Ist der Fussballclub «YB» eine Psychosekte?

YB wirbt mit Braut.
YB am Kreuz.
Weihnachten bei einem YB-General?
Die Fans sollen an YB glauben.

Der Fussballclub «Young Boys» wirbt mit dem Kreuz - und ist vielleicht selber auf dem Weg zur Sekte. Auf dieser Linie könnten demnächst sogar «YB»-Fahnen in der islamischen Welt brennen. – Gedanken zur Plakatkampagne des Cupfinal -Verlierers.

Und da soll noch einer sagen, der christliche Glaube male schwarz-weiss. Unsinn. Ein träfer* Stadtberner Fussballclub stellt die Sache richtig und bekennt Farbe: Gemäß den «Young Boys» ist der Glaube mit dem Kreuz gelb-schwarz. Um das «Stade de Suisse» (ehemals Wankdorf) zu füllen, wirbt der Verein mit der Kampagne «Glaube an YB». Dabei werden christliche Symbole von Accessoirs des Teams verdeckt.

* Berndeutsch für „solid“

Fröhlich immerdar

In der Bibel ist YB nicht erwähnt. Damals spielte man auch noch keinen Fussball, * zumindest nicht nach heutiger Regelauslegung, also ohne Schwert und Streitwagen. Simson als Mittelstürmer, Josef im zentralen Mittelfeld als Stratege und Josua, der das Team von der eigenen Abwehrzone nach vorne ins Gelobte Land, in die Offensive, peitscht – eine solche «Achse des Guten» könnte man in Bern aber gut gebrauchen, beträgt doch der Rückstand auf Spitzenreiter Basel inzwischen satte 18 Punkte. Es müsste nur einer dem Simson sagen, dass er nicht – wie zu biblischen Zeiten – die Torpfosten einreissen soll. Bei diesem Team mit lauter Glaubenshelden wäre das Stadion voll, und die Vereinsgeneräle wären fröhlich immerdar.

* Allenfalls könnte man dieses Spiel in der Sintflut-Geschichte wiederfinden. Gott sprach zu Noah: Du gehst in den Kasten, und ich mach den Sturm.

Man singt mit Freuden vom Sieg – Psalm 118,5

Da man mit christlicher Symbolik wirbt, sollte man in der Kirche – pardon – im Stadion, gleich damit weiterfahren und zum Beispiel das Spiel immer mit einem Bibelvers auflockern. Zum Beispiel mit Psalm 118,5: «Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten ...»

Dieser Schuss ging aber am Ostermontag nach hinten los. YB traf im Cupfinal auf Sion. Und während man in Bern in Wohnblocks und Patrizierhäusern lebt, stehen rund um Sion – Berghütten. Die Sittener hatten also die besseren Voraussetzung, um vom Sieg zu singen. Zumal man im Wallis den Club aus der Bundeshauptstadt bereits als die «Ungerechten» identifiziert hat. YB-Everson durfte nach einem Juristen-Wirrwarr spielen, Sion spielte unter Protest – und gewann.

Warum nicht den Halbmond?

Um in China bekannt zu werden, hat YB einen Spieler aus dem Reich der Mitte verpflichtet, Shi Jun. Denn auch «Mittelerde» soll gelb-schwarz lobpreisen. Warum also nicht noch einen Schritt weitergehen?

Auf der Welt leben mehr Moslems als Chinesen. YB könnte also seine Kampagne auch mit islamischen Symbolen durchführen. «Glaube an YB» stünde dann auf dem Plakat, und die Vereinswimpel würden einen Halbmond teilweise verdecken. Die Emotionen des Publikums würden nie dagewesene Höhen erreichen: Protest und Wut von Marrakesch bis Jakarta, bei dem wütende Mobs Vereinsfahnen der Stadtberner verbrennen und «Tod den Ungläubigen!» skandieren – Menschen, die nicht einmal wüßten, wo die Schweiz liegt und wie man «YB» buchstabiert.

Ist YB jetzt eine Sekte?

"Glaube an YB" - ein Fussballclub gibt sich das Flair einer eingeschworenen religiösen Gemeinschaft: Die Anhänger gewanden sich alle in seltsamen Kutten ohne Kragen und tragen bei ihrem Ritus gelb-schwarze Kleider. Es geht sogar so weit, dass viele von ihnen numeriert umherlaufen! Die verschiedenen Strömungen sind sogar angeschrieben. Da gibt es die Yakinisten, den Varela- und Raimondi-Orden und viele weitere.

Schlimm. Auch der klassische Angriff aufs Portemonnaie wird gefahren. Noch bevor sie ins Kirchenstadion einlaufen, werden die YB-Jünger zur Kasse gebeten. Zum Vergleich: In einer christlichen Gemeinde wird das «Opfer» erst im Laufe des Programms eingezogen. Man kann auch gar nichts geben. Wenn YB nun aber schlecht spielt, ist es zu spät. Da ist man sein Geld bereits los. Die Mitglieder sind dann bereits geschröpft. Wie bei einer Psychosekte sind sie leeren Heilsversprechungen auf den Leim gekrochen.

Was dieser Glaube wert ist

Der Glaube an YB nützt tatsächlich nicht viel. Nach einer 1:0-Führung verlor das Team am Ostermontag, 17. April, den Cupfinal gegen den unterklassigen FC Sion im Penaltyschiessen. Als nächstes könnte YB sogar den Europa-Cup verpassen.* Denn am letzten Spieltag subventionierten die Stadtberner den FC Schaffhausen mit drei Punkten, indem man daheim mit 1:2 verlor. Im Match vorher führte das Team gegen Zürich mit 3:0 Toren – und konnte trotzdem nicht «mit Freuden vom Sieg in den Patrizierhäusern der einigermassen Gerechten» singen. Der FCZ schaffte noch den Ausgleich zum 3:3. Auch gegen Schaffhausen überzeugten die Berner weder mit Glaubens- noch mit Spielstärke. Da möchte man die YB-Vereinbosse mit Markus 9,24 anflehen: «Ich glaube, helft meinem Unglauben!»

YB wirbt mit dem Kreuz. Das Kreuz hat den Tod in einem unglaublichen Showdown besiegt – in der Verlängerung, nach drei Tagen. Das Kreuz siegt auch dann, wenn YB verliert.

* In dieser Saison qualifizieren sich in der Schweiz die drei ersten der Meisterschaft sowie der Cup-Sieger für den Europa-Cup. YB ist zur Zeit auf Rang vier. Basel, der FC Zürich und GC belegen die drei ersten Ränge.


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Autor: Daniel Gerber
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