Das Ringen um Einheit

Umgang mit Homosexualität wird zur Zerreissprobe in der EMK

An der jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche haben sich die kontroversen Ansichten, die in den einzelnen Ländern zum Verständnis von Homosexualität herrschen, deutlich gezeigt. Nach wie vor stark ist der Wille, die Einheit der Kirche zu bewahren.
Gespräche an der EMK-Konferenz

Im Februar hatte die Generalkonferenz der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) mit knapper Mehrheit beschlossen, dass praktizierende homosexuelle Pfarrpersonen weiterhin nicht ordiniert und gleichgeschlechtlich lebende Paare nicht getraut oder gesegnet werden dürfen. Neu werden zusätzlich Sanktionen für Pfarrpersonen gegen davon abweichendes Verhalten eingeführt.

Zu viel Überwachung der Pfarrer?!

Dieser Beschluss – besonders die geplanten Sanktionen – und das dahinterstehende Kirchenverständnis trifft auf Widerstand. Es waren überwiegend Schweizer Kirchenangehörige, die sich kritisch geäussert haben, weil sie eine Identitätsveränderung der methodistischen Kirche und eine «Überwachungsmentalität» befürchten.

Eine Petition, mit der die Kirchenleitung zur Stellungnahme gegen den Beschluss aufgefordert wird, wurde an der Konferenz übergeben. «Unterschiedliche Ansichten haben in unserer Kirche bisher immer Platz gehabt», heisst es unter anderem in der Petition, die bis heute von mehr als 550 Personen unterschrieben wurde.

Traditioneller und liberaler Flügel

Der Vorstand der EMK will trotz des Beschlusses der weltweiten Methodisten versuchen, die Einheit der Kirche bewahren. «Auch im Vorstand gibt es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich des Umgangs mit gleichgeschlechtlich Orientierten», heisst es in einer Stellungnahme des Vorstands. Er weist auf die besondere Situation des Bischofsgebietes hin, zu dem neben der Schweiz, Frankreich und Nordafrika auch 16 weitere Länder in Mittel- und Südeuropa mit je eigenem Kontext gehören.

Laut Stellungnahme vertreten Methodist/innen in mehreren dieser Länder, einschliesslich Frankreich und ebenso in Nordafrika, eher eine traditionelle Haltung, während in der Schweiz und in Österreich eine starke Tendenz zur Ablehnung der traditionellen Haltung wahrnehmbar sei. Eine im Rahmen der Tagung durchgeführte Umfrage zum gegenwärtigen Stimmungsbild unter den Delegierten und den Kirchgemeinden bestätigte diese gegensätzlichen Ansichten deutlich.

Mögliches Szenario: Austritt aus dem Bischofsgebiet

«Als Vorstand möchten wir zum jetzigen Zeitpunkt Gesprächsbereitschaft und Meinungsbildung fördern», schreibt der der Vorstand in der Stellungnahme weiter. Ähnlich wie im gesamten Bischofsgebiet wurde auch auf der Ebene der jährlichen Konferenz eine Gruppe von Personen eingesetzt, die auf der Basis der Umfrageergebnisse mögliche Szenarien für eine weitere Entwicklung prüfen soll.

Bis März 2021 muss die EMK entscheiden, ob sie die Entscheidungen der weltweiten Kirche akzeptiert und umsetzt oder den Verbund verlässt und – allenfalls mit Methodisten anderer Länder – eine eigenständige Organisation gründet.

Hearing zu kontroversen biblischen Positionen

Der Meinungsbildungsprozess wird unterstützt mit einem Hearing am 30. November 2019, an dem Roland Gebauer und Jörg Barthel, beide Theologieprofessoren an der Theologischen Hochschule der Methodisten in Reutlingen, kontrovers die unterschiedlichen biblischen Positionen zum Thema Homosexualität diskutieren werden. Dieser Grossanlass, zu dem bis zu 1'000 Teilnehmende erwartet werden, steht auch Interessierten anderer Konfessionen offen. Er findet auf dem Gelände der Bernexpo statt.

Das sind die Methodisten:

Die EMK ist eine evangelische Freikirche mit rund 8'300 Kirchenangehörigen in 62 Kirchgemeinden an hundert Standorten in der Schweiz. Sie ist Mitglied des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK) sowie des Verbandes Freikirchen Schweiz (VFG). Die EMK ist Teil der United Methodist Church (UMC) mit weltweit über 12 Millionen Mitgliedern.  

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Datum: 18.06.2019
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / EMK

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