Reformationseröffnung in Genf

Bundesrat Berset: «Schweiz war Epizentrum eines Erdbebens»

500 Jahre Reformation. In ganz Europa finden in den kommenden Monaten Jubiläumsanlässe statt. In seiner Rede in Genf bezeichnete Bundesrat Alain Berset die Reformation als «eine Bewegung, deren geistige, kulturelle, gesellschaftliche und politische Dynamik seit einem halben Jahrtausend weite Teile der Welt prägt». Erstmals präsentiert wurde der «Reformationstruck», ein Sattelschlepper, der 67 Reformationsstädte in 19 Ländern anfährt.
Vor dem Reformationstruck in Genf: Kirchenfunktionäre des SEK mit Bundesrat Alain Berset.
Gottfried Locher

Bundesrat Alain Berset betonte bei seiner Rede in Genf die entscheidende Rolle, welche die Schweiz in der Geschichte der Reformation spielte: «Die Schweiz war eines der Epizentren dieses geistigen und gesellschaftlichen Erdbebens.» Berset rief dazu auf, den 500. Geburtstag der Reformation konfessionsübergreifend zu feiern und den Dialog zu vertiefen. Protestanten und Katholiken verbinde weit mehr als sie trenne.

Jubiläumsfeier im Geiste der Freiheit

Wie wichtig der ökumenische Aspekt in diesem Jubiläumsjahr ist, betonte auch der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK), Gottfried Locher. Die Reformatoren von damals hätten nie die Spaltung der Kirche gewollt, sondern die Erneuerung der bestehenden Kirche angestrebt. Für den Kirchenbund steht im Jubiläumsjahr nicht der Thesenanschlag vor 500 Jahren im Vordergrund, sondern die Frage, was die Reformation für die Generationen von heute und morgen bedeutet. «Quer denken, frei handeln, neu glauben»: So lautet der SEK-Slogan zum Jubiläum. Im Kern gehe es um den reformatorischen Freiheitsgedanken, sagte Gottfried Locher. «Alle Menschen sind gleich vor Gott - diese Überzeugung der Reformatoren war vor 500 Jahren eine befreiende Botschaft. Und sie ist auch heute eine Botschaft der Freiheit.» Die Reformation sei sowohl für Reformierte, für Anders- und für Nichtgläubige bedeutsam.

Reformationstruck auf dem Europäischen Stationenweg

Erstmals vorgestellt wurde in Genf der Reformationstruck. Während eines halben Jahres wird der kirchliche Sattelschlepper in ganz Europa unterwegs sein. «Der Reformationstruck, der 19 Länder befährt, macht deutlich, dass die Reformation eine Weltbürgerin ist», so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm. 36 Stunden lang macht der Reformationstruck jeweils an einem Ort Halt, um die lokale Geschichte der Reformation aufzuzeigen. Ziel ist Wittenberg, der Wirkungsort Martin Luthers, wo am 20. Mai 2017 die Weltausstellung Reformation «Tore der Freiheit» beginnt. Die Schweiz präsentiert sich mit einem künstlerischen Konzept. Der Ausstellungspavillon wird von den Basler Architekten Christ & Gantenbein gestaltet.

Genf - Reformationsstadt und Stadt des Friedens

Auf dem Genfer Plaine de Plainpalais, wo der Reformationstruck besichtigt werden kann, findet in den kommenden zwei Tagen ein umfassendes Programm statt - unter anderem ein interkultureller und interreligiöser Abend für die Jugend. «Es geht darum aufzuzeigen, dass Genf gerade auch wegen seiner Reformationsgeschichte zu einer Stadt des Friedens geworden ist», so Organisator und Präsident der Genfer Landeskirche Emmanuel Fuchs. Genf ist Sitz vieler internationaler Organisationen, zum Beispiel vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem knapp 350 unterschiedliche Kirchen mit über 500 Millionen Gläubigen angehören. Für ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit zeigt die aktuelle Kirchenbewegung zur Einheit sinnbildlich auf, «dass es einen Weg gibt zum gegenseitigen Verständnis, zur Versöhnung und letztlich zum Frieden».

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Datum: 03.11.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / SEK

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