Nach «Homo-Ehe»-Entscheid

Megachurch-Bischof: «Die Welt ist halt die Welt»

Viele Evangelikale in den USA sind besorgt bis entsetzt über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die Ehe unter Gleichgeschlechtlichen im ganzen Land anzuerkennen. Aber es gibt auch besonnene Stimmen, die zum Realismus einladen. 
T. D. Jakes

Bischof T.D. Jakes ist Pastor der Megachurch «The Potter's House» in Dallas, Texas und nahm am Sonntag nach der Ankündigung Bezug auf das Ereignis. «Ich bin bombardiert worden von Leuten, die wissen wollen, wie ich über den Entscheid des Obersten Gerichtshofs denke. Nun – ich rege mich darüber nicht annähernd so auf wie es viele Leute tun. Wirklich. Ich denke, dass wir nicht verrückt darüber werden sollten. Die Welt ist halt die Welt und die Kirche die Kirche – und wir müssen den Unterschied verstehen», erklärte der einflussreiche Pastor, Bestsellerautor und Filmproduzent.

Amerika: keine christliche Nation, aber eine Nation mit vielen Christen

«Der Oberste Gerichtshof muss Entscheide aufgrund konstitutioneller Rechte treffen, die für alle Amerikaner gelten. Er diskutiert nicht die Bibel», sagte Jakes vor 13'000 Zuhörern in seinem Gottesdienst. «Ich garantiere euch: Bei ihrer Abstimmung haben sie sicher nicht Römer 1 oder den ersten Korintherbrief in der Hand gehalten und das gegen die Politik abgewogen.» Und er fuhr fort: «Wir haben uns die ganze Rhetorik einreden lassen, als wenn Amerika eine christliche Nation ist. Wir sind keine christliche Nation, aber eine Nation, in der viele Christen leben. Diese Nation wird nicht theokratisch, sondern demokratisch regiert. Wir müssen allerdings sehr wohl aufpassen, dass unsere religiöse Freiheit respektiert und geschützt wird, damit wir nicht in den Mühlen dieser Welt gefangen werden. Hier müssen wir sehr wachsam sein in unserem Ringen mit einer sich ständig verändernden Gesellschaft, die immer pluralistischer wird.»

«Hat das Christentum Zukunft? Das liegt an uns»

«Es ist nicht gesagt, dass das Christentum in Zukunft die dominierende Religion in diesem Land ist», fuhr Jakes fort. «Ich hoffe es. Es liegt an uns. Wir haben aufgehört, Zeugen zu sein und Seelen zu gewinnen, und wir isolieren uns von Menschen, die etwas anderes als wir glauben. Aber Jesus hat gesagt, dass wir in alle Welt gehen und das Evangelium jeder lebenden Kreatur predigen sollen. Darum müssen wir uns als Kirche ändern. Wir müssen hinausgehen und mit allen Arten von Menschen reden, ihnen dienen und unseren Glauben mit ihnen teilen. Ich meine nicht den Sonntagmorgen. Ich meine im Einkaufszentrum, im Laden, beim Coiffeur – es ist Zeit, dass du ein wirklicher Christ wirst, der Menschen für Jesus gewinnt.»

Lieben muss nicht übereinstimmen bedeuten

In einer Fernsehshow war Jakes 2013 von Ophrah Winfrey gefragt worden, woher es käme, dass er beschuldigt werde, Homosexuelle seien in seiner Gemeinde nicht willkommen. Jakes' Antwort: «Das stimmt überhaupt nicht. Aber unsere Gesellschaft sagt, dass man homophob und gegen Schwule ist, wenn man gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ist (…) Das stimmt nicht. Ich soll ja nicht meine Meinung wiedergeben, sondern das sagen, was die Bibel sagt», fuhr der Pastor fort. «Es ist doch nicht so, dass ich mit jemandem gleicher Meinung sein muss, wenn ich ihn liebe. Ich lehne niemanden ab, ich liebe alle Menschen. Ich glaube, dass die Bibel gleichgeschlechtlichen Sex verurteilt, und das muss ich sagen dürfen. Aber ich bin nicht speziell politisch oder irgendwie denominational – das kümmert mich nicht. Ich bin auch nicht anti-schwul oder anti-irgendetwas. Ich möchte nicht als Anti-Mensch wahrgenommen werden. Ich bin dafür, dass Menschen sich ändern und bessern, egal wer und wo sie sind; sie sollen alles tun, was sie können, um alles zu werden, was sie können.»

Bischof T.D. Jakes (58) ist seit 1976 im christlichen Dienst und gründete «The Potter's Church» (Die Gemeinde des Töpfers) 1996 mit etwa 50 Familien. Seither ist die Gemeinde, die sich als «nichtdenominationell, multikulturelle Kirche und humanitäre Organisation» beschreibt, auf etwa 30'000 Mitglieder gewachsen.

TD Jakes Kommentar zur Legalisierung der Homo-Ehe in den USA:

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Datum: 06.07.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / The Christian Post

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