Ein Hauch von Freiheit

Rohani und die Religionsfreiheit – wird es jetzt besser?

Dank Rohani ist die Islamische Republik freundlicher geworden. Doch eine Verbesserung der Religionsfreiheit könnte ausgerechnet die Anti-Iran-Politik von Donald Trump bringen.
Hassan Rohani und Donald Trump

Ausgelassen feiert die iranische Jugend den durchschlagenden zweiten Wahlsieg ihres Favoriten, des Reformpräsidenten Hassan Rohani, vom 19. Mai. Zwar hat ihr sein innen- und vor allem aussenpolitischer Beruhigungskurs bislang noch kaum materielle Vorteile gebracht, nicht einmal spürbare berufliche Chancen: Immerhin liegt Irans Jugendarbeitslosigkeit bei 27%. Was aber zählt, ist der Hauch von Freiheit angesichts der immer noch tonangebenden klerikalen Politikerkaste.

Gebremste Sittenpolizei

Zeichen eines Ausbruch aus der bisherigen Enge sind bei vielen jubelnden Frauen ihre nach hinten gerutschten Tschador-Kopftücher, die oft sogar als Halstuch zusammengerollt werden. Früher wäre bei einem solchen Verstoss gegen die sittlichen Vorschriften sofort die Sittenpolizei der islamischen Revolutionswächter eingeschritten. Schiitinnen dürfen nämlich das Gesicht, nicht jedoch ihre Haarpracht zeigen.

Rohanis Wiederwahl bringt keine automatische Verbesserung

Rohanis Bestätigung im Präsidentenamt verspricht aber noch keine allgemeine Liberalisierung: Zu mächtig bleiben die schiitischen Geistlichen. Missionare und aus dem Islam konvertierte Christen werden in Iran weiter ein schweres Leben haben. Ihre Zahl nimmt aber unaufhaltsam zu, laut Schätzungen von Open Doors sind es mittlerweile eine halbe  Million. Ihre Lage ist dramatisch, sie werden als «Abtrünnige vom Islam» besonders hart verfolgt. Viele sitzen auch unter Rohani weiter im Gefängnis, werden mit brennenden Zigaretten gefoltert oder bei Scheinhinrichtungen vor die Wahl zwischen Jesus und Mohammed gestellt.

Viele Geheimchristen

Immer mehr Neubekehrte tauchen daher in den Untergrund ab. Sie treffen sich zu Gottesdiensten in versteckten, rasch wechselnden «Hauskirchen». Auf diese haben es aber die schiitischen Revolutionswächter gezielt abgesehen. Während des Präsidentenwahlkampfs fanden besonders viele Razzien statt, aus Isfahan wird eine solche schon zum Beginn der zweiten Amtszeit Rohanis gemeldet. Davon sind neben vorwiegend evangelischen auch katholische Neuchristen betroffen, wie das Beispiel einer Mutter und ihres Sohnes aus dem nordwestlichen Urmia zeigt. Nur wenige Monate nach ihrer Taufe wurden sie am 20. Februar verhaftet und sind seitdem verschollen.

Hoffen auf positiven Einfluss Europas

Doch dürfte es jetzt für Rohanis zweite Amtszeit bessere Ausssichten geben, Irans tapferen Christen beizustehen. Das liegt nicht an dem wiedergewählten Präsidenten, sondern ist durch seine Isolierung, ja Brüskierung von Seiten der neuen amerikanischen Trump-Administration bedingt. Will Präsident Rohani für seine Wählerschaft bessere Zeiten, ist er auf wirtschaftliche Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Nach dem Wegfall der USA, ja ihren neuen Sanktionen gegen Teheran, bleiben für Rohani nur die Europäer übrig, da Russland und China dafür zu schwach sind.

Eine Chance für Protestbriefe

Die Bemühungen der EU um Wiederaufnahme des Menschenrechtsdialogs mit der Islamischen Republik stehen daher unter günstigen Vorzeichen. Auch wird Hassan Rohani künftig an ihn gerichtete Protestbriefe aus der Schweiz und dem übrigen Europa nicht mehr wie bisher achtlos wegwerfen. Das kann er sich in der jetzt wieder exponierten Position Irans nicht mehr leisten...

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Datum: 26.05.2017
Autor: Heinz Gstrein / Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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