Gottes Verheissungen

Uralte Zusagen, auch heute topaktuell

Ein neues Jahr steht vor der Tür. In all der Ungewissheit, was wohl auf uns zukommen wird, halten sich viele Christen gerne an Versprechen, die Gott uns in der Bibel macht. Doch wie steht es um die Zusagen im Alten Testament?
Weitsicht - Paar mit Hund schaut von Berg aufs Tal runter
John Piper
Bibel

Wir wissen ja, dass Gott derselbe ist, gestern, heute und morgen, und so wird er auch seine Verheissungen einhalten. Doch wenn es um die Zusagen aus dem Alten Testament geht, schlagen die Wellen hoch: Wem gelten sie? Nur dem Volk Israel? Oder auch uns Christen im 21. Jahrhunder? Der bekannte Baptistenpastor John Piper hat sich mit dieser Frage beschäftigt und eine Antwort gefunden:

Ich möchte hier von einem 2-Schritte-Prozess sprechen, der uns Christen dabei hilft, wie wir die Zusagen des Alten Testaments heute im 21. Jahrhundert für uns in Anspruch nehmen dürfen.

Der erste Schritt

In 2. Korinther, Kapitel 1, Vers 20 steht: «Was immer Gott an Zusagen gemacht hat – in seiner [Jesu] Person finden sie alle ihre Erfüllung. Er ist das Ja, und deshalb sprechen wir auch unter Berufung auf ihn zur Ehre Gottes das Amen.» Meiner Meinung nach bedeutet dies, dass in Verbindung mit Christus, dem Messias, Christen alle Zusagen aus dem Alten Testament erben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um dies zu erklären. Eine ist die, dass wenn Christen im Geist mit Jesus Christus, dem Messias, verbunden sind, sie zum messianischen Volk werden, dem wahren Israel, Erben von allem, was dem wahren Israel versprochen wurde.

Das wahre Volk Israel

Im Philipperbrief, Kapitel 3, Vers 3 beschreibt Paulus das so: «Die wirklich Beschnittenen sind wir…» – er spricht hier zu einem nichtjüdischen Publikum – «Die wirklich Beschnittenen sind wir, denn wir dienen Gott unter der Leitung seines Geistes und vertrauen nicht auf unsere Vorrechte und auf eigene Leistungen, sondern auf Jesus Christus...»

Mit «die wirklich Beschnittenen» meint er, dass wir Nichtjuden, die wir mit dem jüdischen Messias Jesus Christus verbunden sind, das echte beschnittene Volk sind, das wahre Israel Gottes, und dadurch alle Zusagen, die den Beschnittenen, dem wahren Israel, gemacht wurden, uns gelten, Juden und Nichtjuden in Jesus Christus.

Verbindung zu Jesus steht über allem

Hier möchte ich etwas einschieben: Dies schliesst nicht die Zukunft von Gottes Plan für die heutigen ethnischen Israelis aus, denn eines Tages werden auch sie an den Messias Jesus glauben und dann werden sie wieder Teil des wahren Israels sein, zusammen mit allen anderen Christen, die zu Jesus Christus gehören. So verstehe ich zumindest das Kapitel 11 vom Römerbrief.

Das ist also der erste Schritt: Wir Christen dürfen ganz rechtmässig die Zusagen und Verheissungen aus dem Alten Testament, die Israel gegeben wurden, in Anspruch nehmen, weil wir in Verbindung und in Einheit mit dem Messias Jesus zum wahren Israel geworden sind.

Der zweite Schritt

Dass der Messias Jesus in diese Welt gekommen ist, sein Opfertod am Kreuz und seine Auferstehung, sein Regieren im Himmel und das, was er mit Autorität gelehrt hat, beispielsweise in der Bergpredigt, all das zusammen verändert die Weise, wie einige der Zusagen aus dem Alten Testament von uns geerbt werden und anzuwenden sind. In anderen Worten: Wenn es im ersten Schritt heisst, dass wir die Erben von allen Verheissungen sind, dann müssen wir aber berücksichtigen, dass diese Verheissungen heute anders erfüllt werden können, weil die Worte und Werke von Jesus Christus die Geschichte verändert haben.

Ein Opfer für alle Zeit

Ein Beispiel: Durch seinen Tod für unsere Sünde ersetzt Jesus effektiv die Arbeit der Priester und die Opfer im Alten Testament und all die zeremoniellen Vorkehrungen, die damit zusammenhingen. Das gesamte Buch Hebräer beschäftigt sich mit dem Thema, aber in Hebräer, Kapitel 10, Verse 12 bis 14 heisst es: «Christus dagegen hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, für immer auf den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite gesetzt… Denn mit diesem einen Opfer hat er alle, die sich von ihm heiligen lassen, völlig und für immer von ihrer Schuld befreit.» Dies bedeutet, dass einige der Verheissungen und Zusagen aus dem Alten Testament heute anders erfüllt werden als zur Zeit des Alten Testaments.

In 3. Mose, Kapitel 5, Vers 16 steht beispielsweise, dass wenn jemand sündigt, er ein Opfer bringen soll, einen Schafbock. «Und worin er an dem Heiligen gesündigt hat, soll er erstatten und ein Fünftel davon noch hinzufügen und es dem Priester geben. Und der Priester soll Sühnung für ihn erwirken mit dem Widder des Schuldopfers,…» und hier kommt die Zusage: «…und es wird ihm vergeben werden.» Vergebung gab es also, wenn ein Schuldopfer geopfert wurde, aber Jesus hat die Arbeit dieses Priesters und das Schuldopfer ersetzt.

Bedeutet dies, dass 3. Mose, Kapitel 5, Vers 16 nicht auf uns zutrifft? Nein, das bedeutet es nicht! Wir nehmen die Lehre des Neuen Testamentes und zwar, wie Jesus das Priestertum erfüllt hat und das Opfer gebracht hat, und wir machen die nötigen Anpassungen und dürfen die Zusage auch für uns in Anspruch nehmen. Diese Zusagen heisst dann in etwa: Unsere Sünden werden uns erst recht vergeben, wenn wir den Opfertod Jesu und das Wirken des Hohepriesters Jesus in Anspruch nehmen (und nicht das Sühneopfer und das Wirken des Priesters im Alten Testament).

Unser Land heilen?

Noch ein zweites Beispiel möchte ich nennen und zwar aus 2. Chronik, Kapitel 7, Vers 14: «Wenn mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich demütigt, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.» Wie können Christen dies heutzutage für sich in Anspruch nehmen?

In Hinsicht auf das, was Jesus im Neuen Testament getan hat, müssen wir mindesten zwei Anpassungen machen. Erstens, «mein Volk»: Das ist heute nicht mehr nur das ethnische Volk der Juden, sondern die Menschen, die durch das Blut des Messias erkauft wurden und im Glauben mit ihm vereint sind.

Ein Volk von Pilgern

Und zweitens, «ihr Land»: Damit ist nicht das Land der Kirche gemeint, es geht nicht um das Land der Kirche in den USA oder in Europa. Warum? Weil die Kirche, die durch das Blut Jesu erkauft wurde, ein Volk von Pilgern ist, das aus Menschen jeder Sprache, jeder Nation besteht. Somit hat die Kirche kein Heimatland ausser dem Himmel und irgendwann einmal die neue Erde. Deswegen dürfen wir von diesem Vers nicht ableiten, dass wenn Christen umkehren, Gott die USA oder Europa heilen wird. So eine Zusage gibt es nicht in der Bibel. Es bedeutet vielmehr: Wenn Christen von ihren bösen Wegen umkehren und Busse tun, sich demütigen und zu Gott beten, dann wird er in der Kirche und durch sie Grosses tun, wie auch immer es ihm gefällt.

Wenn wir diese zwei Schritte beachten, dann dürfen wir voller Vertrauen – auch im Neuen Jahr 2017 – die Verheissungen Gottes der ganzen Bibel für uns in Anspruch nehmen.

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Datum: 01.01.2017
Autor: John Piper / Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / desiringgod.com

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