Christliche Soft Skills

Vier Dinge, die Sie an keiner Bibelschule lernen

Wer ein Theologiestudium oder eine Bibelschule absolviert, weiss alles. Natürlich würde man das so nicht ausdrücken, doch so ähnlich fühlt es sich an. Bei mir war es jedenfalls so. Aber dann kommt das Leben… Und das bringt einem Dinge bei, die in keiner Gemeinde gelehrt und in keinem Examen abgefragt werden, die aber einen gewaltigen Einfluss darauf haben, wie ich mein Christsein gestalte und welche Auswirkungen dies auf meine Umgebung hat.
Bibelschule (Symbolbild)

Diese sogenannten «Soft Skills» können nicht unterrichtet werden. Trotzdem hat Sozialkompetenz einen hohen Stellenwert in Kirche und Gemeinde. Allerdings entwickelt sie sich nicht automatisch. Einige Bereiche möchte ich hier herausgreifen. Es gibt noch wesentlich mehr, aber diese vier sind ein guter Anfang.

1. Einsatz

Das Wort «Einsatz» in Bezug zum Glauben klingt im Zeitalter der Achtsamkeit anachronistisch. Ist es nicht wichtig, auf mich selbst und meine Grenzen zu achten? Glaube nicht als Leistung zu verstehen und aus der Stille zu leben? Das ist richtig, aber es ist nicht alles. Manchmal muss mein Glaube auch schwitzen, kämpfen und überzeugen. Wenn es darum geht, einen Botschaftsangehörigen zu überzeugen, damit ein Missionar sein Visum bekommt. Wenn es darum geht, mit völlig unterschiedlichen Christen zusammenzuarbeiten, die sonst nie freiwillig in einem Raum wären. Oder wenn es darum geht, anzupacken, damit Liebe praktisch wird.

Mühelos soll das Leben sein, wenn Gott eine offene Tür schenkt? Im Gegenteil. Schon der neutestamentliche Apostel Paulus schreibt aus Ephesus: «Hier hat mir Gott viele offene Türen geschenkt… gleichzeitig sind auch viele Gegner da» (1. Korinther, Kapitel 16, Vers 9). Tatsächlich setzte sich gerade Paulus voll und ganz für Gott ein. Damit bewegte er sich oft am Rande dessen, was rechtlich und gesellschaftlich akzeptiert war. Er bezahlte dafür einen hohen Preis (vgl. 2. Korinther, Kapitel 11, Verse 23-31), aber er gewann ein erfülltes Leben und viele Menschen lernten Christus durch ihn kennen.

2. Klarheit

Wer sich heute als Gerichtsprophet sieht, steht meist auf einer Kiste in der Fussgängerzone und sagt der achtlos vorbeigehenden Menge: «Das Ende ist nah!» Scheinbar tritt man damit in die Fussstapfen seiner grossen Vorgänger im Alten Testament: Jesaja, Hesekiel, Micha und vielen anderen. Doch diese waren nicht in erster Linie seltsam, sie hatten stattdessen Vollmacht, sie bezogen klar und deutlich Stellung zu den brennenden Problemen ihrer Zeit, sie setzten alles an Medien ein, um Aufmerksamkeit zu bekommen, und sie predigten, dass man meinte, direkt vor Gott zu stehen. Meistens richteten sie sich dabei übrigens an Gottes Volk und nicht an die «bösen Heiden» in der Fussgängerzone.

Ich liebe Harmonie. Und ich weiss, dass ich oft mitfühlender sein könnte. Aber inzwischen weiss ich auch, dass es Zeiten gibt, wo ich Unrecht klar beim Namen nennen muss – gerade wenn es innerhalb der Gemeinde geschieht. Vom Apostel Paulus wird erzählt, dass er mitbekam, wie seine lieben Brüder und Mitmissionare den Christen in Galatien Druck machten. Paulus nannte die Gesetzlichkeit rund um das Thema Beschneidung beim Namen – und er war so wütend, dass er seine Kollegen aufforderte: «Dann sollen sie sich doch gleich kastrieren lassen!» (Galater, Kapitel 5, Vers 12). Solche Klarheit hat in der Bibel aber eindeutige Adressaten: Damit richten sich Propheten an die Rechtgläubigen und Bequemen. Die Verzweifelten und Bedrängten dagegen trösten sie. Immer.

3. Durchhaltevermögen

Wenn manche Pastoren von ihren Megagemeinden erzählen, die sie «mal eben schnell» mit ihren Tausenden von Besuchern aus dem Boden gestampft haben, dann kann das ein Zeichen für Gottes Handeln sein. Es ist noch kein Zeichen für ein besonders geistliches oder fruchtbares Leben des Pastors oder der Gemeinde. Das zeigt sich erst beim Durchhaltevermögen.

Mir ist klar, dass Menschen unterschiedlich sind. Dem einen fällt es leichter, Dinge zu starten, dem anderen, Dinge am Laufen zu halten. Ich persönlich fange lieber mit Ideen und Elan etwas Neues an. Trotzdem brauche ich genauso wie jeder andere Christ Durchhaltevermögen, den Blick aufs Ziel. Der Schreiber des Hebräerbriefs beschreibt diese Haltung folgendermassen: «Da wir nun so viele Zeugen des Glaubens um uns haben, lasst uns alles ablegen, was uns in dem Wettkampf behindert, den wir begonnen haben – auch die Sünde, die uns immer wieder fesseln will. Mit Ausdauer wollen wir auch noch das letzte Stück bis zum Ziel durchhalten. Dabei wollen wir nicht nach links oder rechts schauen, sondern allein auf Jesus. Er hat uns den Glauben geschenkt und wird ihn bewahren, bis wir am Ziel sind. Weil grosse Freude auf ihn wartete, erduldete Jesus den Tod am Kreuz und trug die Schande, die damit verbunden war. Jetzt hat er als Sieger den Ehrenplatz an der rechten Seite Gottes eingenommen. Vergesst nicht, wie viel Hass und Anfeindung er von gottlosen Menschen ertragen musste, damit auch ihr in Zeiten der Verfolgung nicht den Mut verliert und aufgebt» (Hebräer, Kapitel 12, Verse 1-3).

4. Humor

Zugegeben, die obigen Punkte haben eine gewisse Schwere. Aber sie helfen mir, meinen Glauben zu erden. Übrigens genauso wie das Lachen. Der Personalverantwortliche einer Missionsgesellschaft sagte mir einmal: «Ich frage alle unsere Bewerber, wann sie das letzte Mal von Herzen über sich selbst gelacht haben. Und ich stelle nur noch solche ein, die mir darauf antworten können.» Warum? Weil Christen, die es mit dem Glauben ernst meinen, sich manchmal selbst zu wichtig nehmen. Aber wenn ich weniger über Ostfriesen, Blondinen und Atheisten lache und mehr über mich selbst, dann verändert sich meine Perspektive: Wenn mich jemand lächerlich machen will, dann bin ich ihm bereits zuvorgekommen. Wenn ich mich in meinem Perfektionismus verkrampfe, dann lockert mich der Blick in den Spiegel merklich auf. Und ganz nebenbei fange ich an, darüber zu staunen, dass Gott mich trotz meiner Unzulänglichkeiten mag.

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Datum: 07.01.2018
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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