Buch «Roots» von ICF-Pastor

Gott besser verstehen durch Blick auf jüdische Wurzeln

Ohne das Judentum wäre der christliche Glaube nicht denkbar. Der Münchner Pastor Tobias Teichen zeigt mit einem ungewöhnlichen Buch, wie junge Menschen einladend für das Thema begeistert werden können. Eine Rezension von Moritz Breckner.
Tobias Teichen ist Pastor im ICF München.
Das Buch «Roots» von Tobias Teichen

Die christlichen Wurzeln im Judentum und das damit verbundene lange und schwierige Alte Testament sind eine Angelegenheit, die unter christlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft ein Nischendasein fristen. Das muss nicht so bleiben.

Der Münchner Pastor Tobias Teichen hat ein Buch verfasst, das hier ansetzt und Abhilfe schaffen kann. «Roots – Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens» ist wie ein modernes Kunstalbum gestaltet, gibt aber gleichzeitig einen tiefen, umfangreichen und theologisch fundierten Blick ins Alte Testament und auf das Wesen Gottes, wie es sich dort darstellt.

Das Alte Testament ist der erste Teil der Bibel

Teichens Buch erklärt ausführlich die Bünde Gottes mit Abraham und Mose und interpretiert sie vom Ende her gedacht durch die «Jesus-Brille». Dem Leser fällt es so leicht, Gottes oft als grausam empfundenes Handeln im Alten Testament zu verstehen, etwa, als er Abraham auffordert, seinen eigenen Sohn zu opfern. Teichens Wertschätzung für das Alte Testament wird deutlich, wenn er sich weigert, die Bibel in Altes und Neues Testament aufzuteilen – stattdessen spricht er vom ersten und vom zweiten Teil der Bibel.

Der Autor spricht seine Leser direkt an und schreibt, wie er bei den Predigten in seiner jungen Gemeinde, der ICF München, spricht. Hier und da könnte ihm das als flapsig ausgelegt werden, doch Teichens unverblümte Fragen und nachvollziehbare Erklärungen nehmen dadurch keinen Schaden. Das heilsgeschichtliche Handeln Gottes wird nachvollziehbar aufgeschlüsselt und auf die persönliche Beziehung jedes Menschen zu Gott heruntergebrochen.

In einem Kapitel greift Teichen die Frage auf, welche Bedeutung der Staat Israel heute für Christen hat. «Ich kenne Christen, die alles super und heilig finden, was Israel macht, und dann gibt es die anderen, die ausschliesslich Kritik am Vorgehen Israels üben», schreibt er, und erklärt, dass über beide Seiten des Konflikts oft pauschalisierende Meinungen verbreitet seien. Teichen schreibt, dass auch die israelische Regierung nicht alles richtig mache, aber benennt, dass der jüdische Staat, die einzige funktionierende Demokratie ihrer Region, in einer schwierigen Lage steckt: «Eingekesselt von Völkern und Organisationen, die sie vernichten wollen, bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig, als sich zu wehren und zu reagieren.»

Das Buch hilft, den Gott der Bibel verstehen zu lernen

Teichen spricht sich klar gegen eine Schwarz-Weiss-Sicht auf den Nahostkonflikt aus. Argumentativ bietet das Kapitel freilich keinen allzu tiefen Einblick in die Thematik, immerhin jedoch wird für die Situation Israels Verständnis gezeigt und der Leser dafür sensibilisiert – das ist mehr, als Rezipienten ausserhalb der Israel-Szene gewohnt sind. Wichtiger ist dem Autor ohnehin die theologische Perspektive, wenn er Gottes Beziehung zu Israel mit dem eigenen Leben als Christ vergleicht: «Wir alle machen Fehler und nicht alles, was wir tun, egal ob auf das persönliche Leben oder auch auf das politische Israel bezogen, steht unter der göttlichen Absolution, nur weil wir zu ihm gehören. Wir haben alle blinde Flecken und versagen an der einen oder anderen Stelle: Es menschelt bei uns und natürlich auch in Israel.»

Wer sich auf «Roots» einlässt, hat die Chance, den Gott der Bibel besser zu verstehen und kennenzulernen, und das auch bei schwierigen alttestamentarischen Geschichten ohne Langeweile oder einen Haufen Fragezeichen vor dem inneren Auge. Einladender und hürdenloser kann die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Wesen Gottes und dem, was ihm wichtig ist, kaum erfolgen.

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Datum: 14.02.2017
Autor: Moritz Breckner
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de

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