Darwinisten wollen eigenen Feiertag an Himmelfahrt

Die Evolution statt Christi Himmelfahrt feiern?
Michael Schmidt-Salomon.

Christi Himmelfahrt soll künftig Evolutionstag heissen. Das ist das Ziel einer Kampagne, welche die Giordano Bruno Stiftung (gbs) gestartet hat. Das Darwin-Jahr 2009 biete einen hervorragenden Anlass, um den enormen Erkenntnisgewinn durch die Evolutionstheorie gesellschaftlich stärker zu verankern, erklärte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon.

Eine gute Möglichkeit hierfür sei die Einrichtung eines offiziellen Feiertags: "Am Evolutionstag sollte gefeiert werden, dass wir endlich den kindlichen Narzissmus überwunden haben, der uns dazu verleitete, unsere Art als 'Krone der Schöpfung' zu betrachten", sagt der gbs-Sprecher. Da nicht zu erwarten sei, dass die gesetzgebenden Länder den "Evolutionstag" als zusätzlichen Feiertag einführen werden, biete sich die offizielle Umbenennung eines bereits bestehenden christlichen Feiertags an, heisst es in dem von Schmidt-Salomon verfassten Petitionstext.

Der hierfür am besten geeignete Kandidat sei "Christi Himmelfahrt", einer der neun bundeseinheitlich geltenden Feiertage. Christi Himmelfahrt empfehle sich schon allein deshalb, weil viele Familien an dem Tag Ausflüge in die Natur unternehmen würden. "Angemessener kann ein 'Evolutionstag' kaum begangen werden!", sagte der gbs-Sprecher, der mit dem kürzlich erschienenen Kinderbuch "Susi Neunmalklug erklärt die Evolution" einen der provokantesten Beiträge zum Darwin-Jahr vorgelegt hat.

Feiertage für Konfessionslose

Für die Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag spreche, so Schmidt-Salomon, dass die Mehrheit der Christen nicht mehr "an das Dogma der leiblichen Auffahrt Jesu in den Himmel" glaube. Ausserdem müsse endlich auch das konfessionsfreie Drittel der Gesellschaft berücksichtigt werden, dem aus Fairnessgründen ein Drittel der gesetzlichen Feiertage zustehe. "Davon sind wir noch meilenweit entfernt!", kritisierte Schmidt-Salomon. "Die Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag wäre ein erstes Anzeichen dafür, dass dieser Staat in seiner Feierkultur nicht nur gläubige Christen respektiert, sondern auch die vielen Millionen Bundesbürger, die eine dezidiert säkulare Weltsicht vertreten."

Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Christen glaube nicht mehr an das Dogma der leiblichen Auffahrt Jesu in den sogenannten «Himmel», heisst es auf der Internetseite der Initiative. Es biete sich daher an, an die Stelle eines «überkommenen Mythos» einen Gedenktag zu setzen, der von der Mehrheit der hier lebenden Menschen nachvollzogen werden könne.

Die Petition zur Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag kann auf dem Internetportal zum Darwin-Jahr unterzeichnet werden. Zur Unterstützung der Kampagne hat die Giordano Bruno Stiftung heute Charles Darwin persönlich in den Ring geschickt. In dem unter anderem auf YouTube veröffentlichten Musikvideo "Children of Evolution" erklärt der Jubilar in fröhlicher Rockstarpose, warum es keine Schande ist, ein "nackter Affe" zu sein:

Kommentar

Atheisten auf breiter Front aktiv

Von Bruno Graber

Das ist keine gute Idee, an Christi Himmelfahrt künftig die Evolution zu feiern. Weshalb nicht am Geburts- oder Todestag von Darwin? Natürlich geht es der Giordano Bruno Stiftung um Provokation, denn mit einem völlig neuen Feiertag käme man nicht durch, und das wissen die Initianten auch.

Dagegen spricht auch, dass die meisten christlichen Feiertage jetzt schon recht säkular begangen werden. Konfessionslose dürfte sich also nicht allzu sehr von den christlichen Feiertagen diskriminiert fühlen. Auch sie haben die gleichen Tage frei. Ausserdem wäre da die Frage, wie sich das auf nichtchristliche Religionen auswirken würde. Fördert es den Respekt anderer Glaubensgemeinschaften, wenn unsere westliche Gesellschaft ausgerechnet ihre christlichen Feiertage reduziert?

Tatsache ist, dass Atheisten auf breiter Front aktiv werden. Sei es beispielsweise mittels der atheistischen Busswerbung - da wurden inzwischen weltweit Kontakte geknüpft, um in möglichst vielen Ländern solche Aktionen durchzufühern -, sei es duch Aktivitäten an den Schulen. Atheistische Studenten in Grossbritannien haben eine Hochschulgruppe gegründet, die sich selbst als "Anti-Gott"-Gruppe bezeichnet. Sie will bereits bestehende atheistische und humanistische Gruppierungen an britischen Universitäten unterstützen und ihnen eine landesweite Stimme geben. Oder man veröffentlicht atheistische Kinderbücher. Ausserdem enfaltet man publizistische Aktivitäten, wie Richard Dawkin mit dem Buch "Der Gotteswahn".

Was tun? Christen sollten sich vermehrt mit Atheisten auseinandersetzen und herausfinden, wie man sie besser erreichen kann. Zwar sagt der Kölner Soziologe Wolfgang Jagodzinski, dass laut der "Werte-Studie", in der die europäische Bevölkerung unter anderem zu ihrer Religiosität befragt wurde, "trotz verstärkter öffentlicher Aktivitäten der Atheisten die Zahl der Menschen, die sich als überzeugte Atheisten bezeichnen, seit 1981 kaum zugenommen hat". Die Hände in den Schoss legen dürfen wir trotzdem nicht.

Quelle: Ots/Der Spiegel

Datum: 27.02.2009

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