Nordkorea in Afrika

Eritrea verfolgt nun alle Religionsgemeinschaften

In Eritrea hat das Regime mit der allgemeinen Verfolgung der Religionsgemeinschaften» begonnen.
Eritreische Christen (Symbolbild)
Don Mussie Zerai, Eritreischer römisch-katholischer Pfarrer.

Dies berichtet der , der seit Jahren die eritreischen Auslandsgemeinden in Europa betreut, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur «Fides». Das Ziel sei klar: Man wolle deren Einfluss auf die Gesellschaft untergraben und zwar durch das Verbieten sozialer kirchlicher Aktivitäten.

Seit 1995 sei in Eritrea ein Gesetz in Kraft, demzufolge der Staat alle sozialen Aktivitäten für sich vereinnahmt. Diese dürften nicht von privaten Institutionen oder gar von religiösen Einrichtungen durchgeführt werden.

Bisher sei das Gesetz nicht sehr streng angewendet worden, weshalb das Netzwerk der von den Religionsgemeinschaften (eritreisch-orthodoxe Kirche, römisch-katholische Kirche in Eritrea, evangelische «Mekane Yesus»-Kirche*, islamische Glaubensgemeinschaft) angebotenen Dienstleistungen nicht ernsthaft beeinträchtigt wurde. In den letzten Monaten habe sich dies jedoch rapide geändert.

Viele Christen unter Flüchtlingen

In verschiedenen Städten des Landes wurde die Schliessung von fünf römisch-katholischen Kliniken angeordnet, berichtete Don Mussie Zerai. Ein Seminar in Asmara sei geschlossen worden, auch orthodoxe und muslimische Schulen hätten ihre Türen schliessen müssen. «Es ist für die Menschen nicht einfach, dagegen zu rebellieren», erklärte der Priester im Gespräch mit «Fides»: «Die muslimischen Proteste beispielsweise wurden mit Waffengewalt gestoppt.»

Don Mussie Zerai macht auch immer wieder darauf aufmerksam, dass ein grosser Prozentsatz der «Bootsflüchtlinge», die von Libyen nach Italien übersetzen wollen, Christen sind (vor allem aus Eritrea und Äthiopien), während die «öffentliche und politische Meinung in Europa überall Muslime sieht».

Schlimmer als Nordkorea

«Viele Schweizer befürworten die Rückführung von Eritreiern in ihr Heimatland. Doch welchen Terror sie dort erleben, ist den wenigsten bewusst», schreibt Nicolas Saameli im Internetportal «20 Minuten».

«Isayas Afewerki, Präsident auf unbegrenzte Zeit und Generalsekretär der einzigen erlaubten Partei von Eritrea, hat in den letzten 15 Jahren eine Diktatur errichtet, die als eine der autoritärsten der Welt gilt.» Unter seiner Führung habe sich das Land vom einstigen Hoffnungsträger zum 'Nordkorea von Afrika' entwickelt, in dem laut Saameli tausende politische Gefangene in Kellerverliesen und fensterlosen Schiffscontainern in der Wüste eingesperrt werden, wie Amnesty International (AI) berichte.

Viele Informationen seien aus dem afrikanischen Staat nicht zu bekommen. Im Pressefreiheits-Ranking von «Reporter ohne Grenzen» stehe Eritrea auf dem letzten Platz von 180 Ländern – noch hinter Nordkorea.

Ein «Journalistengefängnis»

«Die treibende Kraft hinter der Zensur in Eritrea ist dabei klar Afewerki», sagt Bettina Büsser, Sprecherin von Reporter ohne Grenzen. Die Organisation bezeichnete das Land laut «20 Minuten» als «grösstes Journalisten-Gefängnis von Afrika».

«Ein schlechtes Bild macht Eritrea auch bei der Nahrungsversorgung. Im Welthungerhilfe-Index der deutschen Hungerhilfe belegt die Nation den zweitletzten Platz», so Saameli. Auch hier werde deutlich, mit welcher Skrupellosigkeit Afewerki gegen das eigene Volk vorgeht.

Anmerkung:

*Die äthiopische evangelische Kirche Mekane Yesus wurde 1959 gegründet. Der Name «Mekane Yesus» kommt aus der äthiopisch-orthodoxen Kirchensprache heisst übersetzt: Der Ort Jesu.

Die Mekane-Yesus-Kirche ist aus Reformbewegungen innerhalb der orthodoxen Kirche und aus der Arbeit lutherischer Missionen aus Schweden, Deutschland, Norwegen, Dänemark und den USA hervorgegangen.

Anfang 2013 beschloss die Kirche die Partnerschaft mit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika und der Schwedischen Kirche zu beenden. Grund ist die Position dieser Kirchen zur Lebensgemeinschaft homosexueller Paare.

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Datum: 19.01.2018
Autor: Willy Gautschi
Quelle: Livenet / 20 Minuten / Pro Oriente / Fides

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