Lichtblicke 2014

Eine beeindruckende Art mit dem Schicksal umzugehen

Während des Jahres halten sich die Autorinnen und Autoren der Texte auf Livenet.ch und Jesus.ch meist dezent im Hintergrund. In dieser Woche zeigen sie für einmal ihr Gesicht und erzählen von ihrem persönlichen Lichtblick 2014. Heute: Miriam Hinrichs.
Redaktorin Miriam Hinrichs
Tim Shaw verkündet, dass er an ALS erkrankt ist.
Tim Shaw mit Trikot

Bei so vielen ermutigenden Geschichten, ist es echt schwer, nur «einen» Artikel rauszupicken. Aber dann habe ich mich doch relativ schnell für den ehemaligen American Football-Spieler Tim Shaw entschieden.

Sein Schicksal hat mich bewegt und gleichzeitig total ermutigt. Wie ist das, die Diagnose von so einer schweren Krankheit wie ALS zu bekommen? Wie fühlt sich einer, der berufsbedingt das reinste Muskelpaket ist, und dann mitbekommen muss, wie nach und nach die Muskeln versagen, bis er irgendwann nur noch da liegt, geistig voll da, sich aber nicht mehr bewegen kann, nicht mal mehr sprechen…

Was Tim Shaw zu seiner Krankheit sagt, finde ich mehr als beeindruckend. Das Vertrauen, das er auf Gott hat! Die Art, wie er in ihm eine neue Identität gefunden hat! Dass er sogar sagt, es wäre ein Privileg, den Weg zu gehen, den Gott für ihn hat; das macht doch wirklich Mut, die eigenen Umstände beherzt und furchtlos anzunehmen. Danke Tim Shaw, für deine Geschichte!

Zum Text:

Tim Shaw
Lebensmut trotz unheilbarer Krankheit

Er war der ideale Verteidiger. Mit seinen 1,85 m und 107 Kilo war American Footballspieler Tim Shaw ein Muskelpaket, an dem man erst mal vorbei musste. Ausgerechnet er ist an ALS erkrankt. Doch der Profisportler nimmt seine Krankheit unglaublich gelassen.

Noch vor einem Jahr spielte ich in der NFL. Ich war der Kapitän der Tennesse Titans. Football war mein Leben. Der Sport war wie geschaffen für mich und ich wie gemacht für ihn. Sieben Monate nach meinem 30. Geburtstag, beendete ich meine Karriere als Profisportler.

In den darauffolgenden Monaten hatte ich immer wieder Probleme mit meinen Muskeln. Nach einigen Tests dann die schockierende Diagnose: ALS, Amyotrophe Lateralsklerose. Es die Krankheit, die in diesem Jahr durch die «Ice-Bucket Challenge» Aufmerksamkeit erregte. Eine Krankheit, bei der nach und nach die Nerven und Muskeln versagen.

Ich konnte es erst nicht glauben. Und dann schoss mir der Gedanke durch den Kopf, was das für meine Familie bedeuten wird. Es war ein Schock und ich brauchte drei Monate, bis ich die Diagnose öffentlich bekanntgab.

Ich gebe nicht auf
Doch mein Kampfgeist ist immer noch da. Früher gab ich alles für Punkte in der NFL. Heute kämpfe ich dafür, dass die Krankheit möglichst langsam voranschreitet. Ich trainiere, um den Muskelschwund zu verlangsamen und
motorisch möglichst lange fit zu bleiben. Es ist trotzdem nicht leicht und man darf nicht zu hohe Erwartungen an sich haben. Vieles, was ich früher mit links gemacht habe, schaffe ich jetzt schon nicht mehr. Das ist ganz schön hart.

Die Ermutigung, die ich durch mein ehemaliges Team bekomme, ist enorm. Daran kann ich wieder mal erkennen, dass Gott meinen Weg genau geplant hat und mich auch weiter immer führen wird.

Trotzdem fällt es mir schwer an meine Zukunft zu denken und zu begreifen, dass eines Tages der Tag kommen wird, an dem ich im Bett liegen werde und keinen Muskel mehr bewegen kann. Und das bei vollem, geistigen Bewusstsein.

Aber Gott hat mir immer wieder in meinem Leben gezeigt, dass er mich in seiner Hand hält. Er hat die Kontrolle über mein Leben. In der Bibel steht, dass Gott über unser Schicksal entscheidet. Damit habe ich meinen Frieden gefunden. Die Kontrolle abgeben zu können, bedeutet Freiheit. Ehrlich gesagt hatte ich auch vor der Diagnose nicht die Kontrolle über mein Leben. Und warum sollte ich mir Sorgen darüber machen, wann ich sterbe oder was mit mir passieren wird? Alles, was ich tun kann, ist jetzt und heute zu leben.

Wer bin ich jetzt noch?
Viele Jahre lang war ich Tim, der Footballspieler. Die Krankheit hat mir diese Identität genommen. Erst wusste ich nicht, wer ich jetzt sein soll. Aber letztendlich habe ich dadurch meine wirkliche Identität gefunden und die kann mir niemand mehr nehmen: Ich bin ein Kind Gottes. Er hat mich geplant, geschaffen und mich immer begleitet. Daran kann auch ALS nichts ändern.

Jeder von uns trägt unbeantwortete Fragen in sich. Es wird immer Dinge geben, die wir nicht verstehen können. Aber eines weiss ich: Gott gebraucht alle Umstände in meinem Leben. Das ist ein Mysterium. Es ist wie ein Puzzlestück. Es ist zwar nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber dies ist mein Leben und es ist ein Privileg, den Weg zu gehen, den Gott für mich hat.
Gottes Nähe trotz Leid

Immer wieder spüre ich, dass Gott mich aus ganzem Herzen liebt. Manchmal werde ich gefragt, warum ich das noch glauben kann, jetzt wo ich diese Krankheit habe. Ich denke, weil ich eine Beziehung mit Gott habe. Ich glaube, dass Gott mich liebt, trotz aller Krankheit, trotz aller Schuld. So ist Gott für mich. Er wischt meinen Müll weg. Er nimmt mich in seine Hände und sagt: «Tim, ich halte dich, mit allem was dazu gehört.»

Gott hat so viel Gutes für uns getan. Wir sollten aufhören, ihn in schlechten Zeiten anzuklagen. Denn er ist da. Er ist immer für uns da.

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Datum: 18.12.2014
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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