«Revolutionär»

Ägyptische Archäologen entdecken christliche Stadt unter antiken Ruinen

Archäologen, die die altägyptische Stadt Marea erforschten, waren verblüfft, als sie die Überreste einer einst blühenden christlichen Gemeinde entdeckten.
Die in Ägypten gefundenen Ruinen einer christlichen Siedlung (Bild: pcma.uw.edu.pl)

Die christliche Siedlung wäre vielleicht nie ans Tageslicht gekommen, wenn die Archäologen nicht mit Hilfe modernster Technologie unter den ägyptischen Sand hätten blicken können.

Die antike Stadt Marea war einst eine belebte Hafenstadt an der Nordküste des römischen Ägyptens (in den Jahren von 30 vor Christus bis 640 nach Christus). Die Anfänge von Marea, das nur 28 Meilen südwestlich von Alexandria liegt, wurden bis zur Eroberung Ägyptens durch Alexander den Grossen im Jahr 332 vor Christus zurückverfolgt.

Ein polnisches Forscherteam hat an dieser archäologischen Stätte ein weiteres Stück packende Geschichte freigelegt: die Überreste einer antiken christlichen Siedlung. Die Archäologen glauben, dass der Knotenpunkt im sechsten Jahrhundert von christlichen Pilgern errichtet wurde, die durch Ägypten reisten.

Kleinstadt als Knotenpunkt

Die kleine Stadt, die sich über eine Fläche von etwa 32 Hektar erstreckt, diente als Zwischenstopp auf dem Weg nach Abu Mena – einer Klosteranlage etwa 31 Meilen südwestlich von Alexandria. Nach Ansicht der Experten hat die Entdeckung ihr Verständnis dieser antiken Stadt «revolutioniert».

Marea war in den letzten Jahren Schauplatz zahlreicher Ausgrabungen, und Forscher aus der ganzen Welt strömten zu den Ruinen.

«Unser Wissen wurde revolutioniert»

Mariusz Gwiazda vom Zentrum für Archäologie des Mittelmeers an der Universität Warschau erklärte: «In den letzten Jahren haben wir unser Wissen über diese antike Stadt revolutioniert. Dies ist dem Einsatz von nicht-invasiven und geophysikalischen Methoden in Verbindung mit Ausgrabungen zu verdanken.»

Die Siedlung bestand aus einer Reihe grosser «modularer» Gebäude, die aus kleineren Strukturen mit den Massen von rund zehn auf zehn Meter errichtet wurden.

Die Experten haben die Gebäude auf das sechste bis achte Jahrhundert nach Christus datiert. Mariusz Gwiazda weiter: «Das war eine grosse Überraschung für uns, weil zu dieser Zeit in Ägypten keine neuen Städte gebaut wurden.»

Auf römischem Bauernhof errichtet

Die grösste Expansion Ägyptens fand während der hellenistischen Periode nach der Eroberung durch Alexander den Grossen und später nach der Eroberung durch die Römer statt.

Nach der muslimischen Eroberung Ägyptens zwischen 639 und 646 nach Christus bestand keine Notwendigkeit mehr, weitere Städte zu bauen – die Römer und Mazedonier hatten genug für die kommenden Jahrhunderte gebaut.

Den Archäologen zufolge wurden die christlichen Gebäude auf den Ruinen eines römischen Bauernhofs errichtet, höchstwahrscheinlich einem Weinberg. Aber sie unterschieden sich erheblich von dem, was die Archäologen erwartet hätten.

In der Gegend unbekannte Bauweise

«Diese Häuser ähneln keinen bekannten Gebäuden in der Mittelmeerwelt», analysiert Mariusz Gwiazda weiter. Archäologen erwarten normalerweise, dass sich eine Stadt von einem zentralen Knotenpunkt aus entwickelt.

In diesem Fall wurden die Gebäude der Siedlung jedoch in gleichmässigen Reihen gebaut und öffentliche Bäder und Toiletten in geringer Entfernung errichtet.

Den Experten zufolge wurde die Stadt sowohl von den Reichen als auch von den Armen frequentiert. Ägypter, die zur Pilgerstädte von Abu Mena reisten, um das Grab des Märtyrers St. Menas von Ägypten zu besuchen, kamen durch diesen Teil von Marea. Sie dürften auf dem Wasserweg von Alexandria gekommen sein und haben wohl am Ufer des Mariout-Sees angelegt.

Weiter ist möglich, dass europäische Christen die lange Reise nach Ägypten antraten, um Abu Mena zu besuchen. Archäologen haben an verschiedenen Orten, darunter auch in Grossbritannien, zahlreiche Schmuckstücke und Souvenirs aus dem Abu Mena gefunden, was auf eine entsprechende Frequentierung des Orts hindeutet.

Zum Thema:
Sie schützte das alte Jerusalem: Stadtmauer aus der Zeit des ersten Tempels freigelegt
Neue Funde, neuer Einblick: Jerusalem erstreckte sich vor 2'600 Jahren bis vor die Stadtmauern
Der IS gedachte es böse …: … doch unter zerstörtem Jona-Schrein kam König-Palast hervor

Datum: 16.08.2021
Autor: Sebastian Kettley / Daniel Gerber
Quelle: Christian Daily Journal / Übersetzung: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung