Wenn Gott zum Aufbruch ruft

Von Mut und von der Unsicherheit als Chance

Daniela «Jele» Mailänder ist Pionierin. Ihr neues Buch ist hochrelevant für die aktuelle Umbruchphase in Kirchen und Gemeinden. Für die Autorin wurde das Gefühl, nicht dazu zu gehören, zum Geschenk Gottes: Sie nutzt es für mutige Schritte vorwärts.
Aufbruch
Daniela Mailänder

«Ich bin überzeugt, dass Gott ein Gott der Bewegung ist. Dass er einer ist, der uns ruft, Altes hinter uns zu lassen und uns hinaus zu wagen», schreibt Jele Mailänder in ihrem Buch «Wenn Gott zum Aufbruch ruft». Die 40-Jährige ist überzeugt, dass Gott Menschen ruft. Dass er ihnen begegnen will. Dort, in der Einsamkeit der Wildnis. Dort, wo sie nicht dazu gehören, aber ihn treffen können. «Da ist der Ort, wo Gott mit uns spricht, an dem wir uns selbst begegnen und lernen, für uns zu stehen.»

Tanz auf vielen Hochzeiten

Die Theologin aus Nürnburg arbeitet als DesignThinkerin und Pädagogin. Sie coacht Pionierprojekte im Kirchen-Innovations-Programm M.U.T und im CVJM Bayern. Zudem gehört sie zum Leitungsteam der Fresh-X-Initiative «Kirche Kunterbunt». Sie ist Mutter von drei Kindern, teilt mit ihrem Mann Familien- und Erwerbsarbeit. 

«Ich liebe es, Pionierin zu sein, den Aufbruch zu starten, die Zukunft vorzubereiten. Das beflügelt mich – und es schmerzt», schreibt Mailänder. «Deswegen gehöre ich oft nicht richtig dazu. Ich bin die, die weitergehen will. Kennst du das?»

Es lohnt sich, loszugehen

«Es ist Gottes Geschenk an dich, nicht dazu zu gehören. Entdecke deine Berufung, die Veränderung zu sein, die Gott für diese Zeit hat!», ermutigt die Christin.

  • Du siehst, dass sich etwas ändern muss an den Strukturen. So wie bisher kann es nicht weitergehen.
  • Du sehnst dich nach Veränderung und möchtest Teil davon sein.
  • Du kennst das Gefühl, allein zu sein mit deiner Art zu denken, deiner Meinung.
  • Du fühlst dich häufig nicht zugehörig und bist nicht zufrieden damit, wie es gerade läuft.

Wer sich in einer dieser Aussagen wiederfindet, den fordert Mailänder auf: «Mach dich auf den Weg in die Wildnis. Neues wartet auf dich. Was auch immer es ist, was in deinem Leben gerade konkret aufbricht und von dem du den Eindruck hast, dass Gott dich ruft: Es lohnt sich, loszugehen.»

«Was wäre, wenn wir Gott die Eigenschaft 'wild' zuschreiben würden? Ist nicht der, dem wir folgen, auch wild, unberechenbar, unbekannt, schön und frei?» Sie vergleicht Jesus mit Attributen der Wildnis. Er war natürlich, suchte den Rückzug, war immer auch ungewöhnlich und zeigte wahre Grösse.

Unterwegs in der Wildnis

In elf Kapiteln erkundet die begeisterte Naturfreundin die Wildnis des Glaubens. Sie beschreibt sie als den Ort, der uns zu unserer Berufung führt. Als heilige Unzufriedenheit. Die antreibt, lockt und wahre Zufriedenheit erleben lässt. Sie nennt das Gefühl, nicht dazu zu gehören, ein Geschenk. Denn: Einzigartigkeit ist unsere Bestimmung. «Wildnis bietet die Chance, durch Unsicherheit zu wachsen und Vertrauen zu trainieren», betont Mailänder. «Sie lässt uns eine Spiritualität finden, die sich auf dem Weg bewährt. Sie lässt uns hineinfinden in unsere Identität als Kinder Gottes.»

Anstatt im Klagen zu verharren oder zu resignieren, fordert die Pionierin auf, das Ersehnte, Erahnte anzugehen. Eine starke Haltung zu entwickeln, ohne dabei hart zu werden. In tiefer Verbundenheit mit anderen zu leben.

Selber Quellen graben

Die Autorin zitiert den Gemeindeberater und Coach Lothar Krauss: «So viele Pioniere scheitern, weil sie von einer Schlaraffenlandtheologie ausgehen. Sie finden sich nicht wieder in ihrer Kirche und machen dann die Kirche verantwortlich für die eigene mangelnde Spiritualität. Dabei ist jede und jeder verantwortlich für das eigene geistliche Leben. In jeder Generation wird geklagt: Wo sind die geistlichen Mütter und Väter? Doch ich bin überzeugt: Wir müssen selbst die Quellen graben, aus denen wir leben. Ziel ist eine erwachsen gewordene Art des Glaubens und ein persönlicher Zugang zur Liebe Gottes.»

Perspektivenwechsel

Niemand müsse sein Fremdheitsgefühl frustriert hinunterschlucken. Auch der Rückzug aus der Gemeinschaft verhindere nicht die Bitterkeit. Unbehagen solle vielmehr Ansporn sein, das Umfeld positiv zu verändern. «Jede Kultur braucht Menschen, die nicht hineinpassen. Die flexibel bleiben dafür, was Gott jetzt und in Zukunft tun will. Nur so entsteht Innovation, kommen Gemeinden und Kirchen in Bewegung.»

Jele Mailänder ist überzeugt: «Wenn wir unsere wahre Zugehörigkeit kennen, nämlich die, ganz bei Gott zuhause zu sein, können wir mutig Enttäuschungen überwinden. Und einen Unterschied machen, für uns und andere.»

Die Wildnis bringt viel frische Luft mit sich. Wir erleben eine Befreiung für die Weite: Im Glauben, Denken und Handeln. «Wenn Gott zum Aufbruch ruft» – ein spannendes Buch, ehrlich, anschaulich, gespickt mit Erfahrungen aus der Praxis.

Zum Buch:
«Wenn Gott zum Aufbruch ruft»

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Datum: 28.02.2022
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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