Dän Zeltner

Die drei Dimensionen der Anbetung

Der Begriff «Anbetung» wird von Christen grundsätzlich mit dem Liedersingen im Gottesdienst in Verbindung gebracht. Das ist aber ein ziemlich einseitiger Ausdruck von Anbetung. Denn biblisch gesehen sollen wir dreidimensional anbeten. Darauf hat uns Jesus hingewiesen. Eine Betrachtung von Lobpreis-Musiker Dän Zeltner.
Dän Zeltner, Lobpreismusiker mit Leib und Seele
Stein-Herz in Händen
Dän Zeltner
Worship - Erhobene Hände beim Lobpreis

Ein 3D-Kinofilm unterscheidet sich von herkömmlichen Streifen in Sachen Lebendigkeit und Realitätsnähe. Ebenso nimmt 3D-Worship in Tiefe und Authentizität eindeutig Gestalt an. Jesus wies auf die drei Dimensionen von Anbetung hin, als ihn ein Gesetzeslehrer fragte, was denn das wichtigste Gebot sei: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» (Matthäusevangelium, Kapitel 22, Verse 37–39)

Demut – Dienst – Dankbarkeit

Die erste Dimension von Anbetung ist Demut. Denn Demut bringt uns immer wieder an den Punkt, wo wir uns von Gottes unglaublicher Gnade abhängig machen. Solange wir unabhängig denken und handeln, drücken wir aus, dass wir selbstgenügsam sind und Gott nicht unbedingt brauchen. Den Herrn von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzem Verstand zu lieben, heisst nichts anderes als uns in die Position zu bringen, wo wir unseren Stolz ablegen und uns seiner Liebe ganz hingeben.

Die zweite Dimension von Anbetung ist der Dienst. Wir ehren Gott damit, dass wir anderen Menschen dienen und ihnen so die Güte Gottes nahe bringen. Gott zu dienen ist einfach – er ist schliesslich vollkommen! Aber unvollkommenen Menschen zu dienen, kostet uns Geduld und Barmherzigkeit. Gerade darum ist der Dienst ein authentischer Ausdruck von Anbetung – wir lassen darin das Herz Gottes erkennen, nicht unsere eigenen Empfindungen.

Die dritte Dimension von Anbetung ist Dankbarkeit. Ein Herz, das nicht dankbar ist, vergleicht sich schnell einmal mit anderen und verfällt in Minderwertigkeit. Wir ehren Gott damit, dass wir das wertschätzen, was er in uns gelegt hat. Und ihn preisen mit allem, was wir sind.

Ich träume davon, dass in unseren Gemeinden Demut, Dienst und Dankbarkeit gelebt und gepflegt werden. Dafür habe ich die Worship Academy gegründet und darum werde ich mich ab Sommer 2016 am Theologischen Seminar St. Chrischona im neuen Studiengang «Theologie & Musik» investieren. Es gibt kaum eine Freikirche in der Schweiz – und wahrscheinlich auch nicht in Deutschland –, die nicht in irgendeiner Art und Weise auf ihrer Webseite erwähnt, dass Anbetung im Gemeindeleben einen hohen Stellenwert haben soll. Aber in den wenigsten Kirchen wird Anbetung dreidimensional gelebt. Damit unsere Begeisterung und Leidenschaft für Jesus in unseren Dörfern und Städten sichtbar wird, braucht es nun mal einen ganzheitlichen Ausdruck von 3D-Worship.

Anbetung als Gemeinschaft

Um Gott anzubeten, müssen wir nicht unbedingt in die Kirche kommen. Aber ehrlich gesagt, erlebe ich Gott in gemeinsamen Anbetungszeiten mit anderen Christen als viel grösser, stärker und vielseitiger als in meinen privaten Lobpreiszeiten. In Epheser, Kapitel 1, Vers 23 steht, dass die Gemeinde sein Leib ist, und er in ihr mit seiner ganzen Fülle lebt.
Wenn wir als Leib Christi zusammenkommen, um Gott zu preisen, dann sind wir in
erster Linie nicht einfach Anbeter, sondern Zeugen. Wir können seine Rettung, seine Gnade, seine Liebe, seine Versorgung und seine Macht bezeugen. Fakt ist jedoch, dass jeder von uns Gott anders erlebt. Deshalb wird die Fülle Gottes erst in der Zusammenkunft mit anderen richtig sichtbar. Das Zeugnis anderer Christen erweitert unser Gottesbild und bahnt uns einen neuen Zugang zu Gottes Herz. Ich liebe es, in einer multikulturellen und generationenübergreifenden Gemeinde Lobpreis zu leiten – da erreicht mein Glaube immer wieder neue Horizonte.

Anbetung und verschiedene Stilvorlieben

Wenn wir als Menschen unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Vorlieben zusammen kommen, besteht die Herausforderung darin, dass wir nicht nur einfach in einem Raum vereint sind, sondern auch zu einer geistlichen Einheit finden. Um das zu erreichen, ist die Hingabe eines jeden Einzelnen gefordert, damit die Liedauswahl, der Musikstil, die Lautstärke oder die Gottesdienstform nicht die Geister spalten.

Viele Gemeinden versuchen die Ansprüche der verschiedenen Generationen und Nationalitäten im Worship zu vereinen. Meine Erfahrung zeigt aber, dass die goldene Mitte ein Mythos bleibt. Bei uns in der Equippers Friedenskirche Zürich hat sich die ältere Generation bereit erklärt, der jüngeren Generation den Raum zu geben, damit sie in den gemeinsamen Gottesdiensten ihre Art von Lobpreis ausdrücken kann. Es ist eine Frage der Reife, ob man über einen Musikstil, der einem nicht unbedingt entspricht, hinweg schauen und trotzdem das Angesicht Gottes suchen kann. In der Gemeinde ist es wie im Familienleben: Es geht ums Wohl der Kinder. Als Eltern sind wir gewohnt zu verzichten und tun dies auch gerne, weil die Kinder unsere Zukunft sind.

Junge Menschen brauchen ihre eigenen Siegeslieder

Das Liedgut einer Kirche sagt nicht nur etwas über die demographische Zusammenstellung einer Gemeinde aus, sondern auch über deren Frische im Glauben. Neue Lieder fangen das ein, was Gott gerade tut. Sie sind ein Zeugnis dafür, dass er wahrhaftig und heute immer noch erfahrbar ist! «Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder getan! Er, der heilige Gott, hat einen gewaltigen Sieg errungen» (Psalm 98, Vers 1).

Siegeslieder müssen aktuell sein. Fans sprechen und jubeln meist nur über den letzten Sieg ihrer Fussballmannschaft. Ein Sieg, der mehrere Monate zurückliegt, mag damals bedeutend gewesen sein und wird noch fürs Gesamtklassement angerechnet. Vergangene Siege sind aber weder ein Anzeichen dafür, dass die Mannschaft momentan gut in Form ist, noch tragen sie dazu bei, dass der Fanclub wächst. Es sind die aktuellen Siege, welche die Anhänger daran glauben lassen, dass die eigene Mannschaft den Titel gewinnen wird.

Junge Menschen brauchen ihre eigenen Siegeslieder, sonst werden sie nie im Glauben ihrer Vorväter und Eltern weiter gehen können. Alte Lobpreislieder und traditionelle Ausdrucksformen sind wertvoll zur Erhaltung und Vermittlung des Glaubenserbes. Aber sie stellen der heutigen Generation nur einen beschränkten Zugang zum Herzen Gottes dar. Die Gemeinde von heute braucht aktuelle Siegeslieder in der Sprache, welche die Jungen sprechen. In einem Musikstil, mit dem sie sich leicht identifizieren, in dem sie sich wiederfinden können. Identifikation ist dabei der Schlüssel – weil wir Siegeslieder nun mal mit Stolz und Freude singen wollen.

Zum Autor

Dän Zeltner ist Pastor der Equippers Friedenskirche Zürich und leidenschaftlicher Lobpreis-Musiker. Seine schweizerdeutschen Lobpreislieder werden in vielen Gemeinden gesungen. 2015 gründete er eine Worship Academy. Ab Sommer 2016 wird er auch am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc) im neuen Studiengang «Theologie & Musik» unterrichten.

Zur Webseite:
Dän Zeltner

Zum Thema:
Dossier Musik und Lobpreis
Christlicher Lebensstil: Anbetung – auch jenseits von Musik
Anbetung: Die Gemeinde in den Lobpreis führen
Eine Streitschrift: Worseship - Erbarmen mit der Gemeinde!

Datum: 13.12.2015
Autor: Dän Zeltner
Quelle: Chrischona Panorama

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