Transformation Schweiz

Der Unterschied vor Ort

Christen sollen einen Unterschied machen, wird oft gesagt. Am naheliegendsten wäre es, wenn sie diesen Unterschied vor Ort schaffen würden – in ihrem Dorf oder ihrem Stadtquartier. Wie dies konkret geschehen könnte, hat Karl Sieghartsleitner vor 30 Jahren in Steinbach an der Steyr (Österreich) gezeigt.
Steinbach an der Steyr (Österreich)
Cover des aktuellen Magazin INSIST

Er hat mit seinem Modell der werteorientierten Ortsentwicklung weltweit Wellen geschlagen – bis in die Schweiz.

Eine greifbare Glaubenserneuerung

Eine Massenkarambolage im Nebel auf der Autobahn von Österreich in Richtung Mailand – und die darauf folgende lange Suche nach Hilfe im Niemandsland der Po-Ebene neben der Autobahn – machte dem ehemaligen Bauernsohn und damaligen Manager erstmals den Strukturbruch im ländlichen Raum bewusst. Er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Gleichzeitig brachte der Tod eines Elternteils den katholisch erzogenen jungen Mann ins Grübeln. Antworten fand er beim Evangelisten und Gemeindebauer Klaus Eickhoff.

Sieghartsleitner erlebte eine Glaubenserneuerung und fragte Gott, wie er ihm am besten dienen könnte – als Erneuerer der katholischen Kirche oder als Gemeindepräsident seines aussterbenden 1'200-Seelen-Dorfes. Ihm wurde klar, dass er sich für das Amt als Bürgermeister melden sollte – und wurde gewählt.

Aufgrund seines von der Hoffnung geprägten Glaubens und inspiriert von kirchlichen Gemeindebau-Prinzipien im Sinne von Klaus Eickhoff durchbrach er die damalige politische Kultur seines Dorfes mit einem konsequent werteorientierten Ansatz. Und schaffte so den Wiederaufschwung des Dorfes. Dieser werteorientierte «Steinbacher Weg» wurde in der Folge zum Vorbild für viele europäische Gemeinden – mit Ausstrahlung bis nach Japan.

Steinbach für die Schweiz

Seit Ende der 90er-Jahre kamen auf Initiative des VBG-Instituts (heute: Institut INSIST) immer wieder Gruppen aus der Schweiz nach Steinbach, um vor Ort zu lernen, wie die Transformation eines Dorfes aufgrund von christlichen Werten geschehen kann. Daraus resultierten der auf die Schweiz zugeschnittene Ansatz der werteorientierten Dorf-, Regional- und Stadtentwicklung (WDRS) und ein Netzwerk von heute etwa 300 Menschen, die sich politisch, beruflich oder als Bürger und Bürgerinnen für die werteorientierte Entwicklung vor Ort einsetzen wollen.

Unterdessen liessen sich verschiedene politische Gemeinden von diesem WDRS-Ansatz inspirieren. Verschiedene Kommunalpolitiker brachten Elemente dieses Ansatzes in die eigene Gemeinde ein. Und immer mehr Kirchgemeinden und Freikirchen liessen sich an Tagungen und Seminaren vor Ort von den Prinzipien der werteorientierten Ortsentwicklung anstecken, um als kirchliche Institution und über die eigenen Mitglieder den Unterschied vor Ort ausmachen zu können. Unterdessen gibt es auch in der Schweiz viele Beispiele, die den WDRS-Ansatz illustrieren können und zur Belebung und Erneuerung von Dörfern und Stadtquartieren geführt haben.

Ansteckender Glaube

Der Einsatz für die werteorientierte Ortsentwicklung führt zu Berührungspunkten mit andern Menschen, die ihr Engagement zwar nicht christlich begründen, sich aber von christlichen Werten – und mit der Zeit vielleicht sogar von Christus selber – gerne inspirieren lassen.

Am Anfang steht in der Regel die Vernetzung der Christen in Dorf- und Quartiergeben und jährlichen Christentreffen. Aus dem Gebet heraus entstehen dann Visionen und Strategien, die mithilfe einer Spurgruppe in konkreten Projekten umgesetzt werden können.

Fazit: Wenn alle Christinnen und Christen ihren Auftrag vor Ort wahrnehmen würden, wäre einer an Christus orientierten Transformation der Schweiz Tür und Tor geöffnet. Dazu braucht es aber die Begabungen aller Christinnen und Christen vor Ort, sei es als Eltern und Lehrkräfte, als Gewerbetreibende, Berufsleute, Freizeitakteure oder als politische Amtsträger in Kommissionen, Parlamenten und Exekutivbehörden.

Hanspeter Schmutz ist Publizist und Leiter des Instituts INSIST. Diesen Artikel hat er für das Magazin INSIST geschrieben.

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Datum: 12.03.2018
Autor: Hanspeter Schmutz
Quelle: Magazin INSIST

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