Studie zeigt:

«Fresh Expressions» gewinnt Menschen für den Glauben

Was manche Christen als Stärke ihrer Kirche sehen, nämlich Tradition, scheint gleichzeitig der grösste Hemmschuh auf ihrem Weg in die Zukunft zu sein. Kann sich Kirche ändern? Völlig neue Ausdrucksformen gewinnen? Es sieht so aus. Das unterstreicht eine Untersuchung zu «Fresh Expressions» (Frische Ausdrucksformen), die die zehn Jahre alte britische Bewegung unter die Lupe nimmt.
«Fresh Expressions» macht das Evangelium in neuen Lebenswelten erfahrbar.

Die Kirche von England unterscheidet sich in etlichen Dingen von der auf dem Festland. Doch eine Tendenz haben beide gemeinsam: Ihre traditionellen Ausdrucksformen sind für einen Grossteil der Bevölkerung unbedeutend geworden. Menschen sind nicht so sehr gegen Kirche – sie interessieren sich schlicht nicht dafür. Und sie besuchen sie auch immer weniger.

Neue Zielgruppen im Fokus

Interessanterweise ist «Fresh Expressions» kein Projekt, was gänzlich ausserhalb der etablierten Kirche stattfindet, sondern von ihr ausgeht. Ziel ist es, Menschen zu erreichen, die mit klassischer Gemeindearbeit nicht zu erreichen sind – Künstler, Skateboarder, Studenten, Asiaten, Innenstadtbewohner etc. – und mit ihnen eine für sie passende Gemeindeform aufzubauen. Diese neuen Kirchen sehen naturgemäss sehr unterschiedlich aus – und das dürfen sie auch. Mit Unterstützung und Zustimmung der grossen Kirchen läuft die Bewegung in England seit inzwischen über zehn Jahren.

Versuch einer Einordnung

Die Eigenschaften einer «Fresh Expressions»-Gemeinde werden in England folgendermassen beschrieben: Sie ist eine neue Form von Kirche für unsere sich verändernde Kultur. Primär dient sie Menschen, die noch nicht aktiv zu einer Kirche gehören. Sie entsteht vor Ort durch die Prinzipien des Hörens und Dienens. Das Evangelium soll in neuen Lebenswelten erfahrbar werden und Menschen werden zur Nachfolge Jesu eingeladen. Eine «Fresh Expression» hat im Unterschied zu Projekten das Potential eine eigene, reife Form von Gemeinde zu werden. Sie wird dabei einerseits vom Evangelium geformt, wird die bleibenden Kennzeichen von Kirche haben, aber gleichzeitig auch relevant sein für ihren kulturellen Kontext.

Unter der Lupe

Wenn Gemeindegründungsprojekte wie dieses zehn Jahre lang stattfinden, dann sollten erste Ergebnisse sichtbar sein. Sind sie auch. Das unterstreicht eine Studie der Anglikanischen Kirche von 2013, die 1'000 britische Initiativen betrachtet hat, von denen 518 «Fresh Expressions» (FX) waren. Die Untersuchung unterstreicht unter anderem:

  • 41% der Besucher sind unter 16 Jahren. Dies ist deutlich mehr als in normalen Kirchen und ein hoffnungsvoller Anfang.
  • FX lassen sich in praktisch jedem kulturellen Kontext gründen: in Innenstädten, sozialen Brennpunkten, Vorstädten, Neubausiedlungen oder ländlichen Gebieten.
  • Durchschnittlich werden FX von 25% Christen, 35% ehemaligen Kirchenbesuchern und 40% Nicht-kirchlichen Menschen besucht.
  • 52% der FX werden durch Ehrenamtliche geleitet, viele davon ohne theologische Ausbildung.
  • Insgesamt machen die FX innerhalb der untersuchten Diözesen bis zu 15% der Gottesdienstbesucher aus.
  • Für jedes ursprüngliche Gemeindemitglied, das sich in einer FX engagiert, sind durchschnittlich zweieinhalb dazugekommen. Es geschah und geschieht reales Gemeindewachstum.

«Davon brauchen wir mehr»

Die Church of England befindet sich heute in einer ganz anderen Lage als vor zehn Jahren. Dankbar sehen Verantwortliche Gemeindewachstum statt Kirchenaustritte. Und die Konsequenzen sind klar: Sie haben beschlossen, «Fresh Expressions» weiter zu unterstützen. Wöchentlich sollen vier bis fünf neue Initiativen gegründet werden. Ähnliche Initiativen entstehen übrigens seit kurzem auch in Deutschland und der Schweiz.

Datum: 06.05.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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