Schweizer Fernsehen

„Wo Gott hockt“ – und wo er zu erleben ist

Heute nimmt das Schweizer Fernsehen Fromme unter die Lupe. In der DOK-Sendung „Wo Gott hockt“ kommen Christen zu Wort und berichten, was sie mit Gott erleben – laut SF DRS „Unglaubliches zum Glauben“.
In allen Teilen der Schweiz luden die Plakate mit dem roten Ballon…
…zum Schnupperabend am 9. September ein.
„Die Sprache finden, um den Glauben wieder verständlich zu machen“: Rachel und Martin Stoessel
Alpha-Znacht in Wil SG

Ob der liebe Gott mit den Schweizern wirklich „sehr zufrieden“ ist, wie das Fernsehen auf seiner Homepage schreibt? Freude hatte er gewiss, als Anfang September 15'000 Personen am Alphalive-Znacht teilnahmen. Das Abendessen wurde nach einer Plakatkampagne an 460 Orten der Schweiz angeboten. Zur selben Zeit stellte die reformierte Zürcher Landeskirche eine Alternative zum Alphalive-Kurs, der in den christlichen Glauben einführt, vor.

Der Kurs „glauben 12“ , von Theologen der Zürcher Landeskirche verfasst, wird als „das reformierte Einmaleins“ beworben. Bei seiner Vorstellung (notabene wenige Tage vor dem Alphalive-Znacht) war auch Christoph Stückelberger vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK zugegen und empfahl das neue Angebot. Die meisten reformierten Landeskirchen der Deutschschweiz taten es dem SEK gleich.

Gemächlicher Start des reformierten Angebots

„glauben 12“ will jenen Antworten geben, die „erwachsen nach Religion und Glauben fragen“. Bisher haben 35 Zürcher Kirchgemeinden und 18 aus anderen Kantonen ihre Absicht bekundet, den Kurs durchzuführen; einzelne haben damit begonnen. An zwölf Abenden sollen je vier Fragen zum Glauben in reformiert-mündiger Weise aufgenommen und diskutiert (und beantwortet) werden.

Der Alphalive-Kurs , der aus der anglikanischen Gemeinde im Londoner Stadtteil Brompton stammt und 15 Abende und ein Wochenende umfasst, wird in der Schweiz seit 1996 angeboten. Er hat dieses Jahr nochmals 200 Veranstalter gewonnen. Im Herbst wurde er an 720 Orten durchgeführt, wie Rachel Stoessel im Alphalivebüro in Zürich bestätigt. Die Veranstalter zählten etwa 8000 Erstteilnehmer. Weitere Gemeinden führen den Kurs ihrer langfristigen Planung gemäss ab Januar durch.

Vom Glauben reden, dass die Message ankommt

Wenn es die monatelange Werbekampagne zum Znacht war, die in der reformierten Landeskirche für Bewegung gesorgt hat, freut das die Alphalive-Promotorin: „Wir stehen in einer Zeit, in der Religion wieder zum Thema wird. Wir Christen müssen die Sprache wieder finden, um in unserer Gesellschaft zu erklären, was wir glauben und warum.“ Rachel und Martin Stoessel, die Landeskoordinatoren haben dies heftig geübt im Jahr 2005: In Zeitungen und Kirchenblättern sind über 500 Artikel erschienen, auch das Fernsehen DRS berichtete mehrfach über Alphalive.

In Biel waren die Flyer mit dem roten Ballon, die zum Znacht einluden, auch in den Bussen zu finden. Eine Busbenützerin sah das Plakat, doch der Flyerhalter war schon leer. Ohne Angabe, wo das Znacht stattfinden würde, suchte die Frau anhand der roten Ballone den Ort – und fand sich am Abend am Tisch. Laut Stoessel haben in den letzten Wochen im Kurs viele Menschen ihr Leben Jesus Christus anvertraut.

Wer bastelt, verliert

Der Alphalive-Kurs versteht sich als eine bibelgestützte Einführung in den christlichen Glauben, mit dem Ziel einer persönlichen Beziehung zu Jesus. Den Referenten ist der Inhalt der Abende vorgegeben, aber vor allem sollen sie vom Eigenen reden – mit selbst erlebten Beispielen vom Glauben erzählen. In verschiedenen Ländern, so Rachel Stoessel, sei die Erfahrung gemacht worden, dass bei Konzeptänderungen, wenn Veranstalter am Kurs herumbastelten, „der Segen verloren ging“.

Im Raum der reformierten Landeskirchen ist seit 1996 viel Kritisches zum Alphalive-Kurs gesagt worden. Im neusten Zürcher Kirchenboten etwa ist vom „zugespitzten Dualismus von Gut und Böse“ die Rede. Die Evangelisch-kirchliche Fraktion der Zürcher Kirchensynode unterstrich dagegen im November mit einer Erklärung , dass die Reformierten eine Vielfalt von Glaubenskursen brauchen.

Petit Nicolas – oder gleich Sartre?

Viele Theologen vergässen, an wen sich der Kurs richte, sagt Rachel Stoessel. Sie ist in einer Gruppe die neue Alternative „glauben 12“ durchgegangen und hat viele der Antworten auf die 48 Fragen zu kompliziert gefunden. Wer einen Französisch-Kurs nehme, wolle nicht mit Werken von Jean-Paul Sartre beginnen, sondern mit Petit Nicolas. Daher sei der Alphalive-Kurs einfach gestaltet.

Matthias Krieg, der Hauptautor von „glauben 12“, meint, die Kurse seien so verschieden, dass sie kaum zueinander in Konkurrenz träten. Allerdings wurde das reformierte Angebot zugegebenermassen als Alternative zu Alphalive entwickelt – „weil evangelikale Christen und andere Religionen uns herausfordern“, wie auf der Homepage zu lesen ist.

Gesucht: weiterführende Kurse

Die Alphalive-Leute, die unter dem Dach von Campus für Christus in Zürich operieren, fordern die Kirchen und Gemeinden in der Schweiz auf, weiterführende Kurse zu entwickeln. „Wenn eine Gemeinde keine Kleingruppen hat und auch keine solchen Kurse anbietet, finden viele den Anschluss nicht, auch wenn sie einen Schritt zu Jesus getan haben.“

Stoessel, selbst reformierte Kirchgängerin, beobachtet, dass Menschen, die einen neuen Zugang zum Glauben gefunden haben, dies auch in der Gemeinschaft von Christen bestätigen wollen. Die Möglichkeit fehle in der Landeskirche weithin. Sie verweist auf die Alphalive-Ursprungsgemeinde in London, wo eben 50 Erwachsene (ein Drittel über 40-jährig) eine Konfirmationsklasse durchliefen und in einer Feier ihren Glauben bekräftigten.

Datum: 22.12.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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