COM baut Existenzen auf

Auswandern ist kein Muss mehr

Die Christliche Ostmission (COM) erlebt Aufbrüche in schwierigen Situationen. In Moldawien erhalten Kinder aus schwierigen Verhältnissen eine neue Perspektive. Und in Nepal erkennen Menschen, dass man nicht unbedingt auswandern muss.
Eine wenig bewohnte Gegend in Nepal (Bild: pexels).
Gallus Tannheimer

Gegenwärtig engagiert sich die «Christliche Ostmission» (COM) als Hilfs- und Missionswerk in drei verschiedenen Bereichen: Einsatz gegen den Menschenhandel, humanitäre Hilfe und Gewerbeförderung – durch welche in Ländern wie Moldawien und Nepal viele Menschen eine eigene Existenz aufbauen können.

«Viele träumen davon, in den 'goldenen Westen' zu kommen», erklärt Gallus Tannheimer, Missionsleiter der «Christlichen Ostmission». «Es gibt viele zwielichtige Angebote. Gewerbeförderung ist daher eine wichtige Säule, dass die Leute im Land ein Einkommen generieren können und sich so beispielsweise Pastoren, die in der Regel keinen Lohn erhalten, den Lebensunterhalt verdienen können.»

Schwere Lasten für Bikram

Nur mit Auswandern könne man etwas erreichen, glauben viele Nepalesen. Das COM-Programm zur Förderung von Familienunternehmen zeigt vielen das Gegenteil auf. Schlüsselpersonen im Programm sind Mentoren wie Bikram Limbu. «Seine Familie war keine Ausnahme», bilanziert Gallus Tannheimer. «Auch sie sah das Heil darin, mindestens ein Familienmitglied zum Geldverdienen ins Ausland zu schicken.»

Es «traf» Bikram, der mit 18 Jahren in Malaysia landete. Er musste schwere Lasten tragen, zwölf oder mehr Stunden jeden Tag. Viele seiner Kollegen tranken, um das harte Leben fern von daheim auszuhalten.

Bikram suchte sich andere Freunde. Er lernte Christen kennen und verbrachte viel Zeit mit christlichen Leitern. Er begann selbst zu predigen, kümmerte sich um Arme und Strassenkinder. Eines machte ihm dabei zu schaffen: «Ich sah keine nachhaltige Lösung für die Probleme der Leute. War ein Problem gelöst, kam schon das nächste.»

Im Laufe der Zeit führte er selber Schulungen durch, in welchen er über den Wert der Arbeit sprach und wie man Gott durch Arbeit und ein Geschäft verherrlichen könne. Gallus Tannheimer: «In jener Zeit kam Bikram mit der Christlichen Ostmission in Kontakt und er absolvierte unsere Ausbildung für Mentoren von Familienunternehmen.»

Auswandern nicht nötig

Bikram ist mittlerweile selbst Mentor geworden und hat schon mehrere Interessierte begleitet und gecoacht, die einen Familienbetrieb aufbauen wollten. So konnte er bereits zahlreichen anderen Interessierten durch sein Geschäftswissen unter die Arme greifen.

«Bisher hat die COM in Nepal mehr als 120 Personen zu Mentoren ausgebildet», berichtet Missionsleiter Gallus Tannheimer. «Acht Personen sorgen als regionale Koordinatoren dafür, dass vor allem Menschen in ländlichen Gegenden erreicht werden, wo es kaum Arbeitsstellen gibt und die Auswanderung besonders verbreitet ist.»

Hoffnungsschimmer in «falscher» Idylle

Ebenfalls in Fahrt gekommen ist das Projekt «Wir Kinder von Moldawien». Im Tageszentrum in Cenusa erhalten beispielsweise Kinder aus armen Verhältnissen Betreuung, genug zu essen und sie lernen Kinder kennen, die ebenfalls aus schwierigen Verhältnissen stammen.

Hinter den einfachen Fassaden im Dorf verbirgt sich viel Elend. «Es gibt kaum Verdienstmöglichkeiten im Ort. Einige wenige haben Arbeitsstellen in der Stadt, aber die meisten verdingen sich als Tagelöhner», bilanziert Gallus Tannheimer.

Corona hat die Lage noch verschärft. Während die Schule geschlossen war, wurde auf Online-Unterricht umgestellt, wer daheim aber keinen Computer hatte, konnte dem Unterricht nicht folgen.

Die Mitarbeitenden des Tageszentrums begannen, die Menschen zu besuchen und zu unterstützen. «Das hinterlässt auch geistliche Spuren: Eltern, Grosseltern oder Verwandte, welche die Kinder betreuen, begleiten diese inzwischen vermehrt in den Gottesdienst. Verschiedene andere Tageszentren berichten ebenfalls, wie sich Betreuungspersonen der Kinder durch die Krise der Kirche zugewandt haben. Jugendliche, die für eine Ausbildung aus ihrem Dorf wegziehen, will die COM unterstützen und jenen, die bleiben, ermöglichen, ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen.»

Moldawier übernehmen Verantwortung

Gallus Tannheimer: «Seit einiger Zeit bemühen wir uns, Menschen vor Ort zu einem finanziellen Engagement für 'Wir Kinder von Moldawien' zu motivieren. Mittlerweile sind erste Früchte zu sehen: Mehrere Firmen und Privatpersonen aus Moldawien haben so viel Geld gespendet, dass davon die Kosten von vier der mittlerweile 134 Tageszentren gedeckt werden können. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, wie sie bisher in Moldawien kaum zu sehen war und wir sind gespannt, was mit Gottes Hilfe alles in diesem Land noch möglich sein wird.»

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Datum: 20.01.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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