Er rächte seine Kinder

Mörder fand im Gefängnis Gottes Gnade

Der neue Stiefvater verbrühte Billys Töchter mit kochenden Bohnen. Billy ermordete ihn und seinen Onkel. Er kam lange Zeit hinter Gittern. Weil er dort rebellierte, wurde er fast zum Tode verurteilt…
Billy (Bild: Screenshot Youtube)

«Ich war so ausser mir», erinnert sich Billy. «Meine Kinder waren mein Leben. Ich habe nicht rational und vernünftig gedacht. Alles, woran ich dachte, war Rache.» Ein Jahr später wurde er verhaftet und trat eine lange Haftstrafe an.

Billys Eltern hatten sich getrennt, als er erst sechs Jahre alt war. Er wurde der Obhut seines Vaters überlassen, wollte aber unbedingt seine Mutter finden. Er lief den Highway entlang und suchte nach seiner Mutter. Schliesslich fand er sie. Sie war eine schwerabhängige Alkoholikerin.

Als Jugendlicher lernte Billy ein Mädchen kennen und sie wurde bald von ihm schwanger. Er war glücklich, einen Jungen zu bekommen, «obwohl ich selbst noch ein Junge war», sagt er. Aber das Kind war eine Totgeburt.

Der Mord

Er bekam danach zwei Töchter mit der jungen Frau, aber er wusste nicht, wie man ein Vater oder ein Ehemann ist, und sie verliess ihn für einen anderen Mann.

Der neue Mann verbrühte seine beiden Töchter mit kochenden Bohnen und wurde verhaftet, ebenso wie Billys frühere Partnerin, die wegen Gefährdung von Kindern in Gewahrsam genommen wurde.

Billy kochte vor Wut. «Ich fing an, enorme Mengen an Alkohol zu konsumieren», erinnert sich Billy. «Ich konsumierte alles, um mich abzulenken, damit ich mich nicht mit diesen Problemen auseinandersetzen musste.»

Als ein paar Freunde ihm mitteilten, dass der Täter auf Kaution freigelassen worden war, «war meine nächste Frage: Wo ist er?» Er machte sich auf den Weg zu der Wohnanlage, in welcher der Freigelassene und dessen Onkel lebten und brachte die beiden um.

Groll hinter Gittern

Billy verbrachte fünf Jahre im Bezirksgefängnis und wartete auf seine Verhandlung. Schliesslich liess er sich auf einen Deal ein, der ihm 30 Jahre einbrachte, die auf sieben Jahre reduziert wurden, wenn er sich im Gefängnis gut benahm.

Letztendlich benahm er sich aber eben doch nicht «gut». «Ich hatte so viel Hass, Wut, Bitterkeit und Groll, der sich auf mein Leben und andere Menschen um mich herum auswirkte.» Er rebellierte immer wieder, was ihm Achtung bei Banden einbrachte. Ihm gefielen die Anerkennung und der Respekt, den er sich durch Ärger verdiente.

Todesstrafe wartete

Als er in ein Gefängnis in Amarillo, Texas verlegt wurde, geriet Billy in einen Bandenaufstand, der einen Mann in kritischem Zustand zurückliess. Der Verwundete wurde mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen, wo er zwischen Leben und Tod schwebte.

Drei Häftlinge in Billys Bande machten ihn für die brutale Schlägerei verantwortlich. Der Gefängnisdirektor liess Billy vorladen und legte die unterschriebenen Berichte vor, die ihn beschuldigten. Das bedeutete die Todesstrafe für ihn. Seine einzige Hoffnung war, dass der Verprügelte im Krankenhaus irgendwie überleben würde.

Schreie zum unbekannten Gott

«Als ich in die Zelle kam, nahmen sie mir die Handschellen ab und bevor sie die Tür schlossen, schrie ich zu einem Gott, den ich nicht kannte», erinnert er sich. «Gott, ich kenne dich nicht, aber ich werde mir die Bibel besorgen und dich kennenlernen, und ich werde dir für den Rest meines Lebens dienen, selbst wenn du möchtest, dass ich dir von der Enge dieser Einrichtung aus diene», betete er. «Ich habe nur eine Bitte: Lass diesen Mann im Krankenhaus leben.»

Der Mann überlebte. Billy musste dann sieben Jahre in Einzelhaft verbringen, wobei ihm jeden Tag durch einen Schlitz Essen gegeben wurde. Aber er hatte eine Bibel und ein kleines Radio, mit dem er einen christlichen Sender hören konnte.

Hinter Gittern betrogen

Billy heiratete dann eine Frau durch eine Bevollmächtigung, eine Sonderregelung für Häftlinge und Militärangehörige. Er wünschte sich Zuneigung – doch er sollte betrogen werden.

Während er im Gefängnis war, verstarb seine Mutter. Ihm wurde ein Erbe zugesprochen, aber er musste es seiner Frau überschreiben, um es zu erhalten. Das Geld sollte hauptsächlich für die Beerdigung seiner Mutter verwendet werden.

Doch «seine» Frau behielt das Geld für sich und schickte ihm die Scheidungspapiere. «Ich weiss noch genau, wie ich in die Zelle ging und Gott fragte, wie um alles in der Welt diese Frau mir das antun konnte.» Gott habe ihm dadurch gezeigt, wie es ist, ein Opfer zu sein.

Er verbrachte 45 Minuten im Gebet auf den Knien. Gott liess die Erinnerungen an all die Menschen wieder aufleben, die er verletzt hatte, sowohl körperlich als auch seelisch. Billy bat Gott um Vergebung für jeden einzelnen.

Freiheit

«Als ich mich aufrichtete, erlebte ich mehr Freiheit als je zuvor in meinem Leben», erinnert er sich. Dann kam die Tochter eines anderen Freundes ihn zum ersten Mal besuchen. Sie war 15 Jahre alt und eine entschiedene Christin.

Billy war überglücklich. Doch die Freude sollte nicht von Dauer sein. Nur drei Tage später kam der Kaplan vorbei, um ihm mitzuteilen, dass sie bei einem Brand ums Leben gekommen war.

Es war, als ob Gott ihn lehrte, wie man mit Tragödien und Verrat umgeht, ohne zu Gewalt oder Drogenmissbrauch zu greifen. Mit der Hand Gottes schaffte Billy es. Im Gefängnis gewann er Menschen für Christus und wuchs im Glauben.

Neun Stiefkinder

Nach vielen Jahren wurde Billy schliesslich auf Bewährung entlassen. Die Geistlichen, die sich im Gefängnis mit ihm angefreundet und ihn zum Jünger gemacht hatten, setzten den Kontakt zu ihm nach seiner Entlassung fort.

Er wurde dem «Fertile Grounds Christian Transformational Center» in Houston vorgestellt, einer Einrichtung, die entlassenen Häftlingen beim Übergang in ein Leben ausserhalb des Gefängnisses hilft.

Schnell wurde er zum Leiter der Einrichtung ernannt. Er fand rasch Tritt im neuen Leben ausserhalb des Gefängnisses. Mittlerweile ist Billy verheiratet und kümmert sich um neun Stiefkinder.

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Datum: 11.10.2021
Autor: Sarah Montez / Daniel Gerber
Quelle: Faithwire / gekürzte Übersetzung: Livenet.ch

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