Schulung im Tri-care santé

«Kann ich die Hilfe, die ich gebe, auch selber annehmen?»

Im Rahmen einer Erwachsenenbildungs-Reihe referierte die Kerzerser Lebensberaterin, Autorin und Theologin Simea Schwab Ende Februar im Tri-care santé in Galmiz. Dieses Mal ging es um das Dauerthema «Helfen und/oder Hilfe annehmen».
Simea Schwab
Simea Schwab bei ihrer Schulung im Tri-care santé in Galmiz.

Mit der Absicht, älteren Menschen mehr Lebensfreude und -qualität zu bringen, erweiterte Social Entrepreneur Beat Fasnacht nach der Eröffnung des Körperpflegezentrums im vergangenen Dezember Ende Januar eine Erwachsenenbildungs-Reihe mit ausgewählten Rednern von nah und fern zu lebensnahen Themen.

Helfen

Simea Schwab wurde ohne Arme geboren und berichtete eindrücklich über Episoden aus ihrer Kindheit im Umgang mit diesem Handicap. «Als Kind will man grundsätzlich mithelfen und so erging es auch mir», erzählte Simea Schwab. «Meine Eltern verstanden es, mich gut anzuleiten, so dass ich Schuhe putzen, Wäsche zusammenlegen oder auch Teig kneten konnte – das geht ja auch mit den Füssen.» Hilfe annehmen ist ihr täglich Brot. Das Wissen, dass sie damit Helfenden Sinn, Arbeit und Erfüllung bietet, entlastet Simea Schwab. Mehr als einmal haben ihr Leute gedankt, dass sie ihr helfen durften.

Einfühlsam zeigte die Kerzerserin die beiden Pole Egozentrik und Helfersyndrom sowie den goldenen Mittelweg auf. «Was ist meine Motivation beim Helfen?» ist dabei eine sinnvolle Frage, welche man sich ab und zu selber wieder stellen sollte. Oder, wenn es ans Eingemachte gehen darf: «Kann ich die Hilfe, die ich gebe, auch selber annehmen?»

Hilfe annehmen

Damit sind wir bei der hohen Schule des Annehmens oder Nachfragens um Hilfe. Vielen fällt das schwer, haben es richtig verlernt. Als Kinder konnten sie es viel besser, es war gar natürlich. Das Erwachsenenleben, Prägungen oder die nackte Angst vor der Abhängigkeit lassen uns diese Fähigkeit verlernen. Simea Schwab hat bereits manches gehört zu diesem Thema: «Ich nehme nie, nie, nie mehr Hilfe an!», weiss sie von einer Frau zu berichten, welche in Not war und hilfesuchend schroff abgewiesen wurde.

Oder: «Sobald ich Hilfe in Anspruch nehmen muss, ist das der Anfang vom Ende – oder gar vom Tod.» Dabei wird, wie von Zuhörern bestätigt, im Hilfe Annehmen plötzlich ein schönes Miteinander entdeckt. Nähe, gute Gespräche, neue Ansichten, Menschlichkeit. Ein neues Geheimnis tut sich auf, welches der Individualismus und die Selbstverwirklichung lange verbargen. Damit es nicht bei Eintagsfliegen bleibt, gilt es danach, weiter Geduld zu üben beim Hilfe Annehmen. Und allenfalls verlorengegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.

Kinder als Beispiel

Am Beispiel des Kindes, welches Jesus mal in die Mitte stellte, schloss die Theologin mit einer Kurz-Meditation und dem Schlusssatz: «Gott lässt den gering Geachteten besonderen Schutz zukommen, das Schwache ist Gottes besonderer Augapfel, und Helfen ist eine göttliche Berufung.»

Nächste Veranstaltung:
Dienstag, 13. März 2018: Lachen ist gesund – Francesco Muzio, Lach-Seminare, Bern

Zur Webseite:
Tri-care santé

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Datum: 04.03.2018
Autor: Peter Rahm
Quelle: Tri-care santé

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