Evangelische Christen im Kosovo

«Albaner brauchen Erneuerung durch Jesus»

Junge Kosovaren finden durch Jesus Christus eine Perspektive fürs Leben. Die wenigen wachsenden evangelischen Gemeinden sind radikalen Muslimen ein Dorn im Auge, wie ein Pastor aus der Hauptstadt Prishtina erzählt.
Warnt vor den Folgen einer Islamisierung Kosovos für Europa: Artur Krasniqi, Pastor in Prishtina.

Artur Krasniqi leitet die 1985 gegründete evangelische Gemeinde in Prishtina, die älteste Kosovos. Der Pastor stammt aus einer ursprünglich katholischen Familie. Sein Vater war während des Militärdiensts in Kroatien 1979 zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommen; sein Onkel, Anton, war der erste Leiter der Gemeinde in Prishtina. Die evangelische Pionierfamilie hat die dramatischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte am eigenen Leib erlebt.

Helfer in Todesgefahr

Als die Spannungen durch die serbische Repression eskalierten, bemühte sich Artur, weiter Notleidenden zu helfen. Bevor 1999 die Bombardierung durch die NATO begann, verteilte er Hilfsgüter in den Dörfern. «Serbische Polizei und Armee waren überall. Wir wurden verhaftet und es fehlte nicht viel, sie hätten mich erschossen.» Artur harrte in der Hauptstadt Prishtina aus, als die serbische Armee bombardiert wurde und 700‘000 Kosovaren nach Makedonien und Albanien flohen. Noch heute ist er dankbar für die Hilfsgüter, die Josef Brüschweiler von der Schweizer Organisation AVC unter grosser Gefahr ins Land brachte. «Es war schrecklich. Niemand besuchte uns – ausser Christen aus der Schweiz. Ich erlebte durch all dies die Treue Gottes. Er kann uns auch in solchen Situationen versorgen und durchbringen.»

Bedrückende Arbeitslosigkeit

Der vier Jahre nach seiner Unabhängigkeitserklärung nicht allseitig anerkannte Staat kämpft mit gewaltigen Problemen, namentlich 47 Prozent Arbeitslosigkeit. Krasniqi dankt der Schweiz und christlichen Hilfsorganisationen wie dem AVC für die grossherzige Hilfe und Unterstützung. Und er drückt die Hoffnung aus, «dass Schweizer Christen verstehen, dass unsere Leute Gott brauchen. Albaner haben eine Leidenszeit hinter sich, sie haben so lange unter Tyrannen gelebt. Sie brauchen Jesus, um erneuert zu werden.»

829 Moscheen, islamistische Agitation …

Die Bestrebungen zur Islamisierung Kosovos geben Artur Krasniqi zu denken. Innert weniger Jahre wurden mit Geld aus dem arabischen Raum und der Türkei Hunderte Moscheen errichtet: «829 Moscheen gibt es heute in Kosovo – vor dem Krieg waren es weniger als 300.» Der türkische Premier Erdogan kam nach Prishtina und forderte eine Revision der Schulbücher, die die Osmanen als Besatzungsmacht beschreiben. Islamistische Demos in den Strassen Prishtinas machen Krasniqi Angst. «Man blockiert Strassen und droht Ladeninhabern, die an Freitagen nicht schliessen wollen.»

… und die EU schaut zu

Dem Pastor gibt zu denken, dass die EU, Schutzmacht des Kosovo, diesem Treiben nicht Einhalt gebietet. «Alle scheinen angesichts dieser Invasion des politischen Islam wie gelähmt.» 97 von 100 Kosovaren verstehen sich als Muslime, doch die meisten wollen keinen politischen Islam, der ihren Weg nach Europa blockiert. Der Mufti von Kosovo hat islamischen Religionsunterricht gefordert – was laut dem Hauptstadtpastor nicht überrascht bei 2000 im Orient ausgebildeten, teils salafistisch gesinnten Imamen, die Arbeit suchen.

22 evangelische Gemeinden

Mittlerweile gibt es im Kosovo 22 evangelische Gemeinden. Sie sind in der Evangelischen Allianz, dem staatlich anerkannten Dachverband mit einer gleichen Zahl an evangelischen Werken und Initiativen zusammengeschlossen. Sie erreichen Teenies und Jugendliche. «Mädchen und Jungen kommen zum Glauben an Jesus Christus, nicht selten mit Unterstützung ihrer Eltern. Manche, die formell Muslime sind, begrüssen es, wenn ihre Sprösslinge zur Kirche gehen. Tief innen wissen sie, dass christliche Gemeinschaft für die Jugendlichen besser ist.»

Kampf um die nächste Generation

Kommen die wenigen evangelischen Christen vonseiten radikaler Muslime unter Druck? «Sie attackieren uns nicht, aber sie wollen uns den öffentlichen Raum nicht zugestehen.» Vor Weihnachten 2011 wollten die Christen wie in Vorjahren in Schulen und Kindergärten Pakete an Kinder verteilen. «Muslime fuhren mit Lautsprechern durch Prishtina und forderten die Leute auf, die Geschenke abzulehnen.» Die Christen wichen in die Dörfer aus. Da warnten Kosovaren mit langen Bärten, offensichtlich in arabischen Ländern geschult, die Menschen davor, etwas von Christen anzunehmen. Es bringe Unglück.

Das Interesse junger Kosovaren am Evangelium ist für radikale Muslime eine Provokation. «Sie wollen nicht, dass wir an die Jugendlichen gelangen. Christen sollen nicht mit Kindern arbeiten und nichts mit Teenies zu tun haben.» Eine Zeitung habe vom «Krieg in der Kinderarbeit» gesprochen und dies empört kommentiert – als gehörte Kosovo zur islamischen Welt. Die kleinen evangelischen Gemeinden haben Kontakte zum Westen, was auch die Regierung weiss, und sind damit ein Hindernis bei der angestrebten Islamisierung.

Datum: 14.03.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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