Claas P. Jambors neues Album

Eine Reise durch Schmerz und Trost

Öfters bekommt der Musiker Claas P. Jambor die Rückmeldung, dass seine Songs bei den Hörern Emotionen auslösen, die das in Worte fassen, was sie nicht ausdrücken können. Auf seinem jüngsten Album «Radiate» lädt Jambor zu einer Reise durch Schmerz und Trost ein. Livenet unterhielt sich mit dem Künstler, der unter anderem an «Zeichen der Zeit» beteiligt gewesen war.
Claas P. Jambor
Cover von Jambors Album «Radiate»
Claas P. Jambor

Livenet: Claas P. Jambor, was muss man über Ihr jüngstes Album «Radiate» wissen?
Claas P. Jambor: Oh, das ist gar nicht so eine leichte Frage. Nach meiner letzten CD «Paradise Lane» im Jahr 2010 ging es mir persönlich gar nicht so gut. Das hatte nicht unbedingt was mit dem Album zu tun, aber der Release war nicht so erfolgreich, wie erhofft und gleichzeitig habe ich plötzlich realisiert, dass ich fast konstant seit zwölf Jahren auf Tour war.

Klar liebe ich es, Konzerte zu spielen, aber ich hatte eine echte Sinnkrise und fragte mich: «Warum mache ich das alles?» Ich habe zwar die CD bis zum Schluss getourt, was schliesslich auch noch mal zwei Jahre waren, aber danach ein Angebot von Freunden aus Kansas City und Nashville angenommen und endlich mal eine Auszeit in den USA genommen. Wie es dann manchmal anders kommt als gedacht, habe ich mich in der Zeit in Nashville mit dem Produzenten Tedd T. angefreundet, er produziert unter anderem «For King and Country» und «Faith Hill» und wir haben angefangen, an neuen Songs zu schrauben. Gleichzeitig habe ich in Kansas City mit einer grossen Vineyard Gemeinde ein Studio gebaut, um hier lokale Künstler zu fördern und aufnehmen zu können … ja, und dabei ist diese CD entstanden. 

Was soll Ihre jüngste Produktion auslösen?
Euphorie! Nein, ich hoffe, dass jeder Song etwas Individuelles auslöst. Vielleicht darf ich den Zuhörer ja durch die Musik auf eine kleine Reise mitnehmen, die sowohl Schmerz als auch Trost, Trauer als auch Freude beinhaltet. Wie immer sind meine Texte so was Ähnliches wie Tagebuchauszüge. Nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge und es gibt Seiten in dem Buch, die ich dem Zuhörer nicht zeige. So ähnlich, wie Momentaufnahmen in einem Fotoalbum. Da zeigt man ja auch nur lückenhaft, was eigentlich passiert ist. Ich höre öfters von Leuten, dass meine Lieder Emotionen für sie in Worte fassen, die sie selber nicht ausdrücken können. Das ehrt mich sehr! Ach so - und dann soll es natürlich ein wenig Spass machen, die Platte zu hören.

Worum geht es im Lied «Kiss of heaven»?
Wir haben alle mal kleine oder auch grosse innere Kämpfe. Einige davon können uns bis in die Verzweiflung treiben. Und manchmal muss man, um etwas Neues zu gewinnen, etwas Altes loslassen. Sei es eine Geisteshaltung, eine Liebe oder wie bei mir ein Land. Wenn man über Jahre einer gewissen Hoffnung nachgeeifert ist und an der Schwelle steht, diese loszulassen, um einer neuen anzuhängen, kann das ziemlich beängstigend sein. Auch im Glauben ist es so! Als ich letzten Winter diesen Song geschrieben habe, hätte ich am liebsten alles, was um mich herum greifbar war, an die Wand geschmissen und mich einen Monat lang in der Ecke versteckt, bis ich endlich eine Antwort von Gott auf meine Fragen bekommen habe. Daraus wurde dieses Lied. 

Was steckt hinter «500 Miles», geht es darum mit jemandem statt nur die zweite Meile gleich 499 mitzugehen oder um etwas ganz anderes?
He he …, um etwas ganz anderes! Es geht um eine Fernbeziehung. Meine damalige Freundin wohnte in Süddeutschland und ich in Hamburg - da waren es rund 500 Meilen. Dann zog ich in die USA und es wurden 4'760 Meilen. Und dadurch viel Skype, Telefon, WhatsApp und Flugzeuge. Aber wir haben es überlebt! Sie ist nicht mehr meine Freundin, sondern meine Ehefrau. 

Warum sind Sie von Deutschland in die USA gezogen?
Ich brauchte mal wieder was neues, frischen Wind. Dafür muss man zwar nicht unbedingt gleich über den Atlantik ziehen, aber es ergab sich diese Gelegenheit mit dem Studio. Und ich dachte mir einfach: «Warum nicht mal versuchen?» Wenn es nicht klappt, dann ziehe ich eben weiter. Ich bin kein sesshafter Mensch. Damals in der Band «Zeichen der Zeit» sangen wir eine Zeile: «Wenn der Nordwind nach dir ruft und dich fragt ob du mit ihm ziehst…» Irgendein Wind ruft mich immer wieder. Wer weiss? Vielleicht kommt als nächstes Jamaica oder Pinneberg oder ich bleibe hier mal eine Weile. Das ist immer so eine Sache, wenn man als Christ sagt: «Gott, ich gebe dir mein Leben» … Das kann halt auch mal bedeuten, die Segel zu setzen und loszufahren.

Wann ist für Sie ein Konzert erfolgreich?
Wenn man ein paar Menschen erreicht hat. Natürlich fühlt man sich erfolgreicher, um so grösser das Publikum ist. Aber ich durfte in meinem Leben schon vor vielen Leuten spielen und weiss inzwischen, dass ein kleineres Konzert bedeutsamer sein kann, als eines vor zig-tausend Menschen. Es geht schliesslich um Individuen. Aber ganz ehrlich - die grossen machen schon auch Spass.

Welche Feedbacks nach einem Auftritt bewegen Sie - gibt es ein Beispiel, wo ein Song jemand ganz besonders berührt hat?
Ja, zu viele, um sie aufzulisten. Ich glaube, die schönsten sind, wo sich ein Leben verbessert hat. Auch wenn es nur für den Abend war. Wo ein Schmerz ausgedrückt wurde und vielleicht deswegen nicht mehr so weh tut. Vielleicht sogar in Lachen umgewandelt wurde. Ich habe vor kurzem von einer Tänzerin eine Choreografie zu einem meiner Lieder zugeschickt bekommen. Da hat sich also tatsächlich jemand hingesetzt und mein Hirngespinst von einem Lied noch weiterentwickelt und zu einer intensiveren Schönheit entwickelt. Oder eine Frau, die einen Song von mir während der Geburt ihres Kindes hat laufen lassen. Da weiss man gar nicht, was man dazu noch sagen kann … ich fühle mich geehrt!

Zur Webseite:
Homepage von Claas P. Jambor

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Datum: 27.11.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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