Loren Cunningham

„Tun was immer Gott uns aufträgt“

Wer den Gründer von „Jugend mit einer Mission“, Loren Cunningham, interviewt, braucht nicht viele Fragen zu stellen. Der Globetrotter von Gottes Gnaden, der am 19. Mai der JMEM-Basis in Wiler bei Bern zum 20. Geburtstag gratulierte, schwärmt für Weltmission wie eh und je.
Unverwüstlich: Loren Cunningham
Drehscheibe für die King’s Kids: Die JMEM-Basis Wiler im Berner Seeland feierte ihr 20-jähriges Bestehen im Zelt.
Weltweit aktiv: JMEM auf Tsunami-Inseln im Indischen Ozean.
Jugend mit e.M.
Damit Kinder tun, was (nur) sie können: Tolle Stimmung im Kinderzelt in Wiler.
Gottes Stimme hören, damit sein Werk getan wird: Loren Cunningham (mit Übersetzerin)

Livenet: Loren Cunningham, was zeichnet „Jugend mit einer Mission“ (JMEM) aus?
Loren Cunningham: Wir sind eine grassroots-Bewegung mit beiden Beinen auf dem Boden. Wir wollen nichts Grosses vorstellen, aber uns so weit ausbreiten wie möglich. Derzeit sind wir in 175 Ländern weltweit tätig und wachsen weiter. Bald werden wir 20'000 Langzeit-Missionare haben. Im Vergleich zum Vorjahr haben unsere Schulen 12 Prozent mehr Studenten; das Wachstum hält seit der Lancierung der ersten Jüngerschaftsschule 1969 ununterbrochen an. In 140 Ländern gibt es mittlerweile solche Schulen.

Vier Dinge stellte uns Gott vor Augen, als wir JMEM 1960 gründeten, und wir haben daran festgehalten: Wir wollten Jugendlichen Gelegenheit geben, sich in der Mission zu engagieren. Zweitens wollten wir Kurzzeiteinsätze fördern. Weiter sollten junge Frauen sich gemäss ihren von Gott geschenkten Gaben entfalten und auch Leitungsaufgaben übernehmen. Viertens wollten wir die Türe für nicht-westliche Missionare aufstossen.

Das war unzeitgemäss. Ich forschte darum in der Bibel und sah, dass Gott immer wieder junge Menschen gebraucht hat: Joseph war etwa 17, als er nach Ägypten kam; Daniel wurde mit 16 nach Babylon verschleppt. David war etwa gleich alt, als er vor Goliath stand. Gott brauchte auch Johannes Markus, obwohl er von der ersten Missionsreise mit Paulus vorzeitig zurückkehrte; später schrieb er ein Evangelium.

Was ist aus der frühen JMEM-Vision geworden?
Heute haben wir King’s Kids: Kinder und Jugendliche bezeugen Jesus in der Öffentlichkeit. Und daneben Greise. Die Mutter meiner Frau Darlene ist 93 und äusserst aktiv für JMEM. Hunderttausende wirken bei uns jedes Jahr kurzzeitig mit, unterstützt von Langzeitern. Einige von ihnen arbeiten im Nahen Osten, auch in Bagdad. Ohne Unterbruch sind wir in Afghanistan seit über 30 Jahren tätig. Man findet JMEM an einigen Orten, wo man christliche Arbeit nicht für möglich halten würde. Und so wollen wir weitermachen. Tun was immer Gott uns aufträgt, auch unter extremen Bedingungen, mit ganzem Herzen – und unser Leben hingeben.

Wir glauben, dass jeder Mitarbeiter ein Priester ist. Der Reformator Martin Luther hat herausgestellt, dass wir Christen alle Priester sind. Alle können wir Gottes Stimme hören. JMEM konzentriert sich darauf, Christen zu lehren, wie sie auf Gott hören und ihm gehorchen. Es kommt dann nicht auf die Zahl der Mitarbeiter an, sondern auf ihre Liebe. Wir überwinden Menschen mit vollkommener Liebe, die die Angst vertreibt.

Wenn jeder Mitarbeiter den Willen Gottes für sich erkennen kann, wie wird JMEM geleitet?
Wenn Sie meinen, dass menschliche Fähigkeiten den Ausschlag geben sollen, werden sie nicht viel von Gottes Werk, sondern vor allem Menschenwerk sehen. Und dieses vervielfältigt sich nicht im Reich Gottes. Wie Oswald Chambers betont hat, versteht und braucht der geistliche Sinn den natürlichen Verstand; umgekehrt geht dies nicht. Wir haben einen natürlichen Verstand und denken logisch, ich bin vernünftig. Aber mein Verstand ist nur so gut fürs Reich Gottes, wie er vom Geist geführt wird. Manchmal kann ein ganz junger Mensch, der seine Antenne genau auf Gott ausgerichtet hat, Dinge angehen, die weit über sein Leben hinaus weisen. Halten Sie sich vor Augen, wie der junge Graf Niklaus von Zinzendorf vom Geist geleitet wurde. Oder denken Sie an Samuel, der vielleicht fünf Jahre alt war, als er dem alten Priester Gottes Botschaft mitteilte.

Der Heilige Geist muss uns in geistlichen Diensten leiten; nur dann werden wir den grossen Auftrag erfüllen, den Jesus uns gegeben hat. Es wird nicht klappen mit menschlichem strategischem Denken, Management und Kontrolle.

Was hält JMEM zusammen?
Ich habe in Kalifornien Management studiert und einen Master-Degree erworben. Hätte ich JMEM mit diesen Fähigkeiten aufgebaut und zu kontrollieren versucht, wären wir immer noch in Pasadena, nicht wo wir heute sind. Wir sind in alle Länder der Welt gegangen. Über vier Millionen Menschen haben bei JMEM mitgemacht. Sie wurden von der Vision berührt, von geistlich vollmächtigen Lehrern inspiriert und wurden Teil eines Stroms im Leib von Christus, der weltweiten Kirche. Zehntausende Christen, die bei uns waren, sind heute Pastoren. Manche Gemeinden sprühen vor Leben. Sie gehören nicht zu JMEM – wir haben keine Gemeinden, sondern sind eine überdenominationelle Bewegung. Diese Gemeinden erleben einen Strom des Heiligen Geistes, der zu ihnen spricht, sie leitet und Dienste anregt.

Gemäss Management-Theorie kommt es darauf an, Eines zu tun – und es gut zu tun. Die meisten Menschen wissen nicht, was dieses Eine ist. Denn es kommt auf den Heiligen Geist an. Wir lehren an unseren Schulen, seine Stimme zu hören und dann mit Hilfe des Verstands auszuschöpfen, was er gezeigt hat. Dieses Nachforschen und Ausschöpfen bringt Wachstum in Gott. Junge – und ältere – Menschen sollen den Ruf Gott in ihrem Leben entdecken. Wir wollen sie freisetzen, dass sie ihn aufnehmen und erfüllen können.

Wenn Sie akzeptieren, dass dies die Berufung von JMEM ist, dann werden sie eine Vielfalt sehen. Denn Gott hat uns nicht zur Einförmigkeit, sondern zur Einheit berufen. Einheit im Heiligen Geist. Wir haben Dienste, die im Schoss unserer Organisation entstanden, freigesetzt. Hunderte solcher Dienste sind selbständig geworden, auch „Mercy Ships“, nach 25 Jahren. Es war besser für sie, nicht unter dem Schirm von JMEM zu bleiben. Kurz: Wenn wir auf Gott hören und uns in der Umsetzung von seinem Geist leiten lassen, werden wir sehen, wie der grosse Auftrag von Jesus erfüllt wird.

Loren Cunningham (71) und seine Frau Darlene haben JMEM (Youth With A Mission, YWAM) 1960 in Kalifornien gegründet. Loren hat alle Länder der Welt besucht, um christliche Dienste zu lancieren und Christen zu stärken. Zu diesem Zweck gründete er auch die University of the Nations in Hawaii, deren Präsident er ist. Heute liegt die operative Leitung von YWAM bei einem Dreierteam, geleitet von Lynn Green.

Websites
YWAM
JMEM
JMEM Wiler

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Bilder: JMEM Wiler

Datum: 29.05.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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