Christian A. Schwarz

Starke Führung neu definieren

Christian A. Schwarz
Die Vorstellung, wie in der heutigen Welt starke Führung aussehen soll, hat sich verändert. Der Gemeindebau-Forscher Christian A. Schwarz äussert sich im Livenet-Talk mit Chefredaktor Florian Wüthrich dazu.

Mit Begriffen wie Strong Leadership sei ein ganz spezieller Typ von Leiter verbunden, stellt Christian A. Schwarz gleich zu Anfang des Gesprächs fest. Oft handle es sich dabei um hoch problematische Menschen, die eine Persönlichkeitsstörung namens Narzissmus aufwiesen. Doch die Forschung habe bewiesen, dass gerade dieser Typus kein wirklich «starker» Leiter sei. Es handle sich bei ihm um schwache, oft sogar missbräuchliche Leiterschaft. Gerade solche Leiter hätten das Christentum in den Dreck gezogen, so Schwarz unverblümt. Denn gerade diese Leute seien nicht wirklich empowered bzw. bevollmächtigt.

Bevollmächtigende Leiterschaft

Wirklich empowernde Leiter seien jedoch nicht in erster Linie «bevollmächtigte Leiter», sondern Leitungspersönlichkeiten, die andere bevollmächtigen. Und darauf komme es an. Das lasse sich auch empirisch belegen, so der Autor des Buches «Gott ist nicht kaputtbar». In der Praxis würden jedoch «starke Leiter», die sich als starke Führungspersönlichkeiten verstehen oder so beschrieben werden, bewundert und es werde ihnen gehuldigt.
 
Wie stellt man aber den Unterschied fest? Nach einem Gespräch mit einem Leiter könne er sich, so Schwarz, überprüfen, ob seine Bewunderung für die Leitungsperson gewachsen sei oder ob er selbst gestärkt weitergehe. Das ist laut dem Gemeindebauforscher ein Kriterium für gute Leiterschaft. «Während des Gesprächs sollte ich selbst wachsen.» – «Die Begegnung mit einem bevollmächtigenden Leiter stärkt mein Selbstwertgefühl! Ich verstehe besser, wozu Gott mich berufen hat und was meine Vision ist.» Es dürfe nicht nur darum gehen, die Vision des Leiters zu entdecken und zu bewundern, sondern meine eigene Vision zu realisieren und dafür die Unterstützung des Leiters zu erfahren. Ein Schlüsselmerkmal für die Leitungsfunktion in der Zukunft, so die Überzeugung von Christian A. Schwarz.

Bevollmächtigende Leitung ist ein Jüngerschaftsprinzip

«Und es ist ein Jüngerschaftsprinzip», betont Schwarz. Sogar in der säkularen Welt habe sich die veraltete Haltung gegenüber Leiterschaft verändert. Doch bevollmächtigende Leiter seien oft wenig bekannt, weil sie sich in andere investieren. Sie bildeten aber gleichzeitig die Leiterschaft von wachsenden Gemeinden, so das Resultat der Forschungsarbeit von Christian A. Schwarz. Es handle sich eben auch um selbstkritische Leiter, die ihre eigenen Fehler und Defizite erkannten und bestrebt seien, daran zu arbeiten. Doch gerade das mache sie zu starken Leitern.
 
«Um aber andere zu empowern, muss ich selbst immer wieder empowered werden», betont Schwarz. Man spüre solchen Leitern auch ab, ob sie in einem stetigen und lebendigen Wachstumsprozess stünden.

Sehen Sie sich hier den gesamten Livenet-Talk an:
 

Zum Thema:
Ein Theologe im Livenet-Talk: Christian A. Schwarz: «Gott ist unkaputtbar!»
Wichtige Grundsätze: Mit Gott in Führung gehen
Gemeindeforscher Schwarz: «Gottesdienstbesuch verändert sich dramatisch»

Datum: 23.01.2023
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung