Nationalfeiertag

«Wir sollten Gott wieder dankbar sein»

So soll alles angefangen haben: Werner Stauffacher hielt eine Rede. «Brüder», begann er in feierlichem Tone zu sprechen, während die Männer sich erhoben, «im Namen Gottes stehen wir hier und reichen einander die Hände. Ein Wille, ein Ziel einigt uns: Frei wollen wir sein! In tiefster Not versprechen wir, einander zu helfen, im Kampfe gegen die Vögte zusammenzustehen und uns vor keiner Gewalt zu beugen.»
Schweizer Flagge (Symbolbild)
Felix Ruther

«Da sprach Stauffacher mit feierlichem Ernste das Gelöbnis: 'So erhebet, meine Freunde von Uri, Schwyz und Unterwalden, eure Hand zum Schwure! Der dreieinige Gott sei Zeuge, dass wir beschlossen haben, unsere Freiheit gegen jede fremde Macht und Gewalt zu schützen für uns und unsere Kinder!'»

Soweit die Überlieferung. Auffallend, dass sich diese Leute damals auf Gott beriefen. Und wie steht es heute? Felix Ruther hat sich ein paar Gedanken zu Gott und zum 1. August gemacht:

Wurde die Schweiz im 2.Weltkrieg verschont, weil viele Schweizerinnen und Schweizer gebetet haben? Vielleicht. Aber haben denn die Deutschen oder Franzosen nicht gebetet? Vermutlich haben auch in diesen Ländern viele um Bewahrung gebetet. Waren es denn weniger, so dass die Katastrophe über ihre Länder hereinbrechen konnte? Ich weiss es nicht – aber ich glaube nicht, dass die Gebetsquantität entscheidend ist. Worauf kam es denn an? Es war die Gnade Gottes.

Gott wendet sich frei zu

Ich glaube, dass wir Schweizer uns oft zuviel auf unsere eigene Leistung einbilden. Manchmal sogar auf unsere fromme Leistung. Sicher ist es ein Ausdruck psychischer Gesundheit, wenn wir uns über eine vollbrachte Tat oder Leistung freuen. Das soll so sein. Aber über all dem Guten, das der Schweiz und ihrem Volke widerfahren ist, kann es leicht geschehen, dass wir vergessen, dass Gott letztlich der Geber alles Guten ist.

Diese Dankbarkeit, als Grundhaltung eines Menschen, der weiss, dass letztlich alles Geschenk ist, vermisse ich aber zunehmend in unserer Schweiz: Fordern, auf seinem Recht bestehen, jammern und so weiter, scheint eine sich ausbreitende Grundhaltung der Schweizer zu werden.

Dankbar sein

Ich hoffe und bete, dass wir Schweizer wieder zu dieser Dankbarkeit zurückfinden, die sich dann auch in der Solidarität mit den Hungernden und Leidenden ausdrückt. Ich hoffe und bete auch, dass diese Dankbarkeit wieder ein zentrales Erziehungsziel in unserer Gesellschaft wird – angefangen bei uns und unseren Kindern.

Möge diese verschenkende Dankbarkeit in unserem Volke und unseren Familien wieder zu einer Grundhaltung werden. Denn wenn nicht, könnte uns Gott durch seine erzieherischen Massnahmen daran erinnern, dass wir das Gute ihm verdanken und nicht nur unserer eigenen Leistung. Paulus schreibt davon im 2. Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 9: «Wir vernahmen nur deshalb in unserem Innern das Todesurteil, damit wir nicht unser Vertrauen auf uns selber setzten, sondern auf Gott.»

Abkehr vom Materialismus

Einen anderen Punkt möchte ich noch erwähnen: Gott ermahnt sein Volk immer wieder, es soll keinen fremden Götzen nachzulaufen. Hierzu könnte man auch vieles bemerken. Lassen Sie mich nur darauf hinweisen, dass wir in der Schweiz zunehmend einem einzigen Gott huldigen, den man Materialismus nennen könnte. Wir fragen bei unseren Unternehmungen nicht mehr, ob etwas menschen- und auch gottgerecht ist. Allenfalls fragen wir noch, ob etwas sachgerecht ist. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit dominiert fast all unsere politischen Aktionen und Entscheide. Hier müssen wir als Einzelne und auch als ganzes Volk umkehren und die Wege Gottes neu aufsuchen.

Umkehr zur Zivilcourage

Eine letzte Beobachtung: Immer häufiger wird in der Presse berichtet, wie Einzelne oder kleine Gruppen mit einer Unverfrorenheit auftreten können und Regeln und Gesetze verletzen, ohne dass jemand etwas dazu sagt. Das schuldhafte Schweigen nimmt in unserer Gesellschaft zu. Francis Schaeffer schrieb schon vor längerer Zeit in seinem Buch «Wie können wir denn noch leben», dass in unseren westlichen Gesellschaften nur noch zwei kümmerliche Werte hochgehalten würden, der persönliche Wohlstand und der persönliche Frieden. Mit persönlichem Frieden meinte er eben dies, dass wir fast alles opfern, um uns nur ja nicht aus unserer Ruhe aufscheuchen zu lassen. Auch hier denke ich, dass wir umkehren müssen.

Gott möge uns leitende Menschen in Politik und Wirtschaft und eine neue Politkultur in unserem Land schenken.

Zum Thema:
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Datum: 01.08.2021
Autor: Felix Ruther
Quelle: Livenet / VBG

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