Unvorstellbares Gewaltpotenzial: Okkult motivierte Verbrechen

Schädel

Mitglieder einer Satanssekte sollen nach Recherchen des Magazins «ZDF-Reporter» in Deutschland und dem benachbarten Ausland rituelle Straftaten verübt haben. Dazu zählen nach Zeugenaussagen Kannibalismus, Morde und Vergewaltigungen. Am Mittwochabend wurde der Bericht im ZDF ausgestrahlt. Reporter Rainer Fromm hatte zwei Jahren dafür recherchiert. Die dabei gemachten Aussagen von Zeugen sind unvorstellbar.

Zwei Frauen und ein Kind berichteten von grausamen Tötungen von Menschen bei schwarzen Messen. Teile der Opfer seien gegessen worden. Die Staatsanwaltschaft in Trier ermittelt nach der Anzeige einer 34 Jahre alten überlebenden Frau, die in dem Film von ihren Todesängsten sprach. Oberstaatsanwalt Georg Jüngling sagte nach der Sendung, die Rechercheergebnissen des ZDF würden für die Ermittlungen genutzt.

Es klingt wie ein Horrorroman, doch viele Indizien stützen die Berichte. In der Nähe von Lüttich ist für Steffi ein Albtraum wahrgeworden. Die junge Frau führt den Reporter in eine leerstehende Fabrik. In der düsteren Industriebrache sei sie Zeugin unglaublicher Vorfälle geworden, erzählt sie. Man habe sie in Deutschland unter Drogen gesetzt, nach Belgien verschleppt und hier mehrfach vergewaltigt. Und schliesslich habe sie an Schwarzen Messen teilnehmen müssen, bei denen Menschen ermordet wurden.

Perverser Kult als Deckmantel

In Zeichnungen versucht sie noch viele Jahre später ihre Erinnerungen zu verarbeiten. Sie ist aufgewachsen in einem Umfeld, das nach ihren Aussagen nicht vor Folter, Mord und Kannibalismus zurückschreckte. Unter dem Deckmantel eines perversen Kultes seien schon kleine Kinder vergewaltigt worden.

Eine ähnliche Geschichte erzählte Marie. Seit frühester Kindheit sei sie sexuell missbraucht worden. Sie habe Morde mitansehen müssen, dabei seien Gewaltpornos gedreht worden. Mit ärztlichen Attesten belegt Marie schwerste Verletzungen in ihrer Kindheit.

Auch Staatsanwaltschaften beschäftigen sich mittlerweile mit den unglaublich klingenden Vorwürfen. In Trier geht Oberstaatsanwalt Horst Roos einer Strafanzeige nach, in der Fälle geschildert werden „mit einem kaum vorstellbaren Gewaltpotenzial vor einem okkulten Hintergrund“. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Peter Köhler warnt davor, wegen der Monstrosität der geschilderten Taten die Zeugen für unglaubwürdig zu halten. Er fordert, derartige Ermittlungen bundesweit besser zu koordinieren.

Das scheint dringend nötig, denn der Reporter fanden nicht nur Hinweise auf lange zurückliegende Taten. Bei der Psychotherapeutin Dagmar Eckers ist ein kleines Mädchen in Behandlung, das vermutlich mit ansehen musste, wie ein Kind umgebracht und aufgefressen wurde. Die Behandlung zwingt das Kind dazu, über das Erlebte zu sprechen. Hysterisch weinend erzählt das Mädchen, wie ein Kind verspeist wurde, so dass nur noch Knochenteile und die Augen übrigblieben. Therapeutin Eckers hält die kleine Zeugin für absolut glaubwürdig. Sie hatte schon fünf Kinder in Behandlung, die ähnlich Grausames durchgemacht haben sollen.

„Hinweise von Opfern ernst nehmen“

Der für den Beitrag verantwortliche ZDF-Autor Rainer Fromm bezeichnete die Ergebnisse seiner zweijährigen Recherchen als «absolut seriös» und gesichert. Die Zeugen hätten sich an konkrete Orte und Namen erinnert. Es handele sich aber nicht um ein, wie die «Bild»-Zeitung am Mittwoch vorab berichtet hatte, Netz von Menschenfressern, obwohl es bei den Opfern vereinzelt Parallelen gebe. Von einem Verrückten-Verein könne keinesfalls gesprochen werden. Recherchiert habe er insgesamt knapp 20 Fälle von rituellen Straftaten - Vergewaltigungen, Morde, Kannibalismus. Regionaler Schwerpunkt sei Nordrhein-Westfalen, in der Ex-DDR habe er Hinweise auf zwei Fälle erhalten. Strafanzeigen liefen nicht nur in Trier, sondern auch an anderen Orten, die Fromm nicht nannte.

Die beschriebenen Straftaten seien in den vergangenen 15 Jahren in Deutschland und in Nachbarländern verübt worden. Dabei sollen auch so bezeichnete «Snuff»-Videos gedreht worden sein, Filme, in den Menschen aus niederen sexuellen Beweggründen vor laufender Kamera getötet werden.

Das Magazin zitiert den Satanismus-Experten der evangelischen Kirche, Ingolf Christiansen, mit der Einschätzung, es gebe Indizien, dass mehrere okkultistische Tätergruppen in Deutschland gemeingefährliche Straftaten begehen.

Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamten, Wolfgang Bauch, forderte im ZDF eine verstärkte Bekämpfung satanistischer Gewalt durch die Polizei. In den zwei Jahren, die Rainer Fromm zu diesem Thema recherchiert, hat es allerdings in Deutschland noch keine Verurteilung wegen solcher rituellen Kindermorde gegeben. Der Kampf um die Wahrheit hat gerade erst begonnen. (ZDF/Bild/Stern)

Datum: 17.01.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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