Zum Tod von Helmut Kohl

«Der Glaube gehört zu Europa»

Helmut Kohl (87†), der sechste Bundeskanzler der Republik Deutschland, ist am Freitag gestorben. Nach seiner Amtszeit riet er Christen, ihren Glauben kraftvoll zu leben. «Der Glaube gehört zu Europa», sagte der nun von der Presse als Europapolitiker gewürdigte CDU-Spitzenpolitiker einst im Mainzer Dom. Er kritisierte, dass Gott in der EU-Präambel nicht vorkommt.
Helmut Kohl († 16. Juni 2017)
Helmut Kohl
Angela Merkel schreibt ins Kondolenzbuch für den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl

Helmut Kohl wird als Europapolitiker geehrt. «Die europäische Idee stand im Zentrum des politischen Wirkens von Helmut Kohl», berichtet die deutsche «Tagesschau», die ihn mit den Worten «Ich möchte ein Haus Europa» zitiert. Und der «Spiegel» würdigt: «Helmut Kohl: Kanzler im Dienste Europas.»

«Der Glaube gehört zu Europa», sagte Altkanzler Helmut Kohl vor geraumer Zeit. Er rief Jahre nach seiner Kanzlerschaft Europas Christen auf,  ihren Glauben «kraftvoll, tolerant und gesprächsoffen zu vertreten.» Das Christentum gehöre zu Europa, betonte er damals in einem Vortrag im Mainzer Dom.

Das «C» war wichtig

Das «C» in der Abkürzung «CDU», die für «Christlich demokratische Union Deutschlands» steht, bedeutete Helmut Kohl etwas. So kritisierte er beispielsweise das Fehlen eines Gottesbezugs in der Präambel der vorgesehenen EU-Verfassung. Er bedauerte, dass es dafür keine Mehrheit im EU-Konvent gegeben hatte.

Regelmässig besuchte Kohl unter anderem Gottesdienste im Speyrer Dom. «Trotz seiner gesundheitlichen schweren Einschränkungen ist er immer wieder in unseren Dom zur Mitfeier eines Gottesdienstes oder zu den grossen Veranstaltungen Unserer Europäischen Stiftung Kaiserdom, die ihm so viel verdankt, gekommen», hielt Bischof Karl-Heinz Wiesemann 2015 in einer Laudatio fest, die Helmut Kohls Bezug zum Speyrer Dom beleuchtete.

Zuflucht in Kirche

Seine Eltern waren tiefgläubig gewesen und gaben ihm dieses Fundament mit auf den Weg. Karl-Heinz Wiesemann: «Der christliche Glaube gab ihm wohl einen Grundoptimismus mit», obschon dieser schon früh stark herausgefordert wurde, etwa durch den Tod seines älteren Bruders Walter, der im Krieg als Soldat gefallen war.

Helmut Kohl nannte den Speyrer Dom «meine Hauskirche». Nicht zuletzt wegen dem Zweiten Weltkrieg. Dass sein liebstes Ehrenamt jenes des Chefs der «Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer» war, lag auch an seinen jungen Jahren: In den Kriegsjahren fand er in dem romanischen Gotteshaus Schutz vor Fliegerangriffen.

100'000 Juden – dank Kohl

Auch jüdische Vertreter nehmen Abschied vom Altkanzler. Dieser habe den Weg für die Einwanderung von Juden in die Bundesrepublik frei gemacht, sagte Josef Schuster, Präsident des jüdischen Zentralrats. Kohl habe damit wesentlich zu einer neuen Blüte der jüdischen Gemeinschaft beigetragen.

«Die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder hat sich seitdem auf rund 100'000 verdreifacht. Auch dies ist ein bleibender Verdienst Helmut Kohls», berichtet Josef Schuster.

Schuster erinnerte daran, dass Kohl 1997 für sein Engagement den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden erhalten habe.

«Dankbar für das christliche Zeugnis»

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagt zum Tod von Helmut Kohl, dass die Kirche Deutschlands «dankbar für sein christliches Zeugnis ist. Europa wollte und konnte er aus seinen christlich geprägten Überzeugungen heraus gestalten». Er habe den Mensch in den Vordergrund gestellt.

Auch die Evangelische Kirche Deutschlands würdigte Helmut Kohl – deren Vertreter bekunden in einem Schreiben: «Ohne das Vertrauen, das Helmut Kohl bei vielen Politikern in aller Welt genoss, wäre die deutsche Einheit nicht so schnell und so friedlich zustande gekommen.»


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Datum: 19.06.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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