Der Mann, der die Abschaffung der Sklaverei erreichte

William Wilberforce
John Newton

In Ghana ist das „Internationale Jahr zum Gedenken an den Kampf gegen die Sklaverei eröffnet worden. Das Gedenkjahr erinnert an den englischen Parlamentarier und engagierten Christen William Wilberforce, dem es nach harten Kämpfen gelang, 1809 ein völliges Verbot der Sklaverei Britannien zu erwirken, das später immer mehr Länder übernahmen.

Eigentlich sagt die Bibel nichts gegen die Sklaverei an sich, sondern setzt sie in ihrer Zeit selbstverständlich voraus. Nur leise deutet Paulus im Brief an Philemon an, dass Christen eine andere Sicht haben: Aus dem Sklaven Onesimus soll ein „geliebter Bruder“ werden.

„Eine verabscheuungswürdige Schockerei, eine Schande der Religion“

Es waren denn auch Christen, welche die Aufhebung der Sklaverei anstrebten und schliesslich durchsetzten. „Die Sklaverei ist eine verabscheuungswürdige Schockerei, die Schande der Religion, die Schande Englands, die Schande der menschlichen Natur“ schrieb der anglikanische Pfarrer und Erweckungsprediger John Wesley kurz vor seinem Tod im Jahre 1791. Von der Entdeckung Amerikas bis zu diesem Zeitpunkt sind bereits mehr als 10 Mio. Schwarzafrikaner verschleppt, versklavt und über den Atlantik in die neue Welt verschifft worden. Vielen haben von diesem unmenschlichen Geschäft profitiert. Nur wenige Christen haben sich bisher dagegen empört.

Zwar hatte sich schon im 16. Jahrhundert der spanische Pflanzer und Sklavenhalter Bartholome Delascarses über das elende Dasein seiner Indiosklaven erbarmt. Er gab seine Plantage auf und trat in ein Dominikaner-Kloster ein. Doch das sollte zunächst keine weiteren politischen Folgen haben.

Typisch waren Jahrhunderte lang Ansichten wie die des englischen Sklavenhändlers John Babett, der 1678 die Route Guinea – Guadeloupe befuhr: „Wer von Europäern nach Amerika verkauft wird, hat dort ein leichteres Schicksal zu erwarten als wenn er im eigenen Land bleibt. Ganz zu schweigen von dem unschätzbaren Gewinn, den ein Sklave daraus ziehen kann, dass er Christ wird und so seine Seele rettet“.

„Einer achte den andern höher …“

Unter den englischen Kolonisten Nordamerikas haben zuerst Mennoniten und Quäker gegen die Sklaverei protestiert. Die Quäker – aus einer Erweckungsbewegung des 17. Jahrhunderts hervorgegangen – befolgen konsequent die Forderung des Apostels Paulus: Einer achte den anderen höher als sich selbst. „Sie behandeln jeden einzelnen respektvoll wie auch immer sein Rang unter den Menschen ist“. Auch wenn ein Sklave wäre. Die Folge war, dass die Quäker schon 1724 offiziell die Abschaffung der Sklaverei fordern.

Nach und nach haben sie in einigen Neuenglandstaaten Erfolg. Als erste Kolonie verbietet 1774 Rhode Irland die Sklaverei. Auch im englischen Mutterland erwacht das Bewusstsein der Christen. Der Sklavenhändler John Newton bekehrt sich zum christlichen Glauben und wird zu einem entschlossenen Kämpfer gegen die Sklaverei. In seinem Lied „Armazing Grace“ bringt er auch zum Ausdruck, wie sehr er im Nachhinein seine frühere Tätigkeit bereut. Aber nicht er wird den entscheidenden Angriff gegen die Sklaverei führen, sondern ein junger, äusserlich unscheinbarer Parlamentarier William Wilberforce (1759 – 1833).

Ein langer Kampf wird schliesslich von Erfolg gekrönt

Nach seiner Hinwendung zum christliche Glauben im Alter von 26 Jahren hatte Wilberforce noch überlegt, ob er seinen Sitz im britischen Unterhaus nicht aufgeben solle. John Newton beschwor ihn zu bleiben um sich für das Gute einzusetzen. Und so nimmt Wilberforce den Kampf auf – zusammen mit einigen Quäkern und persönlichen Freunden. Die ersten Anträge auf Verbot des Sklavenhandelns und Abschaffung der Sklaverei werden im Parlament erwartungsgemäss abgeschmettert. Aber die Unterstützung für die so genannten „Abolitionisten“ wächst.

John Wesley schreibt im Februar 1791 – sechs Tage vor seinem Tod – an Wilberforce: „Sie werden von Menschen und Teufeln angefeindet werden. Aber wenn Gott für Sie ist, wer kann Ihnen dann etwas anhaben? Verzagen Sie nicht an Ihrem guten Werk, machen Sie im Gottes Namen und in seiner Vollmacht weiter, bis die amerikanische Sklaverei endet – diese schlimmste Erscheinung, die es je unter der Sonne gegeben hat“.

„Völlige Emanzipation der Schwarzen!“

Es dauert noch 16 lange Jahre bis die britische Krone 1808 zumindest den Sklavenhandel verbietet. 1823 fordert er die völlige Emanzipation der Schwarzen, und erst 1833 – nach mehr als 40 Jahren unermüdlicher Bewusstseinsarbeit – wird die Sklaverei im britischen Weltreich endgültig abgeschafft. Aber Wilberforce kann sich nicht mehr darüber freuen. Einen Monat vor der entscheidenden Abstimmung im Unterhaus ist er gestorben. Und in den Südstaaten der USA, in der Karibik, in Südamerika wird die Sklaverei noch Jahrzehnte weiter bestehen.

Während in der freien westlichen Welt die Sklaverei praktisch ausgerottet ist, wird sie – oft insgeheim – in afrikanischen Entwicklungsländern und südamerikanischen Schwellenländern noch praktiziert, manchmal mit Duldung der Regierung, manchmal gegen sie, wie in Brasilien. Im Sudan wurden in den letzten Jahren Tausende von Sklaven durch die Hilfsorganisation CSI International freigekauft. Der Kampf gegen die Sklaverei ist noch nicht völlig gewonnen. Daran soll auch das Gedenkjahr erinnen. Es soll die Kenntnisse über die Behandlung von Sklaven und ihren Schicksalen vertiefen. Die Themen sollen von den Wechselwirkungen der Sklaverei mit anderen Menschenrechtsverletzungen bis hin zur philosophischen, politischen und rechtlichen Dimension reichen. Die weltweiten Aktivitäten sollen auch zur Bekämpfung des Rassismus aufrufen.

Datum: 15.01.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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