Eine Arche Noah des Wissens anlegen

Unser Wissen wächst so rasant wie noch nie. Aber, wie das Ganze Wissen aufbewahren? Bücher zerfallen, Festplatten machen schlapp, Software veraltet. Wie speichern wir die gigantischen Datenmengen für unsere Nachwelt? Experten wollen im Internet eine Biblothek für das gesamte Menschheitswissen anlegen – per Mausklick zugänglich für uns alle.

Brewster Kahle hat ein Lebensmotto: «Der Weg zum Glauben ist kurz und leicht, der Weg zum Wissen lang und steinig. Wir können es jedoch schaffen, das gesamte menschliche Wissen online verfügbar zu machen.» Kahle hat drei Millionen Dollar in ein Lagerhaus in Richmond, nördlich von San Francisco, investiert, wo die Sicherungskopien menschlicher Kultur in zwölf Meter langen Schiffscontainern gelagert werden. Er steuert eine Art globale Rettungsaktion: Seine digitale Arche soll das Wissen der Menschheit bergen, ehe es in die Fänge kommerzieller Unternehmen gerät. Oder einfach nur zerbröselt, verschimmelt oder sich sonst wie auflöst. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Ziel unerreichbar

Schätzungen zufolge wurden bisher ungefähr 100 Millionen verschiedene Bücher geschrieben. Brewster hat bisher Platz für ungefähr zehn Millionen in seinen zweistöckig aufeinandergestapelten Containern geschaffen. Viele Bücher sind jedoch so extrem selten oder gar einzigartig, sodass die Chancen auf ein Exemplar gering sind. Der Anspruch, ein Stück von jedem je verfassten Buch zu archivieren, wird also unerreichbar bleiben. Trotzdem kommen jede Woche 20‘000 neue Bücher hinzu, wodurch alle 14 Tage ein neuer Container gefüllt wird.

Die meisten Bücher werden von Universitäten und Bibliotheken gestiftet, die aus Platzgründen froh sind, einen Abnehmer für die Bestände zu finden. Aber auch Privatpersonen spenden viele Bücher. Die Lieferungen werden auf Doppelungen untersucht, bei Bedarf digitalisiert und anschliessend unter optimalen Bedingungen zur Langzeitaufbewahrung in die Lagerhalle gebracht. Über 500‘000 Bücher sind bereits in den Containern konserviert. Brewster will damit einen Beitrag zum Schutz des kulturellen Erbes der Menschheit leisten.

Erweitertes Inventar

Ein anderes ehrgeiziges Konservierungsprojekt verfolgt Brewster schon längere Zeit. Seine Non-Profit-Organisation versucht, eine Kopie aller jemals im Internet abrufbaren Informationen zu speichern.

Durch eine weitere Sicherung, neben den auch in den USA vorgeschriebenen staatlichen Kopien, will er sicherstellen, dass künftige Generationen auf jeden Fall Zugriff auf die Texte haben, egal was mit digitalisierten Versionen oder anderen Originalbeständen passiert. Mittlerweile werden in dem Privatarchiv auch Filme eingelagert. Auch Schallplatten und andere haltbare Tonträger stehen auf der Wunschliste von Brewster. Im Vergleich zu den Anstrengungen im digitalen Bereich, wo beispielsweise schon 150 Milliarden Webseiten archiviert wurden, steht das analoge Projekt allerdings erst am Anfang.

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