Hiob

Das älteste Buch der Bibel. Die Zeiten mögen sie wohl ändern, aber die Menschen bleiben immer dieselben. Quer durch alle Jahrhunderte hindurch waren es immer die gleichen elementaren Fragen, die die Menschheit bewegten. Hiob stellte vor tausenden von Jahren einige Fragen; vielleicht beschäftigst auch du dich mit denselben Fragen. Das Buch Hiob beschreibt die schweren Prüfungen eines Mannes, dank dessen Erfahrungen wir eine Menge über das Wesen Gottes lernen können. Autor und Abfassungszeit Der Autor ist unbekannt, wahrscheinlich vor 1445 v. Chr. verfasst. Es gibt nur wenige Hinweise, interne wie externe, die auf einen bestimmten Verfasser hindeuten. Mose oder Salomo standen zur Diskussion, doch die Indizien sind eher schwach. Die alte jüdische Überlieferung schlägt Mose als Autor vor, da das Land Uz (1,1; Hiobs Heimat) an Midian grenzte, wo Mose 40 Jahre lang lebte und einen Bericht der Geschichte hätte erhalten können. Andere wiederum folgern, dass der kopflastige Inhalt des Buches sowie die darin beschriebenen Glaubensherausforderungen, sehr gut zu Salomo und seinem Durst nach Weisheit passen. Es existieren jedoch lediglich Vermutungen, aber keine nachvollziehbaren Schlussfolgerungen. Schlüsselpersonen im Buch Hiob Hiob

– geduldig und leidend; Gott prüfte seinen Glauben, bei diesem allem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu (1,1–42,16)

Eliphas der Temaniter – ein Freund Hiobs; glaubte, dass Hiob auf Grund von Sünde leiden musste (2,11; 4,1–5,27; 15,1-35; 22,1-30; 42,7-9)

Bildad der Schuchiter – ein weiterer Freund Hiobs; glaubte, dass Hiob unbussfertig war und deshalb leiden musste (2,11; 8,1-22; 18,1-21; 25,1-6; 42,9)

Zophar der Naamatiter – ein dritter Freund Hiobs; meinte, dass Hiob eine noch schwerere Strafe für seine Sünde verdient hätte (2,11; 11,1-20; 20,1-29; 42,9)

Elihu der Busiter – ergriff das Wort gegen Hiobs Freunde; glaubte, dass Gott Leid zuliess, um Hiobs Charakter zu formen (32,1–37,24)

Hintergrund und Umfeld

Das Buch beginnt mit einer Szene im Himmel, die dem Leser alles erklärt (1,6–2,10), und somit seine göttliche Inspiration sicherstellt. Hiobs Leid war auf einen Wettstreit zwischen Gott und Satan zurückzuführen. Weder Hiob noch seine Freunde wussten davon, sodass sich alle bemühten, Leid aus der Perspektive ihrer Unwissenheit zu erklären, bis Hiob schliesslich in nichts anderem als dem Glauben an Gottes Güte und der Hoffnung auf seine Erlösung zur Ruhe kam. Dass Gott sein Vertrauen rechtfertigte, ist die grossartige und zentrale Botschaft des Buches. Wenn es keine rationalen oder gar biblischen Erklärungen für Katastrophen und Leid mehr gibt, hilft nur das Vertrauen in Gott. Diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht zu ziehen, wird dem Leser hier auf eindrückliche Art und Weise vermittelt.

Schlüssellehren im Buch Hiob

Treue inmitten von Leid (2,9; 13,15; 4Mo 12,10-12; Lk 22,31-34; Joh 21,15-19; 2Kor 1,3-7; 12,7-10; Hebr 12,5-12; 1Pt 5,10)

Gottes Wesen im Buch Hiob

Gott ist ein Befreier – 33,27-28

Gott ist herrlich – 37,22

Gott ist unsichtbar – 23,8-9

Gott ist gerecht – 4,17; 8,3; 34,12; 37,23

Gott ist liebend – 7,17

Gott ist mächtig – 5,9; 9,4.10; 26,14; 36,22; 40,9

Gott ist vorhersehend – 1,21; 26,10; 37,9-13

Gott ist rechtschaffen – 36,3

Gott ist unergründlich – 11,7; 37,23

Gott ist weise – 9,4; 11,11; 21,22; 23,10; 28,24; 34,21; 36,4-5; 37,16

Gott ist zornig – 9,13; 14,13; 21,17

Christus im Buch Hiob

Das Buch Hiob wirft viele Fragen hinsichtlich des Leidens auf. Während es schwierig ist, im Buch Hiob eine konkrete und befriedigende Antwort zu finden, ruht unsere Hoffnung in Christus, der sich mit unseren Leiden identifiziert (Hebr 4,15). Letztendlich ruft Hiob Christus an, den Mittler zwischen den Menschen und Gott (9,33; 25,4; 33,23).

Schlüsselworte im Buch Hiob

Untadelig: Hebräisch tam – 1,1.8; 2,3; 8,20; 9,20-22 – bedeutet »vollkommen sein«. Dieses Wort beschreibt die Integrität einer Person: die Gesamtheit seiner Konstitution. Im Hohelied der Liebe finden wir dieses Wort als Kosename für die sulamitische Braut (siehe »meine Makellose« Hi 5,2; 6,9). Im AT finden wir »untadelig sein« oft im Zusammenhang mit dem Aufrichtigen (1,1.8; 2,3; Ps 37,37; Spr 29,10) und im Gegensatz zum Gottlosen (9,22: Ps 64,3-5). Hiobs Anspruch, untadelig zu sein, deckt sich mit Gottes Beurteilung über ihn. Es bedeutet aber nicht, dass er absolut vollkommen war (1,8; 9,21; 14,16-17). Der Psalmist schreibt, dass auf den Gerechten eine friedliche Zukunft wartet. Genauso war es bei Hiob (42,10-12; Ps 37,37).

Leid und Schmerz: Hebräisch ´oni – 10,15; 30,16.27; 36,8.15.21 – stammt von einem Wort, das »Elend« oder »Armut« bedeutet. Es will uns einen unter einer schweren Last gebeugten Menschen vor Augen malen. Die Schrift schildert uns, wie der Herr die Bedrängnis, die seinem Volk Leid und Schmerz verursacht, sieht. Er hört auch ihr qualvolles Schreien (1Mo 16,11; 2Mo 2,23-25). Der Herr fordert uns auf, all unsere Last auf ihn zu werfen, denn er ist stark genug und liebt uns so sehr, dass er uns in Zeiten der Not zur Seite steht (1Pt 5,7). Da er alles unter Kontrolle hat, können wir gewiss sein, dass er auch durch die vorübergehenden Schwierigkeiten, in denen wir uns manchmal befinden, Gutes zu bewirken vermag (Röm 8,28). Die gesamte Geschichte Hiobs ist eine sehr lebendige Illustration dessen (42,10-17; 2Kor 12,7-10).

Siehe: Hebräisch ra´ah – 19,27; 22,12; 40,11 – ein alltägliches Wort, welches oft im Zusammenhang mit der natürlichen Funktion des Auges benutzt wird, und folglich meistens mit »sehen« übersetzt wird (1Mo 48,10; 5Mo 1,8; 2Kö 3,14; Mi 7,9-10). Mit dem Begriff werden aber auch eine Anzahl metaphorischer Bedeutungen verbunden wie z.B. Annahme (1Mo 7,1; 4Mo 23,21) und Vorsorge (1Mo 22,8.14; 1Sam 16,1), sogar der Gedanke von Errettung oder Sicherheit kann angedeutet werden. In Hi 42,5 bedeutet das Wort »sehen« im Sinne von »sich bewusst werden« oder etwas »völlig erfahren«, das vorher unbekannt oder unverständlich war.

Gliederung

Das Unglück (1,1 – 2,13)

  • Einführung (1,1-5)
  • Gespräche zwischen Gott und Satan (1,6 – 2,10)
  • Die Ankunft seiner Freunde (2,11-13)

Die Gespräche zwischen Hiob und seinen Freunden (3,1 – 37,24)

  • Erster Zyklus (3,1 – 14,22)
  • Zweiter Zyklus (15,1 – 21,34)
  • Dritter Zyklus (22,1 – 26,14)
  • Hiobs abschliessende Verteidigungsrede (27,1 – 31,40)
  • Die Reden Elihus (32,1 – 37,24)

Die Befreiung vom Leid (38,1 – 42,17)

  • Gott verhört Hiob (38,1 – 41,26)
  • Hiobs Bekenntnis, Anbetung und Wiederherstellung (42,1-17)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Die Ägypter entdecken den Gebrauch von Papyrus und bauen die ersten Bibliotheken in Ägypten auf.

Häufig auftauchende Fragen

1. Welche Art von Beziehung pflegte Hiob zu Gott?

Hiobs Biografie beginnt mit einer vielfältigen Beschreibung seines Charakters: »der war ein untadeliger und rechtschaffener Mann, der Gott fürchtete und das Böse mied« (1,1). Er betete für seine Kinder und war darum besorgt, wie es um ihre Beziehung zu Gott stand (1,5). Er war erfolgreich und vermögend, ein Paradebeispiel eines gesegneten Mannes. Tatsache ist, dass Gott (1,8) mit seiner Aussage, die genau mit dem Eröffnungsvers des Buches übereinstimmt, die ganze Beurteilung Hiobs absegnet und seine Unterschrift darunter setzt.

Angesichts des plötzlichen und vernichtenden Verlustes – Kinder, Diener, Herden, all sein Hab und Gut – reagiert Hiob zunächst mit tiefer Trauer und Anerkennung der Souveränität Gottes. »Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; der Name des HERRN sei gelobt! Bei alledem sündigte Hiob nicht und verhielt sich nicht ungebührlich gegen Gott« (1,21b-22).

Hiobs Freunde gingen mit ihm hart ins Gericht und er wunderte sich allmählich, warum Gott nicht willens war einzuschreiten, um die ganze Sache aufzuklären. Nachdem Gott dann endlich spricht, sehen wir zumindest teilweise, wo Hiobs Problem lag. Er verwechselte seine Beziehung zu Gott mit seiner Vertrautheit mit Gott. Der Herr tadelte Hiob nicht wegen seines Glaubens oder seiner Aufrichtigkeit; aber Hiob bestand förmlich darauf, von Gott eine Antwort auf all seine Schwierigkeiten, in denen er steckte, zu bekommen. Dieses Verhalten warf doch einige Fragen auf. Indem Gott Hiob nur einen kleinen Teil seiner tatsächlichen Ignoranz offenbarte, machte er ihm klar, dass es da noch eine ganze Menge an Dingen gab, von denen er schlicht und einfach keine Ahnung hatte. Als Geschöpf befand sich Hiob in keiner Position und hatte kein Recht, eine Antwort von seinem Schöpfer zu fordern. Die letzten Worte Hiobs sind geprägt von Demut und Busse. »Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Busse in Staub und in Asche« (42,5-6).

Zum Schluss seines Lebens genoss Hiob wieder dieselbe Beziehung zu Gott, wie er das bereits in seinen früheren Tagen tat. Er betete für seine Freunde und zog erneut gottesfürchtige Kinder gross. Er hatte ein erfülltes Leben.

2. In welcher Beziehung steht Satan zu Gott in Buch Hiob?

Satan ist zwar ein eingeschworener Gegner Gottes, aber die beiden sind keine ebenbürtigen Kämpfer. Satan ist ein Geschöpf; Gott ist der Schöpfer. Satan war ein Engel, dem seine erhöhte Stellung als Engel nicht mehr genug war, und folglich rebellierte er gegen Gott.

Der beständig herrschende Konflikt zwischen Satan und Gott wird veranschaulicht, indem Satan Gott vorwirft, dass die gerechten Menschen Gott nur aus Profitgründen anhängen würden. Sie vertrauen Gott nur solange, wie er sie auch gut behandelt, meint der Satan. Satan forderte Gott heraus. Er behauptete, dass Hiobs Gerechtigkeit noch nie geprüft wurde und stellte sie in Frage. Offensichtlich war der Satan davon überzeugt, dass er Hiobs Vertrauen in Gott zerstören könnte, wenn er ihn nur genug leiden liesse.

Satan erlitt eine weitere Niederlage. Gott zeigte anhand Hiobs Leben, dass rettender Glaube unzerstörbar ist. Seien die Leiden auch noch so unnachvollziehbar, mögen sie noch so unverdient erscheinen, ein echter Gläubiger lässt sich auf Grund von Leiden nicht von Gott abbringen.

Nach dem misslungenen Versuch, Hiob zu zerstören, verschwindet Satan für eine Weile. Er ist und bleibt ein besiegter Feind Gottes, und er tobt immer noch angesichts Gottes unabwendbaren Triumphs.

3. Warum müssen gerechte und unschuldige Menschen leiden?

Tatsache ist, dass es keine gerechten und unschuldigen Menschen gibt. Die Bibel stellt eindeutig fest, dass alle gesündigt haben (Röm 3,23) und alle Sünder verdienen es, ewig bestraft zu werden. Deshalb ist Gottes Gnade auch so einzigartig und erstaunlich.

Wenn wir diese Wahrheit erst einmal erfasst haben, dann können wir einen Schritt weiter gehen und sehen, dass es, menschlich gesprochen, einen relativen Massstab bezüglich Gerechtigkeit und Unschuld gibt. D.h. einige Leute sind moralischer und tugendhafter als andere, sie sind unschuldiger. Stell dir jemanden vor, der sich an die goldene Regel halten will, oder jemanden, der sehr grosszügig ist und sich um die Armen kümmert. Sicher werden die meisten auch kleinen Kindern eine naive Unschuld zugestehen. Wir sollten die Frage also neu formulieren: »Warum müssen kleine Kinder und Leute, die ein vorbildliches Leben führen, leiden«?

Diese Fragestellung offenbart die Annahme, dass ein gerechtes, unschuldiges Leben zwangsläufig auch zu einem leidfreien Leben führen müsse. Da mag wohl eine Beziehung bestehen, aber keine direkte. Tatsächlich wird Sünde früher oder später immer Leid nach sich ziehen, aber Leid ist nicht immer ein Indikator für Sünde. Hiobs Freunde konnten diese Wahrheit nicht fassen. Sie machten es sich ziemlich einfach. Widerfuhr jemandem Leid, so gab es ihrer Ansicht nach nur eine Erklärung dafür; im Leben dieser Person musste es Sünde geben.

Es gibt eine Vielzahl von Gründen für das Leid des Gerechten wie auch des Unschuldigen: 1) In einer sündigen Welt kann Ehrlich-Sein manchmal Leid mit sich bringen und der Gerechte muss leiden, z.B. wenn eine gerechte Person ihr Leben für jemand anderen opfert, 2) manchmal führen die Sünden Dritter dazu, dass jemand leiden muss, z.B. muss ein Kind viel erleiden, weil seine Eltern etwas Ungerechtes getan haben, 3) selbst den Gerechten und Unschuldigen bleiben gewisse Dinge, die in einer ungerechten Welt eben vorkommen, wie z.B. Zahnschmerzen oder ein blauer Daumen, nicht vorenthalten; 4) manchmal gibt es keinen bestimmten Grund für das Leiden von Menschen. Hiob ist das beste Beispiel dafür.

4. Warum beantwortet Gott nicht alle von Hiobs (oder unseren) Fragen?

Diese Frage geht davon aus, dass, wenn Gott all unsere Fragen beantworten würde, es einfacher wäre zu glauben. Das stimmt nicht. Vertrauen geht viel weiter als Antworten. Manchmal stellen wir Fragen, damit wir nicht vertrauen müssen.

Schlussendlich müssen wir Gott aber mehr Vertrauen schenken als unserer eigenen Auffassungsgabe. Wir können Gottes Wege nicht immer verstehen. Wenn wir die Erfahrungen Hiobs betrachten, dürfen wir keinen falschen Schluss ziehen und meinen, wir dürften keine Fragen stellen. Oft helfen uns Fragen, den wahren Ursprung unseres Leidens zu erkennen. Die Geschichte Hiobs beinhaltet aber auch einige Warnungen für uns; wir dürfen nicht erwarten, immer und auf jedes unserer Leiden eine Erklärung zu finden.

Gott beantwortet nicht alle unsere Fragen, da wir einfach nicht in der Lage sind, alle seine Antworten zu verstehen.

Kurzstudium zum Buch Hiob/einige Fragen

  • Was lernen wir bezüglich Satans Charakter im Buch Hiob?
  • Fasse die Argumente von Hiobs Freunden kurz zusammen!
  • Was sagt Gott über Hiobs Freunde?
  • Was sagt Gott schlussendlich zu Hiob?
  • Wie verändert sich Hiob, der gerechte Mann, im Verlauf des Hiob-Buches? Welchen Wandel durchläuft er vom Anfang bis zum Ende der Geschichte?
  • Wie beeinflusst das Buch Hiob deine Sicht in Bezug auf Leid?
Fortsetzung: Psalmen

Datum: 09.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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