Das ICH und sein Gehirn

Sir John C. Eccles
Im Gehirn ist kein Konvergenzzentrum feststellbar, wo Entscheidungen getroffen und Zukunftspläne kreativ erarbeitet werden.

Nobelpreisträger Sir John Eccles glaubte an Gott und an eine übernatürliche Ordnung, die über die Gesetze der Natur hinausgeht und mit dem Verstand nicht zu erklären ist. In seinem letzten Buch «Wie das Selbst sein Gehirn steuert» (Piper Verlag 1992) setzte er unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Quantenphysik den endgültigen Schlussstrich unter seine Lebensarbeit: das Leib-Seele-Problem. Er erbrachte dabei den neurophysiologischen Nachweis, dass das ICH (auch das Selbst, das Bewusstsein, der Geist oder die Seele genannt) überhaupt nicht identisch mit der Gehirnmasse sein kann.

Die zwei Wissenschaftler von Weltruf, der Philosoph Sir Karl R. Popper und der Gehirnphysiologe, Nobelpreisträger Sir John C. Eccles wollten die grossen Fragen des Leib-Seele-Problems völlig neu aufrollen. Sie waren zutiefst überzeugt, dass die Wissenschaft bisher die Verbindung zwischen Leib und Seele viel zu oberflächlich untersucht hätte und daher gar nicht in der Lage sei, das Problem überhaupt zu beurteilen.

Das ICH verfügt nach Eccles vielmehr völlig frei und unabhängig über das Gehirn. Alle gegenteiligen Behauptungen seien Dogmen, Utopien und ohne jegliche Realität. Gott wirke in seiner Schöpfung immer nach gleichen Normen, ähnlichen Konzepten, die klar, einfach und beeindruckend grossartig sind. In einem Interview mit der Zeitschrift FOCUS sagte Eccles: «Das Geheimnis unserer Existenz ist grösser, als wir es uns je vorstellen können und lässt sich nur religiös beantworten» (FOCUS 16/1995, Seite 150).

Wo sind Geist und Seele angesiedelt?

Die Arbeiten von Eccles, Sherrington, Popper usw. haben dazu geführt, dass die Fragen über das Leib-Seele-Problem höchste Priorität bekamen. In der Sonderausgabe «50 Jahre Max Planck Gesellschaft 1948-1998» (MPG-Spiegel Nr. 2/1998) beschäftigte sich Wolf Singer, geschäftsführender Direktor des Max Planck Instituts für Hirnforschung, Frankfurt/Main, unter dem Titel «Auf dem Weg nach Innen» auch eingehend mit dem Leib-Seele-Problem. Wolf Singer kommt dabei zum Ergebnis, dass solange man die mit diesem Problem zusammenhängenden faszinierenden Rätsel nicht lösen kann, es keine geschlossene Hirntheorie geben wird:«Wie müssen wir mit der Tatsache umgehen, dass im Gehirn kein Konvergenzzentrum feststellbar ist, wo Entscheidungen getroffen und Zukunftspläne kreativ erarbeitet werden, wo das «ICH» zu Hause ist und das Bewusstsein seinen Sitz hat und wo Geist und Seele angesiedelt sind? Aus materialistischer Sicht gesehen ist daher unsere Persönlichkeit, unsere Einzigartigkeit nicht zu erklären» (MPG-Spiegel 2/1998, Seite 34).

Göttliche Schöpfung

Die Antwort auf Wolf Singers Fragen hat John Eccles bereits im Jahre 1992 in seinem Buch «Wie das Selbst sein Gehirn steuert», Seite 261/262 wie folgt gegeben: «Da materialistische Lösungen darin versagen, unsere erfahrene Einzigartigkeit zu erklären, bin ich gezwungen, die Einzigartigkeit des Selbst oder der Seele auf eine übernatürliche, spirituelle Schöpfung zurückzuführen. Es ist die Gewissheit des inneren Kerns einer einzigartigen Individualität, die keine andere Lösung als eine ‘göttliche Schöpfung‘ zulässt. Ich gestehe ein, dass keine andere Erklärung haltbar ist; –weder die genetische Einzigartigkeit mit ihrer fantastischen und unmöglichen Lotterie –noch abweichende Umwelten, anhand derer unsere Einzigartigkeit nicht bestimmt, sondern nur modifiziert wird. Diese Schlussfolgerung ist von unschätzbarer theologischer Bedeutung. Sie unterstützt entschieden unseren Glauben an die menschliche Seele und ihren wunderbaren Ursprung in einer göttlichen Schöpfung.»

Der Nobelpreisträger Sir John C. Eccles war ein begnadeter Wissenschaftler und Kämpfer. Er gilt als bedeutendster Hirnforscher des 20. Jahrhunderts. Er starb am 2. März 1997, 94-jährig, im Tessin und verabschiedete sich von Freunden und Bekannten mit Worten aus der Bibel:
Ich habe den guten Kampf gekämpft. Ich habe den Lauf vollendet. Ich habe Glauben gehalten. Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben (2. Timotheus, Kapitel 4, Sätze 7 und 8).

Gekürzt und redigiert: Livenet, Antoinette Lüchinger

Buchhinweis: «Wissenschaftler entdecken Gott»
Dr. rer. pol. Eduard Ostermann Hänssler Bildband 2001, D-Holzgerlingen
ISBN 3-7751-3335-8

Autor: Dr. rer. pol. Eduard Ostermann Hänssler

Datum: 17.02.2004
Quelle: Reflexionen

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