Int. Tag des Mädchens

Kindheit durch Zwangsheirat geraubt

Am 11. Oktober feiern wir den Internationalen Tag des Mädchens, doch in Pakistan haben tausende von Mädchen nichts zu feiern. Der Fall der Vierzehnjährigen Maira unterstreicht das Problem der Zwangsbekehrung durch Heirat in ihrem Land.
Mädchen aus dem Nahen Osten
Maira Shahbaz (Bild: ACN International)

2020 wurde Maira auf ihrem Weg zur Schule in der Stadt Faisalabad entführt. Sie wurde misshandelt, erpresst und mit einem viel älteren muslimischen Mann zwangsverheiratet. Das ist kein Einzelfall, sondern vielmehr Beispiel einer ruchlosen Taktik. Alle paar Wochen berichten pakistanische Medien von noch einem Christen- oder Hindu-Mädchen, das durch eine Zwangsheirat zur Abkehr von ihrem Glauben gezwungen wurde.

«Mir wurde gesagt, dass ich Muslima werden müsse»

Auch Maira erzählte: «Ich wurde gewaltsam entführt, gezwungen Dokumente zu unterschreiben, und mir wurde gesagt, dass ich Muslima werden müsse. Ausserdem wurde mir gesagt, dass ich jetzt verheiratet bin und nicht zu meinen Eltern zurückkehren darf. Sie drohten damit, meine Eltern zu töten und meiner Familie etwas anzutun.»

Maira gelang es jedoch, ihrem Entführer zu entkommen. Ihre verzweifelten Eltern gingen vor Gericht, um das Sorgerecht zurückzuerlangen. Doch das Oberste Gericht in Lahore ordnete zunächst an, dass sie ihrem «Ehemann» zurückgegeben werden sollte. Maira wartet nun versteckt, während sich Sumera Shafiq, Partneranwältin der Menschenrechtsorganisation ADF International, für die Annullierung ihrer Heiratsurkunde einsetzt.

#EndForcedMarriage

ADF International unterstützt Mairas Fall und sammelt Unterschriften für einen offenen Brief an den pakistanischen Premierminister Imran Khan. Sie fordern die pakistanische Regierung auf, gegen diese Bedrohung vorzugehen, die insbesondere Mädchen aus religiösen Minderheiten betrifft.

Tehmina Arora, Direktorin der Rechtsabteilung in Asien bei ADF International, sagt dazu: «Niemand sollte aufgrund seines Glaubens verfolgt werden. Doch in Pakistan werden junge christliche Mädchen entführt und durch Zwangsheirat bekehrt. Mairas Fall ist nur ein schockierendes Beispiel von vielen. Wir rufen Unterstützer dazu auf, sich der #EndForcedMarriage-Kampagne anzuschliessen und den offenen Brief zu unterschreiben, um maximalen internationalen Druck auf die pakistanischen Behörden auszuüben und um diese Mädchen wissen zu lassen, dass jemand ihre Stimme hört.»

Lokale Behörden sind oft mitschuldig

Die Praxis der Zwangsbekehrung durch Zwangsehe wird in der Regel durch Entführung, sexuelle Gewalt und Erpressung durchgeführt. Die lokalen Behörden sind in solchen Fällen häufig mitschuldig. Das Gesetz zur Beschränkung der Kinderheirat legt das Heiratsalter auf 16 Jahre fest. Doch die Gerichte folgen nicht immer den gesetzlichen Vorgaben. Die Opfer wurden bei rechtlichen Anfechtungen meist an ihre Entführer zurückgegeben.

Der von ADF International verfasste offene Brief fordert die pakistanische Regierung auf, Meldestellen einzurichten, den Eltern von Minderjährigen das Sorgerecht zurückzugeben und die Polizei und Justiz zu schulen, um Mädchen aus religiösen Minderheiten besser zu schützen.

«Eine Chance, einfach nur Mädchen zu sein»

«Die pakistanische Regierung muss mehr tun, um solche extremen Verletzungen der Grundrechte im Lande zu verhindern», fordert Paul Coleman, Geschäftsführer von ADF International. «Alle Menschen haben das Recht, ihren Glauben frei zu wählen und auszuleben, ohne Gewalt befürchten zu müssen. Alle Staaten müssen sicherstellen, dass ihre Gesetze und ihre Politik im Einklang mit ihren Verpflichtungen zum Schutz der Religionsfreiheit nach internationalem Recht stehen», so Coleman.

Auch Maira appelliert an die pakistanische Regierung, diesem Fall Aufmerksamkeit zu schenken und für eine ordnungsgemässe Strafverfolgung zu sorgen. Denn nur wenn die pakistanische Regierung aktiv gegen diese Menschenrechtsverletzungen vorgeht, haben Mädchen wie Maira die Chance, einfach nur Mädchen zu sein.

Zur Webseite:
ADF International

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Datum: 11.10.2021
Autor: Sofia Hörder
Quelle: ADF International

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