Fast 10'000 Leiter in Hannover

Bill Hybels: «Aufopfernde Liebe ist der Kern der Leiterschaft»

Der Willow Creek Leitungskongress hat am 11.02.2016 in der TUI Arena in Hannover mit fast 10'000 Teilnehmern gestartet. Bill Hybels, Pastor der Willow Creek Communitiy Church in Chicago, sprach unter anderem über den Kern von Leiterschaft: Aufopfernde Liebe.
Bill Hybels
Willow Leitungskongress in der TUI Arena Hannover
Worhsip-Band an der Willow Creek-Konferenz

Zweieinhalb Tage nachdenken und inspirieren lassen für die Zukunft der Kirche, darum geht es beim Willow Creek-Leitungskongress in Hannover, zu dem sich fast 10'000 Teilnehmer in der TUI Arena versammelt haben. Knapp die Hälfte der Besucher stammt laut Willow Creek Deutschland aus den evangelischen Landeskirchen, die anderen Teilnehmer kämen grösstenteils aus evangelischen Freikirchen.

Was sind meine blinden Flecken?

Es hat Tradition, dass Bill Hybels, Gründer und Pastor der Communitiy Church in Chicago, den Leitungskongress eröffnet. So war es auch diesmal. Hybels sprach über die «nicht greifbaren Eigenschaften», die für Leitungsaufgaben wichtig sind. Ausdauer auf der Langstrecke gehört dazu. Mit ein Grund, warum Leitungspersönlichkeiten wie Abraham Lincoln, Nelson Mandela, Gandhi oder Martin Luther King so grosse Spuren hinterlassen haben, sei ihre Zähigkeit gewesen. «Wie eine 'kleine, zähe Lokomotive' Spielsachen über die Berge einer Modelleisenbahn transportiert, ist es Aufgabe von Leitern, mit Ausdauer die Hürden zu meistern.»

Wichtig sei auch eine richtige Selbstwahrnehmung: Viele übersehen ihre blinden Flecken, sind blind dafür, dass sie gerade nicht gut darin sind, was sie für ihre Stärken halten. Dies habe oft fatale Folgen für Organisationen: «Eine schockierende Anzahl von Leitungstragödien gibt es aufgrund von solchen Dynamiken», so Hybels. Er empfiehlt deshalb, Kollegen, Vorgesetzte und Freunde zu fragen: Was sind meine blinden Flecken?

Hybels erzählte auch von einem blinden Fleck in seinem Leben, den er lange nicht entdeckt habe. Er sei immer stolz darauf gewesen, dass er in Krisenzeiten gelassen und ruhig bleiben konnte. «Ich dachte immer, ich könne sehr souverän mit Druck umgehen, so dass kaum jemand merkt, wenn ich am Limit meiner Kräfte bin. Doch das war eine Selbsttäuschung.» Eine Mitarbeiterin in der Kirche habe ihm geholfen, diesen blinden Fleck aufzudecken. Sie habe ihm erklärt, dass er die Leute jeweils auf eine Achterbahnfahrt schicke und schuften lasse wie verrückt, wenn er selbst unter Druck stehe. Ein Freund von ihm bestätigte dies und entlarvte den blinden Fleck damit endgültig: «Bill, wir alle merken, wenn du unter Druck stehst!»

«Aufopfernde Liebe lässt kein Herz unverändert zurück»

Nachdem der Willow-Pastor als weitere «nicht greifbare Eigenschaften» den Erfindergeist, die Sinnstiftung und die schnelle Auffassungsgabe erklärt hatte, kam er auf die wichtigste Eigenschaft zu sprechen: die aufopfernde Liebe, nach Hybels‘ Einschätzung der Kern von Leitung. Aufopfernde Liebe besitze die Kraft, Beziehungen zu verändern und Gemeinschaften zu formen.

«Spüren deine Leute deine aufopfernde Liebe?», fragte er die Leiterinnen und Leiter in der TUI Arena. Diese Art der Liebe lasse ein Herz nie so, wie sie es aufgefunden habe. Er habe in seinem Leben viele Leiter getroffen, die diese aufopfernde Liebe leben. Prägend sei für ihn persönlich sein Professor Dr. B. gewesen. Dieser habe jeweils oft und gerne über das Potential und die Schönheit der Kirche gesprochen. «Das hat mein Herz sehr bewegt.» Und diese Begeisterung für die Kirche sei so stark geworden, dass er eines Tages allen Mut zusammengenommen und bei Dr. B. an die Tür geklopft habe. «Für Dr. B. hätte ich nur ein 21-jähriger Nobody sein können, der eine lästige Frage zur Kirche stellen will. Doch stattdessen lud er mich zu sich nach Hause ein und investierte sein ganzes Herz in mich. Das nenne ich aufopfernde Liebe!» Noch heute – 40 Jahre später – sei Dr. B. ihm ein Freund und Begleiter. In der Nacht vor dem Leitungskongress habe er eine E-Mail von seinem Mentor erhalten. Darin stand: «Lieber Bill, ich weiss, dass du morgen an einer Konferenz in Hannover sprechen wirst. Mein Herz ist bei dir, ich liebe dich wie einen Sohn!»

Diese Art der Liebe lasse kein Herz unverändert, betonte Bill Hybels zum Schluss seines Vortrags. «Wenn Leitende diese aufopfernde Liebe an den Tag legen, verändert dies das ganze Team.» Jeder könne diese Dynamik in einer Organisation spüren. Nicht Vision oder Strategie sei das Wesen von Leitung, sondern aufopfernde Liebe. Das werde immer das Wesentliche bleiben. Deshalb machte Hybels Mut: «Fordere dich selbst heraus, der beste Leiter zu sein, der du nur sein kannst, denn es lohnt sich, Liebe zu leben am Arbeitsplatz, in der Schule, Gemeinde und Nachbarschaft!»

Der Willow Creek Leitungskongress in Hannover dauert noch bis zum Samstag, den 13. Februar. Weitere prominente Redner sind Christine Caine, Pastorin der Hillsong-Gemeinde in Australien; Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald; Leo Bigger, Gründer der International Christian Fellowship (ICF) und Pastor von ICF Zürich.

Zur Webseite:
Willow Creek Deutschland

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Datum: 12.02.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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