Angst vor dem Ende

Der Handel mit dem Weltuntergang boomt

Der 21. Dezember 2012 rückt näher. Angstmacher haben Hochkonjunktur. In der sibirischen Stadt Tomsk bietet eine Festagentur Überlebenspakete an. Bunkerplätze sind heiss begehrt. Die russische Regierung versucht zu beruhigen.
Angst

Kerzen, Streichhölzer, Fischkonserven, Strick und Seife. Dazu Anweisungen für einige Spiele, die keine Langeweile aufkommen lassen sollen. Und einen Notizblock mit Bleistift, zum Schreiben von Briefen in die Nachwelt. So sieht das «Weltuntergangs-Set» aus, das für 890 Rubel oder umgerechnet rund 27 Franken im russischen Tomsk über die Theke geht. In der ursprünglichen Zusammensetzung enthielt jedes Set auch Wodka und Medikamente. Es wurde aber zurückgezogen, weil nicht alle Geschäfte Lizenzen für den Absatz von Alkohol und Pharmaka besitzen.

Vor allem in Russland und der Ukraine glauben viele Menschen an eine bevorstehende Apokalypse. So auch der Ukrainer Andrej Iltschenko: «Für den Weltuntergang kaufen wir Lebensmittel und Schnaps. Dann steigen wir in unseren Bunker hinunter und schliessen feierlich die Luke», erzählt der Student aus der Stadt Dnjepropetrowsk. Weniger gelassen nahm das kommende Ende ein 19-jähriger Mann in der Stadt Dolgoprudny. Nach offiziellen Angaben wurde er durch ein neues Weltuntergangs-Gerücht so stark verwirrt, dass er in Panik vier Menschen mit einer Hantel krankenhausreif schlug.

Die Regierung muss eingreifen

Kein Tag vergeht, an dem Zeitungen und Fernsehsender nicht über den Weltuntergang berichten. Die Stimmungsmache hält Russland so weit in Atem, dass sich die Regierung zu einer Stellungnahme gezwungen sah. «Am 21. Dezember 2012 wird die Welt mit Sicherheit nicht untergehen», so Zivilschutzminister Wladimir Putschkow. «Es ist bewiesen, dass globale Katastrophen nur im Abstand von etwa 10 bis 15 Millionen Jahren eintreffen», beruhigt er seine Landsleute. Die Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta» bringt diese Mitteilung daraufhin auf ihrer Titelseite.

Die russische Regierung warnt davor, dass tausende Betrüger, Pseudozauberer und «Propheten» wie Geier auf der Jagd nach eingeschüchterten Menschen umherziehen würden. Der Handel mit der Angst boomt: Manch schlaue «Geschäftsleute» fahren satte Profite ein. Beispielsweise werden Plätze in ehemaligen Sowjetbunkern teuer verkauft.

Hamsterkäufe wegen Scherz

Die Einwohner des zentralrussischen Städtchens Omutninsk, 1178 Kilometer von Moskau entfernt, sorgten für weltweites Kopfschütteln. Sie plünderten die Regale in den Läden des Ortes und horteten Streichhölzer, Kerzen, Salz, Petroleum-Lampen, Nudeln und Konserven. Für die Panik sorgte ein Artikel der Lokalzeitung «Omutninskije Westi» über einen tibetischen Mönch, der ab dem 21. Dezember eine drei bis vier Tage lange Finsternis prophezeit. Zehn Prozent der Weltbevölkerung würde dabei sterben – wer überlebe, brauche einen Lebensmittelvorrat für zwei Monate. Unfassbar: Dieser kleine Artikel diente nur als Lückenfüller auf der letzten Seite der Zeitung neben dem Kreuzworträtsel in der Rubrik Vermischtes. Die Redaktion hatte schlicht vergessen, die Meldung als Scherz zu kennzeichnen.

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Datum: 10.12.2012
Autor: Tobias Müller
Quelle: Livenet

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