EU nimmt "Killerspiele" ins Visier

"Killerspiele" sollen künftig nicht mehr in die Hände von Kindern gelangen.
Meglena Kuneva und Viviane Reding

Die EU-Kommission nimmt gewaltverherrlichende Computerspiele ins Visier. Die verantwortlichen Kommissarinnen Meglena Kuneva und Viviane Reding stellten in Strassburg Vorschläge vor, mit denen sie Minderjährige besser vor sogenannten Killerspielen schützen wollen.

So sollen Eltern deutlicher auf bestehende Altersbeschränkungen hingewiesen werden. Zudem gibt es Überlegungen, ein europaweites System zur Altersbeschränkung einzuführen.

Killerspiele gehören nicht in Kinderhand

"Killerspiele" sollen künftig nicht mehr in die Hände von Kindern gelangen. Die EU-Kommission forderte alle Videospiel-Händler auf, sich bis zum Frühjahr 2010 auf einen europäischen Verhaltenskodex zum Schutz von Minderjährigen zu verständigen. Derzeit gilt ein Flickenteppich unterschiedlichster Gesetze zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in den 27 EU-Staaten. In Deutschland verbotene Gewalt-Videospiele wie "Manhunt" sind in den meisten Ländern frei erhältlich.

Killerspiele stehen in der Kritik, da sie für Gewaltausbrüche von Kindern und Jugendlichen verantwortlich sein sollen. In Deutschland hatte der Amoklauf an einer Realschule im nordrhein-westfälischen Emsdetten im November 2006 den Ruf nach schärferen Gesetzen laut werden lassen. Der 18-jährige Täter galt als Anhänger der sogenannten Killerspiele.

Killerspiel-Diskussion in der Wissenschaft

Die Universität Potsdam hat in einem Langzeitversuch einen Zusammenhang zwischen aggressivem Verhalten und dem intensiven Konsum von Gewaltspielen nachgewiesen. An rund 5000 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellten die Forscher fest, dass brutale Computerspiele aggressive Gedanken und Gefühle beim Spieler auslösen können. Auch Jahre später bestimme der exzessive Konsum von Killerspielen häufig die Aggressionsbereitschaft der Spieler.

Einer Studie der Freien Universität Berlin zufolge führen Killerspiele jedoch nicht unbedingt zu Gewalt. So suchten sich Jungen, die ohnehin ein aggressives Verhalten zeigten, häufiger brutale Spiele gezielt aus. Bei Mädchen, die ihre Aggressivität eher durch Lügen oder Intrigen ausdrücken, sind eher Rollenspiele ihre Lieblingsspiele am Computer. Die Berliner Forscher hatten 278 Grundschüler zu deren Spielkonsum befragt.

Wissenschaftler der US-amerikanischen Purdue University fanden heraus, dass Gewalt-Videospiele unsoziales Verhalten fördern. Die Forscher liessen dazu ihre Studenten am Computer spielen. In einer Version des Spiels waren Gewaltszenen eingebaut. Die zweite Version war gewaltfrei. Nach dem Spielen in Zweierteams sollten sich die Studenten gegenseitig bewerten. Die Studenten, die das Killerspiel gespielt hatten, neigten unmittelbar danach zu unsozialem und egoistischem Verhalten, so das Studienergebnis.

Verstärkte Gewaltbereitschaft

Brutale Computerspiele erhöhen nach den Worten des Kriminologen Christian Pfeiffer die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen. Allerdings setze Gewaltbereitschaft auch ein entsprechendes soziales Umfeld voraus: «Am schlimmsten ist, wenn man gewalttätige Freunde hat.»

Manfred Spitzer von der Universitätsklinik für Psychiatrie in Ulm ist der Meinung: "Also, da muss man sehr klar sagen, dass es diese Zusammenhänge gibt und dass die auch erforscht sind. Wir wissen heute, dass virtuelle Gewalt entweder passiv übers Fernsehen rezipiert wird oder noch schlimmer, aktiv eingeübt am Videospiel, tatsächlich gewalttätig macht." Im ZDF-Beitrag sagte er es noch deutlicher: "Ein friedfertiger Mensch, der viel Videospiele spielt, ist am Ende gewaltbereiter als ein eher gewaltbereiter Mensch, der gar nichts spielt. Das ist nachgewiesen."

Wirtschaftsfaktor

Videospiele sind zu einem der am schnellsten wachsenden Sektoren der europäischen Unterhaltungsindustrie geworden. Für 2008 wird ein Umsatz von 7,3 Milliarden Euro erwartet. Das ist mehr als die Kasseneinnahmen der Kinos. Nur in vier Mitgliedstaaten (Deutschland, Irland, Italien, Grossbritannien) sind bislang aber besonders gewalttätige Videospiele verboten worden.

Kanton Bern auch gegen Killerspiele

Der Kanton Bern will sich mittels einer Standesinitiative auf Bundesebene auch für ein Verbot solcher «Killerspiele» einsetzen. Am 9. März wurde eine dementsprechende Initiative beim Bund einbrachte.

Diese Initiative würde alle brutalen PC- und Videospiele einschliessen Dies bedeutet, dass der Bund sich mit dem Wunsch aus Bern auseinanderzusetzen hat und das ein Verbot solcher Spiele nun auch in der Schweiz kommen könnte.

Alternativen

Christliche Spielentwickler möchten den Millionen Gamern weltweit jetzt gottesfürchtige Alternativen zu Shooter- und Prügelspielen bieten. Eine Handvoll kleinerer Firmen haben sich zur „International Christian Game Developers Association“ zusammengeschlossen.

Datum: 24.04.2008
Autor: Bruno Graber

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