Ashley Rawls

Wunderschön und ganz schön leer

Am Ziel ihrer Träume angelangt, gewann sie einen Schönheits-Wettbewerb. Doch obwohl sie makellos perfekt und wunderschön war, war sie zutiefst unglücklich. Schönheitskönigin Ashley Rawls erzählt von Anorexie, dem Druck perfekt zu sein, und wie ihr Gott aus dem Dilemma half.
Ashley Rawls

Ich glaube, dass junge Frauen unter enormen Druck stehen. Täglich werden wir mit Bildern bombardiert, die uns «perfekte Schönheit» vor Augen halten. Und während wir versuchen diesen Idealen immer mehr zu entsprechen, verlieren wir aus dem Blick, wer wir wirklich sind. Auch mein Leben war von dem Druck geprägt, perfekt zu sein – und das kostete mich fast mein Leben.

Die Träume eines kleinen Mädchens

Ich wuchs in einer kleinen Stadt auf, die für zwei Dinge bekannt war: Football und Miss-Wahlen. Ich erinnere mich, wie meine Eltern und ich jedes Jahr zu diesen Schönheits-Wettbewerben gingen. Die Mädchen auf der Bühne erschienen mir unerreichbar schön, sie waren meine Idole und ich träumte davon, eines Tages auch dort oben zu stehen.

Der Gipfel der Schönheit

In meinem letzten Highschool-Jahr nahm ich tatsächlich an einem Schönheits-Wettbewerb teil. Die Chancen standen sehr gut für mich. Hinter vorgehaltener Hand sprach man von meinem Sieg. Und ich tat viel dafür. Am Anfang der Woche kaufte ich mir auf dem Weg in die Schule fünf Äpfel. Und mittags, wenn alle anderen zum Mittagsessen gingen, setzte ich mich allein in mein Klassenzimmer und ass einen Apfel. Ich wusste, dass ich nicht perfekt war, aber ich musste es werden. Monatelang war ein Apfel am Tag alles, was ich zu mir nahm.

Ich dachte, dass von einer Schönheitskönigin erwartet wird, dass sie perfekt ist. Also musste ich dieses Bild aufrecht erhalten. Nie sprach ich mit anderen über Probleme, ich durfte doch keine Probleme haben! Ich war sehr streng erzogen worden, alles, was ich machte, wurde kontrolliert und man hatte hohe Erwartungen an mich. Wenn jemand aus unserer Familie etwas erreichen würde, dann Ashley!

Ich gewann den Schönheitswettbewerb. Und ich strengte mich weiter wahnsinnig an, um zu gefallen und es allen recht zu machen. Jedes Mal wenn ich versagte und etwas ass, was ich nicht essen sollte, überrollte mich eine Welle der Schuld. Ich war doch gewählt worden um perfekt zu sein!

Im Strudel der Imperfektion

Ich ekelte mich vor mir selbst, wenn ich die Kontrolle verlor. Und ich war an einem Punkt angekommen, wo ich nicht mehr wusste, wie es weiter gehen sollte. Ich wollte andere glücklich machen, doch ich selbst war innerlich voller Schmerz. Dieses perfekte Leben das ich anderen vorgaukelte zerbröckelte. Alles geriet ausser Kontrolle.

Ich hasste mich. Ich hatte es satt so zu leben. Ich hatte es satt nichts zu essen. Und ich entschloss, einfach etwas zu essen.

Ich habe noch genau vor Augen, wie ich mit einer Schachtel Müsli in meinem Appartement sass. Und ehe ich mich versah, ass ich die ganze Schachtel leer. Was hatte ich getan? Ich war verzweifelt.

Ich konnte es nicht ertragen, das viele Essen in meinem Körper zu lassen und versuchte mich zu übergeben. Aber ich konnte es nicht. Also nahm ich meine Laufschuhe, rannte nach draussen und fing voller Panik an stundenlang zu laufen, bis ich endlich das Gefühl hatte, das Essen wieder verbrannt zu haben.

Zurück in meinem Appartement, war ich immer noch wütend auf mich. Ich fand eine Tüte Salzstangen und stopfte in mich rein was davon übrig war. Ich hasste mich dafür. Das Einzige was ich wirklich konnte, war doch mich selbst zu kontrollieren. Und jetzt hatte ich auch noch darin total versagt. Ich trug ein bitteres Geheimnis in mir, von dem nie jemand erfahren durfte. Die Menschen würden sich vor mir ekeln, wenn sie wüssten wer ich wirklich bin.

Am Tiefpunkt angekommen

Ich liess die Rollläden runter, schloss die Fenster, machte das Licht aus, sperrte die Türe ab und sass einfach nur da. Es gab keinen Ausweg. Ich wusste nicht, wie ich jemals wieder normal werden kann oder wie man überhaupt ein normales Verhältnis zu Essen haben kann. Ich konnte nicht einfach etwas essen und es geniessen. Ich fühlte mich elend und ich war am Tiefpunkt meines Lebens angekommen.

Mitten in meiner Dunkelheit spürte ich den Drang, die Bibel aus dem Regal zu holen. Ich schlug sie auf und landete beim Römerbrief, Kapitel 14. Mein Blick fiel auf die Verse 7 und 8: «Niemand lebt für sich selbst und niemand stirbt für sich selbst. Leben wir, dann leben wir für den Herrn und sterben wir, werden wir mit dem Herrn sein. Ganz gleich also, ob wir leben oder sterben: Wir gehören dem Herrn.»

Ich wusste, dass mein Körper ein Tempel ist. Ich wusste auch, dass ich nicht als Gerippe erschaffen wurde. Aber was mir mit einem Schlag klar wurde war, dass Gott da ist und mich liebt wie ich bin. Es war, als wäre Gott mitten in meinem Appartement und als würde er mich und meine Situation nehmen und sagen: «Ich habe dich in meiner Hand und ich habe auch deine Probleme in meiner Hand. Du musst dich nicht mehr kontrollieren, denn ich habe die Kontrolle über dein Leben.» In meiner tiefsten Dunkelheit begegnete mir ein Gott der Liebe, der keine Perfektion von mir erwartete.

Leben mit Jesus

Ich wünschte ich könnte sagen, dass nach diesem Erlebnis alles ganz einfach für mich war. Dass ich mich von meinem alten Lebensstil lösen und mich normal fühlen konnte. Aber ich hatte noch Jahrelang mit Essstörungen zu kämpfen. Doch zu wissen, dass Gott trotz allem bei mir ist, machte es jeden Tag ein bisschen einfacher. Bis zu dem Punkt, an dem ich endlich sagen konnte: Ich bin gesund.

Datum: 28.10.2012
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: iamsecond.com

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