Allianzgebetswoche

Tag 8: Frieden mit Andersdenkenden

Menschen erleben immer wieder, dass Gebet nicht wirkungslos bleibt, dass Gott in ihr Leben eingreift und dass Friede möglich ist. Deshalb gibt's die Allianzgebetswoche zum Thema «Shalom», die noch bis heute, 19. Januar 2020 läuft. Gedanken zum Frieden mit Andersdenkenden von Dr. Markus Weiand.
Marcus Weiand

Hand aufs Herz: Andersdenkende Personen machen uns richtig Mühe. Nicht zu jedem Thema, aber jeder hat Themen, die ihn aufregen. Der Puls steigt, der Ärger kommt, Flucht- oder Kampfinstinkte melden sich. Der Unfriede ist da. Je näher uns die Andersdenkenden sind, desto schwieriger wird es: Familie, Nachbarschaft, Kirche und Gemeinde. Unsere christliche Landschaft ist voll von zerrütteten Beziehungen, die mit Meinungsunterschieden begonnen haben.

Frieden trotz unterschiedlicher Meinung?

In der Apostelgeschichte wird von Stephanus berichtet, der von den religiösen Führern im Hohen Rat wegen Irrlehre angeklagt wird. Stephanus ist hier der Andersdenkende. Er wirft den religiösen Führern vor, dass sie sich nicht zum ersten Mal gegen Gott wenden und Gottes Boten töten – so wie sie Jesus getötet haben. Die Ratsmitglieder geraten wegen dieser Anklage dermassen in Wut, dass sie Stephanus töten (Apostelgeschichte, Kapitel 7, Verse 54-60).

Bis heute lassen sich Menschen von Wut und Empörung im Umgang mit Andersdenkenden leiten. Vor lauter Aufregung merken sie manchmal nicht, dass sich die Ausgrenzung auch gegen Gott richtet, wie in der Kirchengeschichte reichlich zu sehen ist. Wie kann aber ein Frieden trotz unterschiedlicher Meinung aussehen?

Das Gebot der Feindesliebe

Das Gebot der Feindesliebe ist hier zentral. Andersdenkende werden schnell zu Feinden, mit denen wir nichts mehr zu tun haben wollen. Jesus sagt: «Liebt eure Feinde» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, Vers 44). Was bedeutet das? Liebe ist freundlich und gleichzeitig freut sie sich an der Wahrheit (1. Korinther-Brief, Kapitel 13, Verse 4-7). In Epheser-Brief, Kapitel 4, Vers 2 wird die Gemeinde ermahnt, einander zu ertragen, und zwar in Liebe. Gleichzeitig soll sie aber wahrhaftig in der Liebe sein (Epheser-Brief, Kapitel 4, Vers 15).

Liebe hat demnach zwei Komponenten, die in Spannung gehalten werden müssen: Wahrheit und Gnade / Barmherzigkeit. Liebe heisst, dem Feind – in unserem Fall dem Andersdenkenden – mit Freundlichkeit und Geduld entgegenzutreten und gleichwohl um die Wahrheit zu ringen, auf Klarheit hinzuarbeiten und die eigenen Überzeugungen zu vertreten. Diese Liebe ermöglicht Frieden trotz Unterschieden.

Der richtige Umgang mit Andersdenkenden

Frieden mit Andersdenkenden bedeutet: Ich halte die Hand ausgestreckt hin und stehe gleichzeitig zu meinen Werten, Überzeugungen und Glaubensgrundsätzen. Ich begegne Anderen mit Liebe, bin im Gespräch, ohne mich aufzugeben. Ich segne selbst die, die mich verfolgen (Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, Vers 44). Das ermöglicht Beziehung und nicht selten Meinungsänderung, «Metanoia», Umkehr – vielleicht auch bei mir.

Heutzutage ist der Ruf nach klaren Grenzen sehr laut. Sie können Klarheit schaffen. Sie können aber auch zur Ausgrenzung führen. Es darf uns zu denken geben, dass Jesus sich zu den Ausgegrenzten gestellt hat, die ausgrenzenden religiösen Führer Gott aber auf ihrer Seite geglaubt haben.

Dr. Marcus Weiand, Leiter des Instituts ComPax am Bildungszentrum Bienenberg

Gebetsanliegen

Danken

  • Für Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit in unserem Land, die den Frieden fördern.
  • Dass sich Gott mit uns versöhnte / Frieden machte, als wir noch Feinde waren (Römer-Brief, Kapitel 5, Vers 10).

Bekennen

  • Dass wir Jesus nachfolgen wollen, der auch seine Feinde segnete.
  • Wo wir Menschen, die anderer Meinung waren, lieblos behandelt haben.
  • Wo wir uns in Auseinandersetzungen von egoistischen Motiven und unserer Angst haben leiten lassen.

Bitten

  • Um die Einheit der Jesus-Nachfolger.
  • Um Weisheit in schwierigen theologischen, ethischen, sozialen, ökonomischen und politischen Fragen.
  • Dass wir Jesus erlauben, unsere eigenen Meinungen zu erweitern.
  • Dass wir Andersdenkenden in Liebe begegnen können.

Zur Webseite:
Allianzgebetswoche
Gebetsbroschüre

Zum Thema:
Lukas Amstutz: Frieden – eine Frage der Beziehung
Segen für die Feinde: Christen im Nahen Osten riskieren alles für Jesus
Hope-Konferenz: Ganz von Christus erfüllt: Anders denken und weiter schauen

Datum: 19.01.2020
Autor: Dr. Marcus Weiand
Quelle: Schweizerische Evangelische Allianz SEA

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