel vom mehr oder weniger dicken «Ich» zu Gott hin ein tiefer Friede in die Seele einzieht. Wo zuerst noch Konflikte mit sich selbst, mit anderen oder mit Gott das Leben belasteten, entsteht eine bisher für unvorstellbar gehaltene Bereitschaft zur Versöhnung.

Versöhnung - die Möglichkeit Konflikte zu lösen

Doch wie kann Versöhnung geschehen? Auf diese Frage finden wir Antwort in der Bibel. Die Verknüpfung der Versöhnung mit Gott und dem Nächsten wird besonders in dem Satz deutlich: «Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott und hasst doch seinen Bruder, der ist ein Lügner» (1. Johannesbrief, Kapitel 4, Vers 20).

Jesus zeigt sich in der Bergpredigt als ein Meister der Seelsorge, wie er dieses Problem menschlicher Konflikte angeht. Sein praktischer Rat lautet: «Wenn du zu einem Gottesdienst gehen willst und merkst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lasse dein frommes Bemühen und bringe die Sache mit ihm in Ordnung. Erst dann komme wieder!»

Ein offenes Gespräch in Konfliktsituationen und zum richtigen Zeitpunkt wirkt erleichternd für beide Seiten. Was aber tun, wenn der andere «mauert» und rechthaberisch auf seinem Standpunkt beharrt oder uns sogar mit unseren Versöhnungsbemühungen vor anderen lächerlich macht?

Die Bibel kennt dieses Problem: «So viel an euch liegt, haltet mit allen Menschen Frieden!» (Römer, Kapitel 12, Vers 18). So viel also an mir liegt! Gott möchte nicht, dass ich wegen eines unversöhnlichen Querkopfs mit mir selbst in Konflikt gerate und schliesslich vor lauter Wut auf andere selber in Unfrieden leben muss.

Es sind oft unsere eigenen Konflikte und Komplexe, unsere innere Gebundenheit an Dinge und Erlebnisse, schmerzliche Verletzungen, seelische Wunden, an denen wir kranken, und die wir unterschwellig Gott vorhalten: «Wie konntest du zulassen, dass ich dieses Unrecht erleiden musste?»

Aufgefangen werden

Während man früher mit diesen Problemen zum Pfarrer ging, um sich alle Lasten von der Seele zu reden und Lossprechung zu erfahren, wird heute meist der Gang zum Psychotherapeuten gewählt. So hilfreich die Psychologie auch ist, sie kann weder die Vergebung von Schuld noch das Lösen von Bindungen erreichen.

Dazu bedarf es einer göttlichen Vollmacht. Die sich auch ein Seelsorer immer wieder erbeten muss. Bei Gott finden wir das grosse Heilsangebot, seine Zusagen und Verheissungen, wie zum Beispiel diese von Jesus: «Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Frieden geben» (Matthäus Kapitel 11, Vers 28).

So kann sich ein Mensch in Gottes offene Arme fallen lassen, denn er wird aufgefangen. Wer das tut, wird die Erfahrung machen: Hier ist jemand, der mich auffängt und mich annimmt, der mich liebt, so wie ich bin. Darum kann und will ich mich auch selbst annehmen. Immerhin bin ich ein einzigartiges Geschöpf Gottes, das es in dieser Ausgabe nirgends mehr auf der Welt gibt.

Ein Leben lang

Konflikte mit anderen, mit sich selbst und auch mit Gott werden uns Menschen ein Leben lang beschäftigen. Die Lösung sollte jedoch nicht mit eigenen Klimmzügen oder etwa nur mittels Psychopharmaka gesucht werden. Hilfe finden wir von alters her bei Gott und auch bei Menschen, die in einer lebendigen Beziehung zu ihm stehen.

Leichte Überarbeitung durch Jesus.ch, Antoinette Lüchinger

Albrecht von Aufsess, D-Mengersdorf/Bayreuth, Forstwirtschaftliches Studium, Übernahme eines eigenen Forstbetriebs, Gründung eines Holzwerkes, Unternehmer. Bis 1995 Mitarbeit und Vorsitz in einem internationalen Radiomissionswerk. Zur Zeit Geschäftsführer in drei privaten Forstbetrieben.

Autor: Albrecht von Aufsess
Quelle: Reflexionen

Datum: 09.09.2003
Quelle: IVCG-Zeitschrift Geschäftsmann und Christ

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