Heilung

Durch welche Macht?

Der Nepali Chanman, der in der Stadt Pokhara eine christliche Kinder- und Jugendarbeit leitet, erkrankte letztes Jahr schwer und schwebte während Tagen zwischen Leben und Tod. Über Heilung äussert er sich pointiert.
Wer hilft bei Krankheit? Die Frage beschäftigt Mütter auf der ganzen Erde.
„Ob ich gesund werde, ist vielleicht gar nicht so wichtig“: Chanman.
Hindu-Tempel in Nepals Hauptstadt Katmandu.

Livenet.ch: Wie sehen Sie Heilung?
Chanman: Dass es Heilung gibt, ist für Hindus nichts Neues. Wir Christen verstehen aber, dass es zwei Mächte gibt, eine helle und eine finstere. Die Frage ist, welche Macht wir in Anspruch nehmen – auch für eine Heilung. Als Christen glauben wir, dass wir die Heilungskraft Gottes, die Macht des Lichts, in Anspruch nehmen dürfen, dass er in unserem Leben wirken und uns durch Heilung in die Freiheit führen will. Aber in unserem Land, wo Hinduismus und Buddhismus vorherrschen und sich vermischen, ist die Präsenz finsterer Mächte unübersehbar. Sie haben in einem gewissen Rahmen ebenfalls Heilungskraft.

Was tun Menschen in Ihrem Land bei einer Krankheit?
Wer bei uns krank wird, geht traditionell zum Schamanen. Dieser macht Heilungsrituale und dadurch geschieht Heilung – mit dem grossen Unterschied, dass es nicht Heilung ist, die in die Freiheit und Unabhängigkeit führt, sondern in eine grössere Gebundenheit durch finstere Mächte. Von Mal zu Mal wird dem Menschen eine grössere Last aufgeladen; es wird schwerer und schwerer, die Last zu tragen, die damit verbundenen religiösen Pflichten zu erfüllen. Da ist einer krank. Er geht zum Schamanen. Er gibt ihm Reis; der Schamane macht ein Heilungsritual. Es hilft vielleicht, vielleicht nicht.

Er wird wieder krank. Nun muss er mehr bringen, denn es gilt, einen höheren Geist in der Geisterhierarchie anzusprechen und günstig zu stimmen. Dies verlangt vielleicht eine Geiss, ein Schaf. So geht das weiter. Je länger das dauert, umso besser muss sich der Schamane in der Geisterhierarchie auskennen, umso stärker müssen die Geister sein, deren Namen er benennen kann, umso tiefer steckt er selbst in der Dunkelheit dieser Geisterwelt. Auch der Kranke gerät immer weiter in dieses dunkle Räderwerk hinein. Nicht nur durch die Kosten, sondern auch, weil Dunkelheit mehr und mehr seine Seele gefangen nimmt.

Werden nach Ihrer Einschätzung viele Menschen durch Schamanen und Heiler depressiv?
Die finanzielle Last nimmt zu. Zweitens wird immer mehr von deinem Leben gefangen, von der Zeit und der Arbeitskraft her. Daher kommt es drittens häufig zu schweren inneren Nöten, zu Verzweiflung und Geisteskrankheit, Depressionen und auch Selbsttötungen.

Wie haben Sie Heilung durch Gott erlebt?
Persönlich erlebe ich die Heilungskraft Gottes in verschiedenen Facetten. Die Bibel spricht von dem Gott, der aus Asche Schönheit entstehen lässt. Joseph fasst seine Geschichte in dem Satz zusammen, dass Gott aus dem Bösen, das geplant war und verübt wurde, Gutes werden lässt – als wäre dies sein Hobby. Ich erlebe tatsächlich, dass Gott aus Bösem Gutes hervorbringt.

Ob ich, wenn ich krank bin, wieder gesund werde, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Am Ende sterben wir alle. Jesus hat auch körperlich gelitten. Entscheidend ist, ob Gottes Pläne in diesem Zusammenhang verwirklicht werden oder nicht, ob er als Sieger hervortritt oder nicht. Wenn ich, wie letztes Jahr, todkrank werde, kommt es darauf an, ob ich mich von seinem Geist so füllen lasse, dass ich bereit bin, Gottes Willen anzunehmen – auch wenn ich natürlich seine Güte im Lande der Lebenden nochmals erleben möchte, wie es ein Psalm sagt. Und ich bin gespannt zu erfahren, wie Gott es diesmal schafft, aus einer verzwickten Situation Gutes hervorzubringen und sein Heil zu erweisen.

Auf dem Krankenbett schenkte er mir letztes Jahr das Gebet der Hoffnung: Herr, was möchtest du aus dieser Situation hervorbringen? Was darf es diesmal sein? Welche Krone darf diesmal aus der Asche erwachsen? Für mich ist es darum das grösste Wunder, dass er mir die Gnade geschenkt hat, in der miserablen Lage voll Hoffnung zu sein.

Artikel zum Thema: Chanman über die Befreiung der Armen in Nepal aus ihrer sozialen Gebundenheit und Misere

Bilder: Schweizer Nepal-Mission

Datum: 23.08.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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