Referententag der HMK

Der Druck nimmt zu – aber die Kirche wächst

«Hilfe für Mensch und Kirche» trägt das gleichnamige Hilfswerk mit Sitz in Thun im Programm. Am diesjährigen «Referententag» der HMK zeigten Verantwortliche aus der ganzen Welt, wie diese Hilfe in vielen Ländern immer nötiger wird – und was sie bewirkt.
Im «gottlosen Land» ist das Interesse an Gott grösser denn je.
Linus Pfister, Leiter der SEA-Arbeitsgemeinschaft Religionsfreiheit. (Bild: HMK)
Kinder im Nahen Osten
Am 8. und 15. November ist «Sonntag der verfolgten Kirche».

Die Zeiten, wo die HMK als «Hilfsaktion Märtyrerkirche» vor allem unterdrückten Christen hinter dem Eisernen Vorhang eine Stimme gab, sind längst vorbei. Das Werk hat sich entwickelt und ist heute in 38 Ländern der Erde tätig.

«Ein bedeutender Teil unserer Arbeit ist nach wie vor die Hilfe für verfolgte Christen, aber auch der Gemeindebau», stellte Geschäftsführer Linus Pfister zu Beginn des Treffens klar. «Auch die Arbeitsbereiche der humanitären Hilfe und der Menschenrechte & Religionsfreiheit sind in den letzten Jahren gewachsen.» Vor einigen Jahren hat die HMK auch Tochtergesellschaften in Grossbritannien, in den USA und in Kanada gegründet. In der Schweiz arbeiten 16 Angestellte, die inkl. Ehepartner «21 Sprachen beherrschen», wie Pfister augenzwinkernd berichtete.

Stellvertretend für viele Arbeitsfelder, in denen das Werk tätig ist, wurde am Referententag, an dem christliche Verantwortungsträger geladen waren, aus vier Bereichen berichtet.

Vietnam: Repressionen in touristischer Traumdestination

«Viele westliche Touristen reisen heute nach Vietnam und sind begeistert, und das zu recht», berichtete Pastor Steve (Name geändert), ein langjähriger Partner der HMK. Im Land mit 94 Millionen Einwohnern, das 8 mal so gross ist wie die Schweiz, ist nach wie vor der Nationalheld Ho Tschi-Minh allgegenwärtig. «Unseren Kindern wird in der Schule beigebracht: Es gibt keinen Gott, ihr habt keine Seele, und mit dem Tod ist Schluss», berichtete Pastor Steve.

Aber die christliche Kirche wächst in Vietnam, obwohl es zahlreiche Übergriffe gibt: «Ich reiste nach Zentralvietnam und wollte eine Gemeinde besuchen. Vier Polizisten folgten mir auf den Fersen, fotografierten und filmten alles, verhörten mich vier Stunden lang und warfen mich dann aus dem Distrikt heraus.» Viele Menschen würden Jesus annehmen, weil sie die Freude und den Lebensstil der Christen sehen und auch so leben möchten. «Wir erleben viele Heilungen von Krankheiten. Wir sind arm und haben keine Ärzte – wenn wir krank werden, wenden wir uns an Gott, und er erhört uns oft und heilt», berichtete Pastor Steve weiter. Häufig komme es vor, dass Leiter ins Gefängnis geworfen und gefoltert würden. Aber die Christen liessen sich in ihrem Eifer nicht dämpfen, und die Kirche wächst im Lande. Die Bewegung, für die er arbeitet, hatte im Jahr 2007 42 Gemeinden; heute sind es 805 Gemeinden und 43'000 Gläubige, die von 857 Pastoren betreut werden.

Jüngerschaftsbewegungen für die Turkvölker

Eno, HMK-Projektleiter Türkei und Zentralasien mit türkischen Wurzeln, trägt seit Jahren die Turkvölker auf dem Herzen, die sich entlang der Seidenstrasse vom Balkan durch ganz Zentralasien bis nach China aufreihen. 260 Millionen Menschen sind von Bulgarien, Mazedonien, Griechenland, der Türkei, Aserbeidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan und anderen bis nach China durch eine gemeinsame Sprachgruppe verbunden. In vielen dieser Länder hat Eno in den letzten Jahren Jüngerschaftsbeziehungen zu örtlichen Christen aufgebaut; Leiter werden geschult, die wiederum andere anleiten. Durch vorwiegend kleine Zellen breitet sich das Evangelium so zellenartig aus.

Die Türkei, sein Geburtsland, ist mit ihren 81 Provinzen und 957 Distrikten ein Hauptziel von Enos Arbeit. «Das Land ist voll von Menschen, die mit der alten Religion abgeschlossen haben und offen sind für Neues», stellt er fest. Er arbeitet dabei grundsätzlich mit Jüngerschaft und Multiplikation. «Wenn wir nur Menschen addieren und einzelne zum Glauben bringen, werden wir es nie schaffen, ein ganzes Land zu durchdringen», ist er überzeugt.

Nach dem Dreischritt «Erkenntnis – Gehorsam – Weitergeben» lernen Christen in den Schulungen, Gehörtes sofort umzusetzen und weiterzugeben, was sie wissen.

So entstehen kleine apostolische Teams, die in Gebiete und Subkulturen ausgesandt werden und selbst-multiplizierbare Gemeinden gründen. «Und wenn das geschehen ist, gehen sie bald wieder in neue Provinzen». Jüngerschaft ist der Schlüssel. «Sie müssen gerade weitergeben, was sie gelernt haben», beschreibt Eno den Prozess und erklärt, was bei ihm vor einigen Jahren seine ganze Sichtweise von Mission verändert hat: «Schaue nicht auf die Äpfel auf dem Baum, sondern schaue auf die Bäume im Apfel.»

Kuba: Von der Regierung angeordneter Aufbruch

Der HMK-Projektleiter für Kuba berichtete ähnliches aus dem kommunistischen Land. Auch hier wächst die Kirche – nicht primär durch grosse Gebäude, sondern durch kleine Zellen. Ironie der Geschichte: Die Regierung selbst hat vor Jahren angeordnet, dass sich nicht mehr als 15 Christen an einem Ort versammeln dürfen. «Also wurden viele, viele kleine Gruppen gegründet, und wenn es zu viele werden, gibt's halt neue Gruppen.» Bis heute sind es vor allem Hauskirchen und kleine Zellen, die in Kuba für grosses Wachstum sorgen (ausführlicherer Bericht folgt).

Aleppo: Christen werden bombardiert, sind aber aktiv am Helfen

Schliesslich berichteten Projektleiter aus arabischen Ländern, in denen Menschenrechte und Religionsfreiheit in der Regel massiv eingeschränkt sind. Aus Algerien erzählte Mohammed (Name geändert), wie er Christ wurde, weil er die Bibel las, um sie zu widerlegen. Diese Lektüre habe ihn total durcheinandergebracht, denn er erlebte die Bibel und die Person von Christus so anders, als es ihm immer dargestellt worden sei. Nachdem er betete «Gott, zeige mir die Wahrheit», habe Christus sich ihm gezeigt, was zu einer ausserordentlichen Freude geführt habe. Seitdem erlebt er, wie sich durch persönliche Kontakte das Evangelium auch in Algerien ausbreitet. «Täglich werden 6-10 Personen in Algerien Christen», werde selbst von säkularen Medien berichtet.

«In Syrien werden Christen nicht nur vom IS, sondern auch von sogenannt moderaten Rebellen unterdrückt und vertrieben», berichtete schliesslich der Nahost-Projektleiter M. Schwab. Im Moment tobe der Kampf um Aleppo, wo «unglaubliches Leid» herrsche. Christliche Stadtviertel würden systematisch bombardiert. «Seit dem 22. Oktober arbeiten die al-Nusra-Front (Al-Qaida-Ableger) und IS zusammen, um die Versorgung von Aleppo abzuschnüren», berichtete er. «Es ist eine grauenhafte humanitäre Katastrophe. Aber die Kirche lebt. Vor allem Christen sind sehr freigiebig. Sie helfen, wo sie können. Sie gehen jeden Tag in die Flüchtlingslager, verteilen Essen und geben humanitäre Hilfe. Das gibt ihnen viel Glaubwürdigkeit bei ihren muslimischen Mitmenschen.» Im Auftrag des Hilfswerkeverbands «Hoffnungsnetz» unterstützt die HMK regelmässig rund 40'000 Inlandflüchtlinge in Syrien und im Irak.

Bis Ende November sind ausländische Projektpartner der HMK noch auf Schweizer Tournee und geben als Direktbetroffene einen Einblick in ihr Leben.

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Datum: 11.11.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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