McCain und Obama im Glaubenstest

Rick Warren hat John McCain zu Gast…
…nachdem er Barack Obama befragt hat.

Mit der landesweit ausgestrahlten Befragung der beiden Kandidaten hat der Saddleback-Pastor und Bestsellerautor Rick Warren die religiöse Grundierung der US-Politik hervorgehoben.

Barack Obama und John McCain wurden von Warren am Samstag nacheinander interviewt, wodurch ein Streitgespräch vermieden wurde. Der bekannteste amtierende Pastor des Landes stellte den beiden dieselben Fragen zu Leiterschaft und Verantwortung, Weltanschauung, Moral und Glauben und der Rolle der USA in der Welt. Warren leitete die Interviews ein mit der Bemerkung, die Amerikaner müssten lernen, verschiedene Meinungen zu vertreten, ohne einander zu verteufeln. Die politischen Debatten seien mit Anstand und Bürgersinn (civility) zu führen.

Glauben ist Demut vor Gott

Beide Politiker bekannten sich im Gespräch mit Warren zum Glauben an Jesus Christus. Christ zu sein, bedeute für ihn, „demütig vor Gott zu wandeln“, sagte Obama. Jesus sei für seine Sünden gestorben. McCain erklärte, sein Glaube an Jesus bedeute für ihn, dass er gerettet sei und ihm seine Sünden vergeben seien. Am meisten beeindruckt habe ihn, wie während seiner Gefangenschaft in Vietnam ein Wärter an Heiligabend ihm heimlich die Fesseln gelöst und ein Kreuz in den Schmutz gezeichnet habe. „Einen Moment lang waren wir einfach zwei Christen, die diesen Augenblick teilten“, so McCain.

Unterschiede bei Abtreibung

Mit solchen bildstarken Auskünften beeindruckte der 71-Jährige, während Obama wie üblich überaus beredt agierte. Deutliche Unterschiede zeigten sich beim Thema Abtreibung. McCain erklärte knapp, das menschliche Leben beginne mit der Empfängnis und folglich habe das Kind ab diesem Moment Menschenrechte. Obama wollte dagegen diesen Zeitpunkt nicht bestimmen. Er sprach sich für das Recht der Frau auf Schwangerschaftsabbruch aus. Er glaube nicht, dass eine Frau eine solche Entscheidung leichtfertig treffe. Ob nicht die Politik primär darauf hinarbeiten müsse, dass weniger abgetrieben werde?

Das Böse ist real

Auf die Frage, ob das Böse existiere, antwortete Obama, es werde immer Böses in der Welt geben. Allerdings seien einzelne Menschen nicht in der Lage, das Böse auszulöschen: „Das ist Gottes Aufgabe.“ Der Demokrat sprach indes vom Teufel, der auf den Strassen Amerikas tobe und nach dem jeder in seiner eigenen Seele forschen müsse. McCain assoziierte mit der Frage den Terroristen Osama Bin Laden und den islamistischen Terrorismus. Als Präsident werde er Bin Laden notfalls bis zu „den Toren der Hölle“ verfolgen.

Aus Versagen lernen

Befragt nach der grössten moralischen Verfehlung der USA zu seinen Lebzeiten meinte Obama, dass sich sein Land noch immer nicht an dem Jesus-Wort orientiere: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan". McCain bezeichnete das Scheitern seiner ersten Ehe als sein grösstes moralisches Versagen. Er sei damals "ein sehr unvollkommener Mensch" gewesen. Das grösste Versagen der USA bestehe vielleicht darin, "dass wir uns nicht grösseren Dingen gewidmet haben als unseren eigenen Interessen".

McCain prägnant

Politische Beobachter erachteten die Antworten des Republikaners John McCain als wirksamer im Ringen um die Stimmen wertkonservativer und bibelorientierter Wähler in den USA. Bei den weissen Evangelikalen, die ein Viertel der Wählerschaft stellen, liegt McCain nach Umfragen mit 67 Prozent weit vor Obama (24 Prozent). Die Saddleback Church von Rick Warren in Südkalifornien ist mit angeblich 22‘000 regelmässigen Besuchern die viertgrösste Megakirche der USA.

Das Transkript der Befragung von Obama und McCain durch Warren
Pressemitteilung des Veranstalters

Quellen: Livenet / Kipa, idea, NZZ

Datum: 19.08.2008

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