Kirchentag Zürcher Oberland

Wunder aus dem Ausland inspirierten Teilnehmende

Die Worshipnight am Kirchentag in Wetzikon 2023
Im Zürcher Oberland fand der zweite Kirchentag statt. 40 Kirchen luden gemeinsam ein, 6'000 Besucher nahmen teil. Musik, Kunst, Referate und Podiumsdiskussionen boten ein abwechslungsreiches Angebot, Bernhard Ott brachte Hoffnung aus dem Ausland.

Sich gemeinsam vom Thema Hoffnung inspirieren zu lassen und Jesus zu feiern, zog Oberländer der verschiedenen Landes- und Freikirchen an. Sternförmig trafen Gruppen aus der Region am Donnerstagnachmittag, 6. Juli, bei der Eishalle in Wetzikon ein, wo sie von Blasmusikklängen empfangen wurden. Nach diesem «Gottesdienst mit den Füssen» überbrachten Persönlichkeiten aus Politik und Kirche Grussworte, anschliessend wurden die vier Tage mit einem Gottesdienst eröffnet.

Bischofsvikar Andreas Fuchs lud alle ein, das Schuldbekenntnis mitzusprechen, das in der katholischen Tradition die Messe einleitet. «Ökumene heisst, das Eigene bei den Anderen besser zu erkennen» – nach diesem Motto liessen sich die Teilnehmenden immer wieder auf Formulierungen oder Liturgien ein, die ihnen selbst fremd sind. Doch über alles durfte und sollte auch diskutiert werden, so auch während und nach Podiumsdiskussionen und Referaten.

Atemnot der Verzweiflung

Theologe und Missionswissenschaftler Bernhard Ott

Einer der Referenten war der Theologe und Missionswissenschaftler Bernhard Ott. Der 71-Jährige hat in der ganzen Welt Theologische Ausbildungsstätten besucht, gelehrt und Verbindungen zum Bildungszentrum Bienenberg geknüpft. «Ihre äusseren Umstände waren weit hoffnungsloser als bei uns, doch sie lebten viel hoffnungsvoller als wir. Das fordert mich heraus und inspiriert mich», erklärte Ott.

Er zitierte Emil Brunner: «Was der Sauerstoff für die Lunge, das bedeutet Hoffnung für die menschliche Existenz. Nimm den Sauerstoff weg, so tritt der Tod durch Ersticken ein. Nimm die Hoffnung weg, so kommt die Atemnot der Verzweiflung über den Menschen, die Lähmung der geistig-seelischen Spannkraft.» Brunner beschrieb schon 1953, was der Westen gerade wieder erlebt. In anderen Ländern seien hoffnungslose Umstände Dauerzustand. Trotzdem wurde Ott immer wieder von ermutigenden Beispielen überrascht. Einmal seien fünf Teilnehmer einer Konferenz gemeinsam zurück in ihre osteuropäischen Länder gefahren. Als der Zollbeamte ihre Pässe verglich, schaute er ungläubig durchs Fenster ins Auto hinein. Einer der Mitfahrenden erklärte fröhlich: «Jesus macht Frieden möglich!»

Der Grund, zu bleiben

Elie Haddad, Leiter eines Baptistischen Seminars in Syrien, meinte im Gespräch mit Ott: «Alles ist instabil. Warum sollten die Menschen bleiben?» Doch dann fuhr er fort: «Der gesunde Menschenverstand diktiert, dass wir aus einer unruhigen Region fliehen, während Gottes Berufung für die Kirche darin besteht, auszuharren, ihre prophetische Rolle zu entdecken, die Liebe Christi zu verkünden, die Werte des Reiches Gottes zu leben und der Welt die Zeichen der Herrschaft Gottes zu zeigen.» Eine der Absolventinnen, Rana Wazir, ergänzte ihn: «Wer internationale Beziehungen hat und über finanzielle Mittel verfügt, geht weg von hier. Es gibt nur einen Grund zu bleiben: Hoffnung und eine Mission.» Ein anderer Student bestätigte: «Wenn ich meinen Abschluss in der Tasche habe, gehe ich zurück nach Homs, um christliche Gemeinden zu bauen.»

Das Volk in ihrer Mitte

Ein Jahr nach der fürchterlichen Explosion in Bagdad durch einen Selbstmordanschlag nimmt Haddad erneut Stellung: «Ich schöpfe meine Hoffnung aus dem Wissen, dass Jesus wiederkommen wird und aus der Gewissheit, dass das Gute schliesslich über das Böse siegt. Was die Menschen im Libanon heute erleben müssen, ist Gottes erlösende Kraft durch die Liebe, den Dienst und die Opferbereitschaft seines Volkes in ihrer Mitte. Mein Gebet ist, dass die Kraft der guten Nachricht zuerst uns verändert, damit sie die Welt verändern kann.»

Das Wunder in der Mensa

In Bangalore setzten sich Ott und Leitende des Theologischen Seminars zum Essen in die Mensa. «Fällt dir etwas auf?», wurde der Besucher gefragt. «Was du hier siehst, ist ein Wunder! Diese Tischgemeinschaft – alle essen aus dem gleichen Topf: Professoren und Studentinnen, Frauen und Männer jeder Kaste!» Für den Schulleiter ist es ein sichtbares Zeichen einer neuen Zusammengehörigkeit. Jesus habe das vorgelebt, sich nicht gescheut, mit den verschiedensten Menschen zu essen.

Zur Musik der Zukunft tanzen

In Kroatien traf Bernhard Ott auf die inspirierende Aussage von Peter Kuzmic, Leiter eines Theologischen Seminars: «Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören und Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.» Bernhard Ott nahm den Faden auf: «Theologische Schulen sollten Tanzschulen sein, sie sollten Zeichen setzen für das kommende Reich Gottes.» Zukunft sei ein zutiefst christliches Wort, es weise hin auf das auf uns Zukommende. «Das da vorn ist gesichert, es kommt auf uns zu.» Im ersten Korintherbrief, Kapitel 15 beschreibe Paulus die Auferstehung. Gott habe das Neue schon angefangen, er werde uns auch zum Ziel bringen. Bernhard Ott beendete seine Ausführungen mit der Aufforderung: «Diese Hoffnung ist der Motor, jetzt zu handeln.»

Zur Webseite:
Kirchentag 2023

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Datum: 12.07.2023
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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