Gerlafinger Bibelweg

Schrittweise durch biblische Zeiten

Der Start zeichnet das Jahr 2000 und führt die nächsten Schritte in die Vergangenheit. Nach elf Metern stösst der Fussgänger schon auf das Ereignis «Fall der Berliner Mauer». Illustrierte Posten laden zum Marsch durch die Emmen-Landschaft ein.
Der Gerlafinger Bibelweg (Bild: zVg)

Letztes Jahr im Mai konnte bereits das 20-jährige Bestehen des Bibelweges in Gerlafingen SO gefeiert werden. Was Wandervögel und Hündeler wortwörtlich «bei-läufig» aufschnappen, eignet sich auch ausgezeichnet für biblisch-geschichtliche Gespräche in Gruppen.

Vom Berlin der 80er bis in die Zeiten Abrahams

Auf unaufdringliche Art werden vor allem biblische Themen und Geschichten aufgegriffen und den Fussgängern geschichtliche Ereignisse nähergebracht. Die christlich-biblischen Tafeln reichen von der Zürcher Disputation, während der Reformation von 1523, über das Wirken Jesu im Jahr 29 bis hin zum Wegbeginn mit Abraham und Sara um 2000 vor Christus. Die wenigen nicht-biblischen Geschichtsposten beschreiben beispielsweise den Fall der Mauer (1989) oder die Deklaration der Menschenrechte von 1789. Beim Posten 15 mit der Zerstörung des Tempels tritt man so richtig durch die Geschichtstore in biblische Zeiten ein.

Durch Natur und Geschichte

Das Wandern ist des Wegmüllers Lust. Olivia Wegmüller, Weg-Kontaktperson seitens der EMK (Methodisten Kirche) Gerlafingen, beschrieb Livenet gegenüber einige Hintergründe: «Der Bibelweg ist Teil eines beliebten Naherholungsgebietes entlang der, in der letzten Jahren renaturierten, Emmen-Landschaft – eingebettet zwischen geschichtsträchtigem Start- und Zielort. Der Besucher startet in der Gegenwart beim Bahnhof Gerlafingen direkt beim ortsprägenden Stahlwerk (gegründet 1818), wo man nach wenigen Schritten auf die erste Tafel mit der Jahrzahl 2000 trifft. Mit jedem Meter führt die Reise ein Jahr in die Vergangenheit. Nach vier Kilometern erreicht der Besucher das Ende des Bibelwegs in der Nähe des Wasser-Schlosses Landshut Utzenstorf (12.Jh.), dessen schöner und idyllischer Garten zum Verweilen einlädt.»

Der Trend und seine Widersacher

Pilgern liegt voll im Trend, so wurde kürzlich «der etwas andere Pfad» im Emmental eröffnet (Livenet berichtete) oder erfreut sich der Jakobsweg ungebrochener Beliebtheit. Der Autor selber hatte letzte Woche ein Gespräch mit einem Kollegen, der von dieser populären Pilgerroute zurückkehrte und einmal mehr die These bestätigte, dass der heutige Mensch unserer Breitengrade solche Auszeiten sucht und schätzt – oder sogar benötigt.

Hingegen gibt's auch Gegner. Seit 2006 besteht ein weiterer Bibelweg entlang der Glatt bei Dübendorf mit denselben 34 Zeittafeln des Gerlafinger Weges. Wie beim oben erwähnten «Pfad» trieben auch hier Vandalen ihr Unwesen und wurden sämtliche Tafeln verbogen und teilweise mit Steinen zerstört. Doch die Wiederherstellung des Themenweges wurde auch nach einer zweiten Attacke sofort wieder angepackt.

Geschichte wird interessanter

Wie andere nutzt auch Olivia Wegmüller den Themenweg gerne zum Walken mit der Freundin, Bräteln an der Emme mit der Familie und Freunden sowie für Ausflüge mit der Gemeinde oder den Kindern aus dem Kidstreff. Als grosse Stärke sieht sie: «Dieser Themenweg verbindet Wissen und Zeitgeschichte in einer erlebbaren Form für Gross und Klein in einer wunderbaren Umgebung.» Sie erinnere sich gerne an Velotouren mit ihrer jüngsten Tochter, jeweils im Sommer. Auf der alljährlichen Tour nach Burgdorf zu den Grosseltern, die sie seit sieben Jahren machen, werde die Geschichte auch für sie von Jahr zu Jahr interessanter.

Und was ist für die Zukunft geplant? Olivia Wegmüller: «Im Moment sind keine konkreten Pläne vorhanden. Im Wissen darum, dass die Geschichte nicht zu Ende geschrieben ist, sind wir gespannt, was die Zukunft bringt. Ich hoffe, dass die in Natur eingebettete und erlebbare Zeitgeschichte auch weiterhin Menschen unterwegs begeistern wird.»

Zur Website:
Hintergrundinfos und Begleitmaterial zum Bibelweg

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Datum: 12.05.2022
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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