«Heimweg 3360»

80 Kilometer-Wanderung mit 33.60 im Geldbeutel

Abenteuer für die Jugendlichen aus Herzogenbuchsee: Von einem unbekannten Ort, 80 Kilometer von daheim weg, müssen sie innerhalb von vier Tagen zurückfinden. Ohne Handy und mit einzig 33.60 Franken im Geldbeutel.
Jugendliche beim Kartenlesen am ersten «Heiwäg 3360»

Organisiert wird das Abenteuer durch die Reformierte Jugendarbeit Herzogenbuchsee. «'Heiwäg 3360' ist ein Trecking-Abenteuer, man wird 80 Kilometer von Zuhause mit verbundenen Augen ausgesetzt. Man ist in einer Gruppe und muss den Weg zurück nach 3360, also Herzogenbuchsee, finden», erklärt Jugendarbeiter Peter Schmid das System. «Man übernachtet irgendwo, muss einen Schlafplatz finden. Dazu fragt man zum Beispiel einen netten Bauern um einen Platz im Heu oder schläft draussen.»

Jährlich ist das Interesse gestiegen. Starteten 2013 rund 40 Jugendliche auf mehrere Gruppen aufgeteilt, sind nun beim aktuellen 80-Kilometer-Marsch mehr als 70 Jugendliche dabei. Manche davon starten in Deutschland oder Frankreich.

Grenzwächter erheitert

Bereits zum vierten Mal dabei ist Alicia Rodriguez (16) aus dem Raum Herzogenbuchsee. «Es ist ein grosses Abenteuer, man weiss nicht was kommt. Letztes Jahr kamen wir zum Beispiel zunächst nicht über die Grenze.»

Schliesslich fand sich doch noch ein Weg. «Wir schliefen dann nahe der Grenze in einem Autounterstand. Die Grenzwache kam dann auch wieder vorbei.» Die hätten das Unternehmen durchaus witzig gefunden.

Alicia Rodriguez weiter: «Oft fragten wir Bauern, ob wir im Stroh schlafen können. Einmal hatte ein Gastgeber kleine Kinder, und die haben uns einen Kuchen gebacken.» Bauern, bei denen man im Heu übernachten wolle, fänden die Idee jeweils lustig. Und die 33.60 Franken müsse man sich eben gut einteilen.

Gruppe versorgt sich gemeinsam

Erstmals unterwegs ist Tanja Wyssmann (12). «Die Distanz stört mich nicht, auch wenn es mal 40 bis 50 Kilometer am Tag sind», berichtet die Schülerin aus dem Raum Herzogenbuchsee. «Ich freue mich darauf, habe aber auch ein wenig Respekt davor, vor allem wenn es darum geht, fremde Leute nach einem Platz zum Übernachten anzufragen.»

Das Geld werde gut eingeteilt und gemeinsam investiert: «Jemand von der Gruppe zahlt zum Beispiel die Sauce und ein Anderer die Spaghetti.»

Nicht allein

Die Teenager sind nicht alleine unterwegs. Jede Gruppe wird von einer älteren Person begleitet. «Der Gruppenleiter hat die Funktion eines Begleiters. Er leitet die Gruppe und kommt dann zum Zuge, wenn etwas nicht gut läuft, etwas gefährlich wird oder man zwei Stunden in die falsche Richtung läuft. Aber er ist nur als Unterstützung dabei, die Gruppe muss alles selber machen – auch den Bauer anfragen», verrät Peter Schmid einen Blick ins Innenleben der Wanderer.

Die 33.60 Franken stehen im Übrigen für die Postleitzahl von Herzogenbuchsee, die 3360 lautet. Die Jugendlichen sind am 14. April gestartet und haben nun vier Tage Zeit für den Rückweg, Handy und Verkehrsmittel sind nicht erlaubt.

Datum: 15.04.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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